Hochwasserlage weiter kritisch - Kabinett beschließt Soforthilfe
Die Hochwasserlage in Tschechien ist weiterhin sehr angespannt. Zwar sind zahlreiche Pegelstände in der Nacht zu Freitag leicht gesunken; Meteorologen rechnen jedoch mit neuen Regenfällen. Die Regierung hat für die betroffenen Gemeinden unterdessen finanzielle Hilfen bereitgestellt. Thomas Kirschner mit einem Überblick über die Lage.
"Die Moldau-Staustufen reichen derzeit aus, um die Moldau in Prag unterhalb des kritischen Niveaus zu halten. Natürlich steht nirgendwo geschrieben, dass das unbedingt so bleiben muss. Nichtsdestotrotz: Bis Samstag gilt in Prag die zweite Hochwasserwarnstufe."
Und das heißt: Keine direkte Bedrohung für die tschechische Metropole. Schlimmer sah die Lage am Freitagmorgen unter anderem am Oberlauf der Elbe aus, wie der Sprecher der Stadtverwaltung Usti nad Labem / Aussig mitteilte:"In den nächsten Stunden müssen einige dutzend Einwohner aus dem unmittelbaren Gefahrenbereich evakuiert werden. Derzeit sind sieben Häuser überschwemmt. Die Umleitung des Eisenbahnverkehrs funktioniert sehr gut. Der Rettungsdienst hat auch in den Stadtteilen auf der anderen Elbseite Notunterkünfte vorbereitet, und das für den Fall, dass sie bei einer Sperrung der Elbbrücken vom Zentrum abgeschnitten werden."
Bei weitem keine Entwarnung gibt es auch für die südmährische Thaya, wo tausende Menschen die Nacht nicht in ihren Häusern verbringen konnten. Premierminister Jiri Paroubek machte sich am Donnerstagabend ein Bild von der Lage in Znojmo / Znaim. Dabei traf er auch auf deutliche Kritik an dem Krisenmanagement:Die Gemeinden würden erst eingebunden, wenn das Wasser bereits in die Stadt laufe, sagte der Znaimer Bürgermeister Pavel Balik. Der Leiter des zuständigen Flusswirtschaftsbetriebes Morava / March wurde inzwischen von Landwirtschaftsminister Jan Mladek abberufen.Auf einer Sondersitzung am Donnerstagabend hat das tschechische Kabinett daneben über Soforthilfe für die betroffenen Gemeinden entschieden: 380 Millionen Kronen, rund 12,5 Millionen Euro sollen zur Verfügung gestellt werden. Das Geld können die Gemeinden auch für zinslose Kredite an betroffene Haushalte verwenden, informierte Arbeits- und Sozialminister Zdenek Skromach. Für die Haushalte bestehe zwar kein Rechtsanspruch, aber Geld sei ausreichend vorhanden, so Skromach weiter.