Aha! -- Schweizer Verlagshaus nimmt Konkurrenz im tschechischem Boulevardsektor auf
Bis vor kurzem war das Boulevardblatt Aha! aus dem Verlagshaus Ebika eine Sonntagszeitung, seit dem 1. März erscheint sie in Tschechien täglich. Herausgeber ist der Schweizer Unternehmer Sebastian Pawlowski, der in Tschechien bereits die Wochenzeitungen Tyden, Instinkt und Nedelni svet betreibt. Silja Schultheis hat ihn gefragt, was ihn dazu veranlasst hat, sich jetzt auch auf den heiß umkämpften Markt der Tageszeitungen zu begeben.
"Wir haben gesehen, dass die Sonntagszeitung Aha! sich auf dem Markt besonders gut etabliert hat - wir verkaufen im Schnitt immer so um die 120.000 Exemplare - und haben gesehen, dass es offensichtlich neben der Zeitung Blesk einen Platz gibt für eine zweite Boulevard-Tageszeitung."
Neben Blesk gibt es ja seit dem letzten Jahr noch zwei weitere Boulevard-Blätter - Sip und Superspy. Ist dieser Markt nicht schon ein bisschen eng geworden?
"Es kommt ja nicht nur darauf an, einfach eine Boulevardzeitung herauszugeben, sondern es geht vor allem darum, wie man sie macht. Ich glaube, wir haben einen Riesenvorteil gegenüber anderen: Wir haben eine große Zahl leitender Redakteure von Blesk übernommen, die also schon zuvor eine gute Boulevardzeitung gemacht haben. Und weil wir die besseren Leute haben, werden wir glaube ich auch den längeren Atem haben."
Sie haben eine ziemlich massive Werbekampagne in den öffentlich-rechtlichen Medien gestartet mit dem einfachen Slogan: Aha! je lepsi - Aha! ist besser. Wodurch sind Sie besser, wenn Sie mit denselben Redakteuren arbeiten wie zuvor Blesk? Was ist bei Ihnen anders?
"Es geht damit los, dass wir alles, was vulgär ist, vermeiden. Dass wir eigentlich mehr mit den Lesern gehen als die Leute zu schockieren. Wenn Sie sich die Druckqualität beider Blätter ansehen, wird Ihnen auffallen, dass Aha! sehr viel farbiger ist, einfach frischer aussieht. Es richtet sich an eine etwas jüngere, wohlhabendere Zielgruppe als Blesk."
Gibt es irgendwelche Vorbilder im Ausland, an denen Sie sich orientieren?
"Wir haben uns natürlich Daily mail sehr genau angesehen, weil es sehr erfolgreich ist, haben uns Sun angesehen. Es gibt Elemente der deutschen BILD-Zeitung, die wir versucht haben zu übernehmen. Aber wir wollten natürlich auch ein eigenes Produkt schaffen."
Wie sieht Ihre Bilanz nach 10 Tagen Aha! aus, welche Reaktionen haben Sie auf die neue Tageszeitung bekommen?
"Es sieht so aus, als wenn wir unser Auflagenziel erreichen, sprich dass wir von Montag bis Samstag eine etwa gleiche Auflage haben wie am Sonntag. Das war für den ersten Schritt eigentlich das, was wir wollten. Von der Konkurrenz habe ich Reaktionen der Art bekommen, dass etwa der Verlag Vltava-Labe-Press besonders unfreundliche Artikel über meine Immobilienprojekte in Prag schreiben lässt, das gleiche tut man auch beim Ringier-Verlag. Aber das ist vielleicht einfach Teil des Konkurrenzkampfs."
Ein ausführliches Gespräch mit Sebastian Pawlowski über sein Engagement in der tschechischen Medienszene bringen wir am 24.3. in der Sendereihe "Im Spiegel der Medien".