Grenzüberschreitende Zusammenarbeit: Südböhmen - Niederbayern
Stichwort "Grenzüberschreitende Zusammenarbeit": In den tschechisch-deutschen Grenzgebieten tut sich etwas, und das schon seit Jahren. Vergangene Woche etwa fand in der Nähe des Grenzübergangs Stozec - Haidmühle bereits das 16. Treffen von Vertretern Südböhmens und Niederbayerns statt, bei dem traditionsgemäß Bilanzen gezogen und Zukunftspläne geschmiedet werden. Zugegen war auch der deutsche Botschafter in Prag. Filip Cerny, Redakteur des Tschechischen Rundfunks in Ceske Budejovice / Budweis, hörte sich für Radio Prag auf dem Treffen um.
Am Treffen waren unter anderem auch der südböhmische Regierungschef Jan Zahradnik und sein niederbayrischer Amtskollege Walter Zitzelsberger beteiligt. Nach Meinung des Letzteren haben sich die Kontakte zwischen den beiden Grenzregionen im vorigen Jahr wesentlich intensiviert. Und wo sieht er die Schwerpunkte?
"Sehr wichtig ist für uns die Zusammenarbeit im Bereich Schule und Bildung, weil ja die Kinder zusammenkommen sollen. Im vergangenen Jahr war der Höhepunkt dieser Zusammenarbeit der Auftritt niederbayrischer Berufsschulen auf der traditionellen Messe von Budweis. Wir haben uns sehr darüber gefreut, dass sehr viele Menschen unseren Messestand besucht und mit unseren Schülern sowie Lehrern gesprochen haben. Sie waren sehr an unserer Arbeit interessiert."
Planen Sie auch etwas Konkretes für das neue Jahr?
"Wir werden sicher auch in diesem Jahr auf der Messe in Budweis auftreten, vielleicht mit einer anderen Schule und mit anderen Projekten. Vorgesehen ist nach wie vor zum Beispiel auch die Fortsetzung unserer Zusammenarbeit im Tourismus. Wir haben unter anderem vor, einen gemeinsamen Kulturführer zum religiösen Leben in Bayern und in Böhmen herauszugeben."
Für den deutschen Botschafter Helmut Elfenkämper war die Teilnahme an diesem Treffen auch der erste offizielle Besuch Südböhmens. Hat er auch eine persönliche Beziehung zu dieser Region?
"Ich hatte bisher noch keine, aber es entwickelt sich bestimmt sehr schnell. Als Tourist war ich bisher nur ganz kurz im Oktober in Cesky Krumlov / Krumau. Ich habe aber eine persönliche Beziehung zur regionalen Zusammenarbeit aus meiner früheren Funktion, insbesondere in der Zusammenarbeit mit Frankreich, die ein großes Beispiel sein kann, darunter auch trilateral zwischen der Schweiz, Frankreich und Deutschland, oder zwischen Luxemburg, Frankreich und Deutschland. Ich komme aus Westfalen, wo es so etwas gibt zwischen Holland und den norddeutschen Bundesländern Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen. Die regionale Zusammenarbeit stellt meiner Meinung nach einen wichtigen Bereich der bilateralen Beziehungen zwischen europäischen Ländern dar."Sie sind deutscher Botschafter in Tschechien, welche Prioritäten haben Sie in diesem Amt?
"Eine große Priorität wird natürlich die Vorbereitung unserer eigenen Präsidentschaft im ersten Halbjahr 2007 sein. Da werden wir uns die Frage stellen, wie es mit dem europäischen Verfassungsvertrag weiter geht. Wir haben zum Glück gerade das Budgetproblem für die Jahre 2007 - 2013 in der Europäischen Union gelöst. In dieser Frage haben Deutschland und Tschechien sehr eng zusammengearbeitet. Für die Botschaft im Lande, würde ich sagen, liegt ein besonders großer Schwerpunkt auf der Kulturarbeit. Wir müssen die Gesellschaften der beiden Länder näher zusammenbringen, namentlich dann die junge Generation. Deswegen hat auch die grenzüberschreitende Zusammenarbeit eine so große Bedeutung. Wir werden versuchen, eine Finanzierungsformel für die Fortsetzung des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds ab 2007 zu finden, damit solche Projekte wie Jugendzusammenarbeit, Schüleraustausch und ähnliches weiter laufen können. Schon in den einleitenden Diskussionen dieses Treffens hat man gesehen, welche Bedeutung das gerade hier an der Grenze zwischen Niederbayern und Böhmen hat."