Slowakisches Nationaltheater bringt Konwitschnys Onegin-Inszenierung nach Prag

Eugen Onegin

Das Slowakische Nationaltheater ist bereits regelmäßig nach Prag gekommen, als Tschechen und Slowaken noch einen gemeinsamen Staat bildeten. Diese Tradition wurde auch nach der Spaltung der Tschechoslowakei fortgesetzt. Es scheint sogar, dass die Gastspiele aus dem Nachbarland zunehmend gefragter werden. Dabei ist das Interesse des Prager Publikums vor allem für die slowakischen Opernvorstellungen bei weitem nicht durch Nostalgie motiviert. Am kommenden Wochenende haben die Prager Opernfans wieder einmal die Gelegenheit zu beurteilen, ob neue Sängertalente in Bratislava entdeckt wurden und welchen Weg die dortige Operndramaturgie geht. Mehr von Martina Schneibergova.

Am Wochenende wird sich das Opernensemble des Slowakischen Nationaltheaters im Prager Nationaltheater mit zwei völlig unterschiedlichen Werken vorstellen: Mit Benjamin Brittens "Peter Grimes" und Tschaikowskis "Eugen Onegin". Der Generalintendant des Slowakischen Nationaltheaters und zugleich seines Opernensembles, Marian Chudovsky, hält die beiden Opernvorstellungen für eine repräsentative Kostprobe aus dem Repertoire des Theaters.

"Mit Peter Grimes wollen wir uns in Prag vorstellen, weil die Oper hier, soweit ich weiß, etwa dreißig Jahre lang nicht mehr gespielt wurde. Wir wollen also das Angebot für die Prager Opernfans erweitern."

Die zweite Oper, die das slowakische Opernensemble am Sonntag im Prager Nationaltheater aufführen wird, ist Tschaikowskis Eugen Onegin. Diese romantische Oper steht zwar auf dem Repertoire jedes zweiten Opernhauses, meint Marian Chudovsky. Dem Slowakischen Nationaltheater sei es jedoch wie durch ein Wunder gelungen, den berühmten Opernregisseur Peter Konwitschny für die Inszenierung zu gewinnen:

"Er war neugierig, warum gerade Bratislava, aber dann haben wir ihn irgendwie positiv beeinflusst und er fand in seinem sonst bis 2010 vollen Arbeitskalender doch noch Platz, um 2005 Onegin bei uns einzustudieren. Das wurde nicht nur von slowakischen Medien, sondern vor allem auch von ausländischen Fachzeitschriften lobend kommentiert. Konwitschnys Fans kommen nach Bratislava, um die Vorstellung zu sehen. Sie hat wirklich ein enorm großes Interesse geweckt."

Generalintendant des Slowakischen Nationaltheaters Marian Chudovsky
Die Kontakte zwischen dem Prager Nationaltheater und dem Slowakischen Nationaltheater sind sehr lebendig. Das Prager Opernensemble wird sich im Juni in Bratislava mit Bedrich Smetanas "Verkaufter Braut" und Leos Janaceks "Jenufa" vorstellen. Neben den regelmäßigen Gastspielen der ganzen Ensembles treten oft auch einzelne Solisten bei den Nachbarn auf. So wird beispielsweise die namhafte tschechische Sopranistin Eva Urbanova die Hauptrolle in Puccinis Oper Turandot übernehmen, die im März in Bratislava einstudiert wird. Marian Chudovsky findet diesen Austausch sehr bereichernd:

"Zwischen dem Prager Nationaltheater, und das gilt nicht nur für das Opernensemble, und dem Slowakischen Nationaltheater gibt es seit Jahren so etwas wie Verwandtschaftsbeziehungen. Das meine ich ohne jedwedes Pathos. Wir arbeiten wirklich kreativ zusammen, und tauschen sowohl die Ensembles, als auch die einzelnen Künstler aus. Vor kurzem hat beispielsweise das Prager Inszenierungsteam Dvorak - Nekvasil bei uns Dvoraks Rusalka einstudiert. Diese Vorstellung ist ähnlich wie Eugen Onegin im Voraus ständig ausverkauft."

Foto: Martina Schneibergova