Reinhold Macho verstorben: Verlust für tschechisch-deutsche Beziehungen

Reinhold Macho (Foto: Martina Schneibergova)
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Auf dem imaginären Schwarzen Brett für alle Menschen, die sich im Bereich der tschechisch-deutschen Beziehungen aktiv bewegen, hängt eine Todesanzeige in schwarzer Schrift. Am 8. September ist Reinhold Macho gestorben, Bürgermeister der Stadt Furth im Wald und eine wichtige Persönlichkeit für die bilateralen Beziehungen. Bara Prochazkova erinnert an diesen bedeutenden Mann:

Reinhold Macho  (Foto: Martina Schneibergová)
Trauer und Bestürzung herrscht nicht nur in der bayerischen Grenzstadt Furth im Wald sondern auch auf der tschechischen Seite der Grenze. Denn Reinhold Macho hat als Bürgermeister sehr eng mit der tschechischen Partnerstadt Domazlice / Taus zusammengearbeitet. Die tschechisch-deutschen Beziehungen haben in Reinhold Macho also einen engagierten Menschen verloren, der sich vor allem auf der kommunalen und regionalen Ebene für eine intensive Zusammenarbeit eingesetzt hat.

Macho wurde in 1942 in Horni Vltavice / Obermoldau geboren und hat somit als kleiner Junge die Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus der Tschechoslowakei erlebt. Diese persönlichen Erfahrungen hat er jedoch ausschließlich als Impuls und nicht als Hindernis für seine Tätigkeit empfunden, sagt der Historiker Frank Boldt aus Cheb / Eger:

"Reinhold Macho hat sich sowohl menschlich als auch politisch engagiert. Er war ein herzlicher Mensch, zu dem man sofort Vertrauen hatte. Auf der anderen Seite wusste er, wie die Vergangenheit ausgesehen hat, denn er war selber sudetendeutscher Herkunft. Er hat alles zwar nur als Kleinkind erlebt, aber in der Familie hat er über vieles gehört. Er schaute nicht vornehmlich in die Vergangenheit sondern in die Zukunft. Als es möglich war, gleich nach 1990 wieder zusammen zu arbeiten, hat er diese Möglichkeit sofort ergriffen."

Reinhold Macho hat die Städtepartnerschaft zwischen Furth im Wald und Domazlice aktiv unterstützt, und er hat vor allem dafür gesorgt, dass die Menschen einander näher kommen. Insbesondere in den Bereichen Kultur und Sport findet heutzutage ein reger Austausch statt, für die freiwillige Feuerwehr, für Senioren oder für Behinderte aus Furth im Wald und Domazlice ist die bilaterale Zusammenarbeit zum Alltag geworden. Der Bürgermeister von Domazlice Jan Latka arbeitete mit Reinhold Macho eng zusammen. Latka erinnert sich an die Zusammenarbeit mit seinem Amtskollegen:

Jan Latka  (Foto: Martin Vlček,  Kancelář Senátu)
"Die Zusammenarbeit mit Reinhold Macho war großartig. Denn er hatte eine langjährige Erfahrung in der Kommunalpolitik. Er war der richtige Mann an der richtigen Stelle. Reinhold Macho war ein Bürgermeister, der seine Arbeit wirklich für die Bürger getan hat. Mit solchen Menschen kann man immer sehr gut zusammenarbeiten."

Der 63-jährige Macho war seit 1984 als Bürgermeister der Stadt im Landkreis Cham tätig, deshalb konnte er seinen tschechischen Kollegen mit Rat und Tat zur Seite stehen, als sie in den 90er Jahren neu in die Kommunalpolitik gekommen sind. Der Sozialdemokrat Jan Latka ist seit sieben Jahren im Amt und erinnert sich an seine politischen Anfänge:

"Die Zusammenarbeit ist sehr breit. In den 90er Jahren haben wir gelernt, wie man lokale und regionale Politik macht. Auf diesem Gebiet war Reinhold Macho sowohl mir als auch meiner Vorgängerin im Amt ein große Hilfestellung."

Der CSU-Politiker Macho erhielt für sein Engagement mehrere Auszeichnungen. 1996 erhielt er von Bundespräsident Roman Herzog das Bundesverdienstkreuz und 1997 wurde er vom Adalbert-Stifter-Verein mit dem Kunstpreis zur deutsch-tschechischen Verständigung ausgezeichnet. Und dies auch zu Recht, sagt der Bürgermeister von Domazlice Jan Latka:

"Wir beide haben immer gesagt, dass die Partnerschaft auf der Bürgermeisterebene anfängt. Die schönste Belohnung ist es für uns, dass auch die normalen Bürger sich dann aktiv an der Partnerschaft beteiligen, zum Beispiel wenn sie sich gegenseitig besuchen. Ich bin davon überzeugt, dass die Zusammenarbeit auch weiterhin gut gedeihen wird. Im Hintergrund werden wir aber immer Reinhold Macho spüren, der der Initiator des Ganzen war. Er hat sich sehr stark für die lokale und regionale Politik eingesetzt und war der Drahtzieher der deutsch-tschechischen Freundschaft."

Stadt Cheb | Foto: Miloš Turek,  Radio Prague International
Reinhold Macho war ein Kommunalpolitiker, er hat sich aber stark dafür eingesetzt, dass auch die Bundespolitik die Grenzgebiete wahrnimmt. Er betonte immer die Wichtigkeit der kommunalen Ebene für die Bundespolitik, vor allem im Grenzgebiet, beschreibt der Historiker Frank Boldt:

"Als Bürgermeister von Furth im Wald hatte er das Glück, gleich nebenan eine tschechische Gemeinde zu haben, die ihr Selbstbewusstsein nicht verloren hat. Denn die Bürger der Stadt Domazlice / Taus sind nicht ausgesiedelt worden. Er konnte mit ihnen also gut zusammenarbeiten. Er hat alles getan, um konkret und praktisch zu wirken. Gleichzeitig hat er versucht, die rhetorische Seite der höheren Politik abzuschwächen. Diese abgelegenen Gegenden wie der Böhmerwald oder die Further Gegend werden meist nur im Wahlkampf besucht. Reinhold Macho hat dagegen immer ganz konkret gearbeitet."

Gerade in diesem Punkt hat Reinhold Macho mit gewisser Bewunderung auf die andere Seite der Grenze geschaut, denn sein Amtskollege Jan Latka hatte aus der Hauptstadt das politische Interesse, das sich Macho gewünscht hätte:

"Ich kann nicht sagen, dass ich die gleichen Erfahrungen habe, wie sie Reinhold Macho oft erwähnt hat. Er war Stammgast bei unseren Stadtfesten, und er war immer ein bisschen neidisch, dass sogar Ministerpräsidenten zu uns gekommen und ein paar Stunden bei uns geblieben sind. Ich sehe nicht so sehr das Problem, dass die Politiker am Grenzgebiet desinteressiert sind, sondern dass die Politologen die deutsch-tschechischen Beziehungen vom Schreibtisch in Prag aus bewerten. Es wäre nötig, direkt zu den Leuten zu fahren."

Domazlice  (Foto: CzechTourism)
Vor allem für den Jugendaustausch konnte sich Reinhold Macho begeistern. Er wurde zum Schirmherrn von Treffen junger Wissenschaftler und organisierte regelmäßig das große Drachenfest. Aus dem Kult des "bösen husitischen Drachens" wurde ein Volksfest für alle. Die tschechische Stadt Domazlice hat zusätzlich noch die österreichische Gemeinde Furth bei Göttweig sowie das französische Ludres als Partnerstadt. Jan Latka erzählt, dass es für die Bürger der Stadt zuerst attraktiver war, in die weiter entfernten Städte zu fahren, mittlerweile wurde die Städtepartnerschaft mit Furth im Wald zum Alltag.

"Ich glaube nicht, dass das nur eine Frage der Bürgermeister ist. Obwohl auf dieser Ebene die Zusammenarbeit anfängt. Die Partnerschaft zwischen Domazlice und Furth im Wald hat einen großen Vorteil, und zwar, dass die beiden Städte so nah beieinander liegen. Es ist zur Selbstverständlichkeit geworden, zu einer kulturellen oder sportlichen Veranstaltung auf die andere Seite der Grenze zu gehen."

Reinhold Macho hat sich auch weit über die Grenzen der Kommunalpolitik hinaus für die tschechisch-deutschen Beziehungen eingesetzt. Auch mit der katholischen Ackermann-Gemeinde pflegte er enge Kontakte und arbeitete mit ihr an vielen Projekten zusammen. Die Vorsitzende der tschechischen "Sdruzeni Ackermann-Gemeinde" Helena Faberova erinnert sich an sein Engagement:

"Die Nachricht über den Tod von Bürgermeister Reinhold Macho hat mich persönlich tief getroffen. Ich habe diesen Mann kennen gelernt, der sich um die deutsch-tschechische Verständigung verdient gemacht hat. Als Vorsitzende der tschechischen Seite der Ackermann-Gemeinde bleibe ich ihm für seine Bereitwilligkeit und seine freundliche Zusammenarbeit bei unseren Veranstaltungen sehr dankbar. Die Begegnungen mit ihm waren sowohl für mich als auch für unsere Mitglieder eine Bereicherung. Er wird uns allen sehr fehlen."

Und der Historiker Frank Boldt meint gar:

"Sein Tod ist ein gewaltiger Verlust. Leider ist er nur 63 Jahre alt geworden. Bis zum letzten Moment war Reinhold Macho außerordentlich aktiv, und keiner hat geahnt, was uns allen da bevorsteht, dass er bald nicht mehr unter uns sein wird. Obwohl man das bei wenigen Menschen sagen darf und sagen soll: Ich würde sagen, dass er unersetzlich ist."