Pressestimmen zum Ausgang der deutschen Bundestagswahlen
Der Ausgang der deutschen Bundestagswahlen ist am Montag auch das beherrschende Thema in der tschechischen Presse.
"Dies ist keine gute Wahl: weder für Deutschland, noch für Europa und die transatlantischen Beziehungen, und demnach also auch nicht für die Tschechen. Ein Bündnis aus Christ- und Sozialdemokraten bedeutet vier Jahre auf der Stelle treten. Mehr als die Einigung auf ein "gemeinsames Reform-Minimum" ist nicht zu erwarten.", meinenHospodarske noviny.
Optimistischer interpretiert den Wahlausgang der Kommentator der Zeitung Lidove noviny: "Die Deutschen haben mit ihrer gestrigen Entscheidung nicht gegen Reformen votiert. Der überraschende Erfolg der Liberalen zeigt, dass sich ein Teil der Wähler sogar noch weitaus grundlegendere Reformen gewünscht hätte. Dass die Deutschen so denken, ist gut. Auch für Tschechien. Wenn die Deutschen etwas oder jemanden abgelehnt haben, dann war es Angela Merkel. Es ist daher fraglich, ob sie es verdient, Kanzlerin zu sein."Anders bewertet das Wahlverhalten der Deutschen die Zeitung Mlada fronta Dnes: "Der Wunsch nach Reformen war auch in diesem Jahr nicht so stark, dass die Wähler eindeutig eine andere Regierung gewählt hätten. Er war sogar geringer als im Jahr 2002."
Hinsichtlich der Frage nach dem künftigen Regierungschef schreibt das Blatt: "Schröder und Merkel haben beide die Wahl verloren. Insbesondere für Merkel ist das Wahlergebnis eine persönliche Niederlage. Ihr Traum, zur mächtigen Kanzlerin und überzeugenden Wahlsiegerin zu werden, ist zerronnen."
Klarer Wahlsieger, so ist sich die tschechische Presse einig, sind die Liberalen. "Aber auch die Linkspartei hat sich behauptet, auch wenn sie ihr Ziel, zur drittstärksten Partei zu werden, verfehlt hat.", meint die Zeitung Pravo. "Aber sie hat es geschafft, die links von der SPD stehende Linke zurück ins Parlament zu holen. Die beiden ausgezeichneten Redner, die an ihrer Spitze stehen, Oskar Lafontaine und Gregor Gysi, werden ohne Zweifel den Bundestag beleben".