Der Medienserver Mediar.cz will kein reines Studentenprojekt sein
In der heutigen Folge von Im Spiegel der Medien, der Mediensendung von Radio Prag, stellt Ihnen und Robert Schuster den Medienserver Mediar.cz vor, der von Prager Journalistik-Studenten betrieben wird.
Die komplexeste Journalistik-Ausbildung gewährt deshalb nach wie vor das Prager Institut für Journalistik. Dank eines weit verzweigten Netzes von Kontakten zu den heimischen Medien kann den Studierenden auch eine praxisbezogene Ausbildung garantiert werden.
Dennoch hat es relativ lange gedauert, bis das besagte Institut im Bereich der neuen Medien Fuß fasste. Das Ergebnis dieser Bemühungen ist der Medienserver Mediar.cz, dessen Seiten heute von den Journalistik-Studenten betrieben werden. Im Folgenden unterhielten wir uns über dieses Projekt mit dessen Chefredakteur Adam Javurek, der sich an seine Entstehungsgeschichte erinnert:
"Ursprünglich war das ein persönlicher Weblog des Journalisten Milos Cermak, den es seit 2001 gab. Später hatte er dann aber immer weniger Zeit dafür. Ich war damals sein Student, und als wir uns darüber unterhielten, kam uns die Idee, diesen Server in den Dienst des Prager Instituts für Journalistik zu stellen, das bis dahin keinen eigenen Medienserver unterhielt. Wir fanden das schade, weil es sich bei dem Institut um eine unabhängige Institution handelt, die hoffentlich auch über eine gewisse Autorität verfügt. Die Leitung der Fakultät hat diese Idee aufgegriffen, und wir haben dann im März 2004 dieses Projekt gestartet."
Adam Javurek studiert selbst noch am Prager Journalistik-Institut und hat also zu den Autoren, die dort ihre Beiträge veröffentlichen, einen relativ ungezwungenen Zugang. Die meisten dieser Texte bringen Informationen über heimische, wie auch ausländische Medien. Eine wichtige und oft besuchte Sektion dieser Internet-Seite ist auch die ständig aktualisierte Jobbörse mit Stellenangeboten sowohl für erfahrene Journalisten, wie auch für diejenigen, die noch keine großen Berufserfahrungen haben.
Lässt sich also sagen, auf welche Leser sich dieser Server in erster Linie konzentriert? Richtet er sich vor allem an Journalistik-Studenten, um ihnen einen Einblick in das Medienwesen zu gewähren, oder versucht er auch das fachinteressierte Publikum anzusprechen?
"Unser Vorbild ist der amerikanische Server Romenesko, der sich um ein Monitoring von interessanten Begebenheiten aus der Welt der Medien bemüht. Es wird sogar behauptet, dass jeder amerikanische Journalist seinen Arbeitstag damit beginnt, dass er diese Seiten besucht und sich dort über Neuigkeiten informiert. Unser Ziel ist, dass die Beiträge auf unseren Seiten von gewöhnlichen Journalisten gelesen werden. Ich habe darüber einmal mit dem Chefredakteur einer großen überregionalen Tageszeitung gesprochen der meinte, dass er unsere Seiten regelmäßig, oft sogar viermal in der Woche besucht. Das beweist, dass es uns gelingt, mehr zu sein als nur ein reines Studentenprojekt."
Ein wichtiges Spezifikum des Servers Mediar.cz ist, dass sich die Autoren regelmäßig, fast jedes halbes Jahr - nämlich immer zu Semesterbeginn - austauschen. Wie gelingt es, eine gewisse Kontinuität zu wahren, bzw. wie werden die Themen festgelegt, die von den einzelnen Autoren bearbeitet und dann auch veröffentlicht werden? Hören Sie dazu den Chefredakteur von Mediar.cz, Adam Javurek:"Wir treffen uns in unregelmäßigen Abständen an der Uni und gehen jene Punkte durch, wo wir gewisse Fehler machen. Ansonsten kommunizieren wir per E-Mail. So versuchen wir sicherzustellen, dass unser Server eine immer gleich bleibende Grundausrichtung hat. Ein gewisses Problem entsteht dann, wenn das Semester zu Ende geht. Bislang haben wird das stets so gelöst, dass einige Studenten dann in den Semesterferien bei unserem Server ihr Praktikum machen, das eigentlich jeder Journalistik-Student absolvieren muss. Was die Themenpalette angeht, so versuchen wir über alles zu schreiben, was aktuell ist und mit dem Journalismus zusammenhängt, egal ob es sich also um ethische Fragen handelt, oder personelle Änderungen in den Redaktionen, die für gewöhnliche Journalisten von Interesse sind."
Der von den Prager Journalistik-Studenten betriebene Medienserver ist jedoch nicht die einzige Internetplattform, die über die tschechischen Medien informiert. Worin besteht also der Unterschied zu anderen ähnlichen Projekten? Adam Javurek:
"Wir versuchen uns ausschließlich auf Dinge zu konzentrieren, die Journalisten interessieren könnten. Bei uns wird man also keine Artikel finden, die sich mit den Einschaltquoten für einzelne Sendungen befassen, ebenso nichts Kommerzielles und schon gar nicht Beiträge, die eine gewisse politische Stoßrichtung haben. Weblogs hingegen sind für uns eine sehr willkommene Informationsquelle, auf die wir dann auch gerne verweisen. Sie helfen uns auch dabei, die Spannbreite an Themen zu erweitern, über die wir schreiben."
Eine Frage, die sich in diesem Zusammenhang in den Vordergrund stellt, ist jene nach den Berufaussichten der tschechischen Journalistik-Studenten. Wie schwer ist es, nach dem Studium eine feste Stelle zu finden und einen unbefristeten Arbeitsvertrag zu bekommen? Immerhin scheint so etwas in vielen Ländern Westeuropas gerade in der Medienbranche die Ausnahme zu sein. Hören Sie dazu abschließend noch einmal Adam Javurek vom Medienserver Mediar.cz:
"In dieser Hinsicht haben es tschechische Studenten viel leichter. Jeder muss während des Studiums irgendein Praktikum in einer Redaktion absolvieren. Die Journalistische Fakultät kann hier sogar den Kontakt zu einigen sehr attraktiven Medien vermitteln. Wenn man es dann schafft, positiv auf sich aufmerksam zu machen, dann ist die Chance relativ groß, dass man dann auch im besagten Medium bleibt. Ich denke also, dass es hierzulande für die Studenten wesentlich einfacher ist, eine gute Stelle zu bekommen."