Prager Nationalbibliothek für Pilotprojekt mit UNESCO-Preis geehrt
Die Nationalbibliothek in Prag kann sich seit einigen Tagen mit einer tollen Auszeichnung schmücken. Es ist der erstmals von der UNESCO vergebene Preis "Jikji", den die Einrichtung für das unter dem Namen "Gedächtnis der Welt" vollzogene Projekt der Digitalisierung von Dokumenten erhalten hat. Mit dem Preis verknüpft ist auch eine Prämie in Höhe von 30.000 US-Dollar, die die Bibliothek in die Digitalisierung weiterer wertvoller Schriftstücke und Bücher stecken will.
Unter den Klängen der tschechischen Nationalhymne haben der Direktor der Nationalbibliothek, Vlastimil Jezek, und der Direktor für Wissenschaft, Forschung und internationale Beziehungen der Nationalbibliothek, Adolf Knoll, diesen bisher einmaligen Preis am Freitag vergangener Woche in der südkoreanischen Stadt Cheongju entgegen genommen. Der Preis ist benannt nach dem ältesten, im Bleisatz erhaltenen gebliebenen koreanischen Druck der buddhistischen Schrift "Gedächtnis der Welt", der aus dem Jahre 1377 stammt. Zwar keine Jahrhunderte, so doch eine relativ lange Zeit haben auch die Mitarbeiter der Nationalbibliothek in ihre bisher 800.000 Seiten umfassende Digitalisierung von Schriftstücken investiert. Adolf Knoll schilderte dazu:
"13 Jahre arbeiten wir nun schon auf dem Gebiet der Digitalisierung, womit wir im europäischen Vergleich sehr früh damit begonnen haben. Alles hat eigentlich mit dem Wunsch der UNESCO nach Ausarbeitung eines Pilotprojekts auf diesem Gebiet begonnen. Da wir seinerzeit die Schnellsten waren, die auf diesen Wunsch kompetent reagiert haben, besitzen wir ein weiteres Primat: Wir haben ab dem Jahr 1993 das erste Pilotprojekt für die UNESCO durchgeführt."
Das war jedoch nicht der einzige Grund, weshalb dem tschechischen Wissenschaftler-Team der wertvolle Preis zuerkannt wurde. Adolf Knoll nennt die möglichen weiteren Gesichtspunkte:
"Ein großer Teil war die Digitalisierung. Ein anderer großer Teil, mit dem wir vermutlich punkten konnten, war das Know how, das wir der UNESCO seit 1999 anhand unserer Forschungs- und Entwicklungsergebnisse zur Verfügung gestellt haben. Und zum weiteren haben wir in unsere Arbeit auch andere internationale Institute einbezogen. Wir haben zum Beispiel Beiträge von Instituten aus Polen und Litauen genauso wie ungarische Schriftstücke in unserer Arbeit berücksichtigt. Gerade die grenzüberschreitende Zusammenarbeit war sicher ein wichtiger Grund."Neben dem Preis und der mit ihm gewonnenen Reputation sind es vor allem die geknüpften internationalen Kontakte, die die Nationalbibliothek mit Stolz und Freude erfüllen. Denn nicht wenige renommierte Archive, Bibliotheken und andere Institute sind nun an einer engeren Zusammenarbeit mit ihr interessiert. Den Schlüssel zu vielen interessanten Aufträgen und weiteren Forschungsprojekten im Bereich Digitalisierung haben sich die Prager Wissenschaftler dank ihrer jahrelangen Fleißarbeit in der Tat selbst erschlossen.