SMS-Spenden für Holocaust-Überlebende

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Sozialdienste für Holocaust-Überlebende, Renovierungen vernachlässigter jüdischer Denkmäler, aber auch z. B. Bildungskurse für Lehrer - dies sind einige der Aufgaben, die sich der Stiftungsfonds für die Opfer des Holocaust (NFOH)gestellt hat. Mehr über die jüngsten Aktivitäten der vor knapp fünf Jahren entstandenen tschechischen Hilfsorganisation hören Sie von Martina Schneibergova.

Jarmila Neumannova  (Foto: Autorin)
Auf die Tätigkeit des Fonds wurde die tschechische Öffentlichkeit in der letzten Zeit durch Plakate und Spots aufmerksam gemacht, die zum Spenden für die Holocaust-Opfer aufriefen. Nach den Zielen der Organisation fragte ich die Leiterin des Fonds Jarmila Neumannova:

"Der Stiftungsfonds für die Holocaust-Opfer hilft den Holocaust-Überlebenden, er unterstützt außerdem das Leben der jüdischen Gemeinden sowie Bildungsaktivitäten im Bereich des Judaismus. Wir unterstützen auch Veranstaltungen, bei denen der Holocaust-Opfer gedacht wird. Zudem beteiligen wir uns an der Renovierung jüdischer Sehenswürdigkeiten, die während des nationalsozialistischen und kommunistischen Totalitarismus vernichtet wurden. Der Fonds bemüht sich des Weiteren, die während des Zweiten Weltkriegs am Eigentum verursachten Schäden zu verringern."

Der Fonds wandte sich in den vergangenen Monaten an die Öffentlichkeit mit einem Spendenaufruf, unter dem Motto: "Geben Sie die Chance denjenigen, die sie nicht hatten. Helfen Sie Menschen, die den Holocaust überlebt haben." Bei dieser Spendensammlung wird das inzwischen in Tschechien stark verbreitete Spenden per SMS genutzt. Die Spendenmethode, die auf tschechisch als "darcovska SMS", kurz also "DMS" bezeichnet wird, gewann vor allem nach der Flutkatastrophe, die Südostasien im vergangenen Dezember betroffen hat, an Popularität und war sehr erfolgreich. Das Prinzip ist simpel: Alles, was der Spender tun muss, ist eine SMS mit dem Stichwort der Spendensammlung, zu der er beitragen möchte, an eine landesweit für alle Mobilfunknetze einheitliche Nummer zu schicken. Kurz darauf bekommt er eine Bestätigung, für die ihm rund 35 Kronen in Rechnung gestellt werden. Davon gehen knapp 30 Kronen - umgerechnet ein Euro - als Spende an die ausgewählte Organisation. In diesem Falle also an den Stiftungsfonds für die Opfer des Holocaust. Die Spendensammlung läuft noch bis Ende Juli. Für welche Zwecke die auf diese Weise gesammelten finanziellen Mittel genutzt werden, erläutert Jarmila Neumannova:

"Die Förderung der Sozial- und Pflegedienste ist für diejenigen, die den Holocaust überlebt haben. Sie gehört zu den Prioritäten des Stiftungsfonds. Diese Hilfe für die Senioren muss schnell organisiert werden, denn sie sind meistens schon in einem höheren Alter. Wir können nicht darauf warten, bis ein System der Sozialdienste für Senioren, das eine gute und erreichbare Pflege bieten würde, in Tschechien ausgebaut wird. Mit der jetzigen Spendensammlung möchten wir auch unsere Öffentlichkeit darauf aufmerksam machen, dass hier diese Menschen leben und dass es notwendig ist, für sie zu sorgen."

In Tschechien leben den Schätzungen zufolge 1000 bis 2500 Menschen, die den Holocaust überlebt haben. Der Stiftungsfonds ist nicht die einzige Organisation, die versucht, diesen Menschen zu helfen. Im Rahmen der vom Fonds finanzierten Projekte kümmern sich drei Homecare-Organisationen, die bei den jüdischen Gemeinden in Prag, in Brno/Brünn und in Ostrava/Mährisch Ostrau eingerichtet wurden, um ca. 200 Senioren. Der Fonds unterstützt außerdem auch Senioren, die nicht mehr zu Hause, sondern z. B. in einem Altersheim leben. Er finanziert auch psychologische Hilfe für die Holocaust-Überlebenden bzw. für ihre Familien. Denn laut Jarmila Neumannova wird das Trauma auch noch an weitere Generationen übertragen, wie es langjährige Forschungen bestätigen.

Weitere Informationen über den Stiftungsfonds sind unter www.fondholocaust.cz abrufbar.