Englisch bereits im Kindergarten? Tschechisches Schulministerium plant erweiterten Fremdsprachenunterricht

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Tschechische Kinder sollen künftig mehr Fremdsprachen lernen und damit bereits im Kindergarten anfangen. So sieht es ein neuer Plan des tschechischen Schulministeriums vor. Silja Schultheis mit Einzelheiten.

Foto: Archiv Radio Prag
Mehr als ein Viertel aller Tschechen über 15 Jahre spricht Umfragen zufolge überhaupt keine Fremdsprache, nur etwa 25 Prozent können Englisch. Das soll sich bald ändern. Das Schulministerium hat jetzt einen "Nationalen Plan zum Fremdsprachenlernen für die Jahre 2005-2008" vorgelegt. Englisch soll demnach verpflichtend bereits im Kindergarten eingeführt werden, in der Grundschule soll dann eine weitere Sprache dazukommen, die die Schüler aus einem möglichst breiten Angebot wählen können. Denn Fremdsprachenkenntnisse, so ist die Regierung des sozialdemokratischen Ministerpräsidenten Jiri Paroubek überzeugt, sind der Schlüssel für eine stärkere Konkurrenzfähigkeit der Tschechen auf dem europäischen Arbeitsmarkt. Deshalb fordert das Schulministerium auch einen verringerten Mehrwertsteuersatz auf Sprachkurse und mehr Filme in Originalsprache im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Für das Vorhaben werden insgesamt rund 6 Milliarden Kronen (umgerechnet 200 Millionen Euro) benötigt und neben dem Schulministerium sollen sich weitere Ressorts an seiner Umsetzung beteiligen.

Die tschechischen Pädagogen reagierten zunächst verhalten auf diese Pläne und sehen vor allem eine Reihe praktischer Hindernisse. In erster Linie fehle es an ausgebildeten Lehrkräften, die das zu leisten imstande sind, was die neue Fremdsprachen-Richtlinie erfordert. Außerdem, so wenden Kritiker ein, hätten viele Kinder schon genug damit zu tun, ihre eigene Muttersprache richtig zu beherrschen. Magda Ballerova etwa, Deutschlehrerin an der Kaufmännischen Fachschule im nordmährischen Novy Jicin, hält die Idee, künftig zwei Sprachen verpflichtend zu lernen, zwar generell für richtig, bereits im Kindergarten damit anzufangen, hat ihrer Meinung nach allerdings wenig Sinn:

"Mein Enkel z.B. hat Englisch schon im Kindergarten. Er kann also die Farben, er kann die Zahlen, er kann rechnen und singen. Aber das bringt wirklich sehr wenig. In der dritten Klasse, wenn die Schüler richtig mit Sprachen anfangen, geht das schneller, da haben die Schüler ein größeres Interesse, können schon lesen und schreiben, das ist dann viel effektiver."

Insgesamt, meint Ballerova, sollte vor allem die Qualität des Fremdsprachenunterrichts verbessert werden:

"Mehr Kommunikation, nicht nur in den Bänken sitzen mit Büchern, das ist das Schlimmste. Die sollen sich bewegen die Schüler und sprechen lernen. Und Austauch, weil man die Sprache am besten im Ausland lernt."