Diplomatisches Klein-Klein: Tschechien nimmt Beziehungen zu sechs Mikrostaaten auf

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Das tschechische Außenministerium hat am Mittwoch angekündigt, mit sechs Kleinststaaten in Asien und im Stillen Ozean diplomatische Beziehungen aufnehmen zu wollen. Thomas Kirschner sprach dazu mit dem Pressesprecher des Ministeriums Vit Kolar.

"Die Tschechische Republik möchte als entwickelter Staat gute Kontakte wenn möglich zu allen anderen Staaten der Welt haben. Wo es bisher noch keine diplomatischen Beziehungen gibt, freuen wir uns, wenn es uns gelingt, diese anzuknüpfen",

kommentiert Ministeriumssprecher Vit Kolar die Ankündigung des tschechischen Außenministeriums, diplomatische Beziehungen mit sechs Kleinststaaten aufzunehmen. Es handelt sich um das Himalaya-Land Bhutan sowie die im Stillen Ozean gelegen Inselstaaten Kiribati, Marshallinseln, Tonga, Tuvalu und Nauru, letzterer mit 11 500 Einwohnern die kleinste Republik der Welt. Einen tschechischen Botschafter wird es dort allerdings auch in Zukunft nicht geben, stellt Kolar klar:

"Wir haben in vielen Ländern keine eigene Botschaft, sondern führen die diplomatischen Beziehungen von unserer Botschaft in einem benachbarten Land aus. Genauso werden wir auch bei den Staaten im Stillen Ozean und allen anderen Ländern verfahren, in denen es nicht ökonomisch wäre, eine eigene Vertretung zu eröffnen."

Die Ausweitung der diplomatischen Beziehungen steht möglicherweise im Zusammenhang mit der Bewerbung Tschechiens um einen Sitz im UN-Sicherheitsrat für die Jahre 2008 und 2009. Das deutete jedenfalls der tschechische UN-Botschafter Hynek Kmonicek an. Außenamtssprecher Kolar verweist jedoch auf die anderen Vorteile, die Tschechien aus den Kontakten zieht.

"Wir haben die Möglichkeit, Fragen direkt an die Repräsentanten dieses Staates zu stellen und mit ihnen zusammenzukommen, wir können internationale Verträge abschließen und uns nicht zuletzt auch um konsularische Angelegenheiten kümmern, die in dieser Region anfallen."

Gerade das Beispiel der Bahamas, zu denen Tschechien bereits zu Beginn des Monats diplomatische Beziehungen aufgenommen hat, zeigt laut Kolar die praktische Bedeutung zwischenstaatlicher Kontakte.

"Die Bahamas sind für viele Tschechen zu einem beliebten Urlaubsziel für Wassersport und Erholung geworden. Und wenn wir mit den Bahamas keine diplomatischen Beziehungen unterhalten, dann ist es auch nicht möglich, Verträge abzuschließen, die tschechischen Urlaubern in Notfällen helfen können."

Der berühmteste Tscheche auf den Bahamas ist allerdings kein Urlauber. Der Geschäftsmann Viktor Kozeny hat sich vor Jahren auf die Karibikinsel zurückgezogen, nachdem er sich während der Privatisierung in Tschechien durch Betrug und Unterschlagung ein Milliardenvermögen zusammengerafft hatte. Bislang war er vor der tschechischen Strafverfolgung sicher. Mit der Aufnahme diplomatischer Beziehungen könnte sich dies nun ändern. Dass dies eines der Ziele Tschechiens ist, wollte Außenamtssprecher Kolar aber nicht bestätigen: Für diese Frage sei nicht das Außen- sondern das Justizministerium zuständig.