Kinos nach Corona: wieder offen, aber leer

Foto: Tobias Wrzal, Flickr, CC0 1.0

Die Kinos in Tschechien sind leer. Seit mehr als zwei Wochen ist ihr Betrieb nach dem Corona-Lockdown zwar wieder erlaubt, doch die Zuschauer bleiben aus.

Foto: Tobias Wrzal,  Flickr,  CC0 1.0

Die Kinobetreiber erleben schwere Zeiten. Für zwei Monate waren die Filmtheater wegen der Coronavirus-Pandemie völlig lahmgelegt. Vor zwei Wochen wurden sie wiedereröffnet, allerdings müssen Abstandsregeln und weitere Hygiene-Maßnahmen eingehalten werden. Doch die Kinogänger wollen nicht so richtig. Nach Angaben des Verbands der Filmverleiher kommen im Schnitt neun Zuschauer je Projektion.

Der meistbesuchte Film in den vergangenen zwei Wochen war die Doku „V síti“ über Kinder im Internet. Diese wurde auch in Nové Město nad Metují / Neustadt an der Mettau in Ostböhmen gezeigt. „Wir haben bisher insgesamt 68 Zuschauer bei 14 Projektionen gehabt“, sagt Zdeněk Krákora. Er leitet den dortigen Kulturklub, der das „Kino 70“ betreibt. Das bedeutet, dass im Durchschnitt fünf Zuschauer pro Vorstellung vor der Leinwand saßen, dreimal blieb der Saal aber auch ganz leer.

In der Kleinstadt Červený Kostelec / Rothkosteletz, etwa 20 Kilometer von Nové Město entfernt, standen nach der Wiedereröffnung des Kinos insgesamt drei Filmvorführungen auf dem Programm. Es kamen nur zwei Menschen, um sich diese anzuschauen. Er habe zwar erwartet, dass der übliche Kinobetrieb nach der Lockerung der Maßnahmen nur langsam anlaufen werde. Das habe ihn aber überrascht, sagt der Leiter des dortigen Kulturzentrums, Tomáš Šimek.

Multiplex-Kino der Kreisstadt Hradec Králové  (Foto: ŠJů,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 3.0)
Etwas besser ist die Lage in den größeren Städten. Im Multiplex-Kino der Kreisstadt Hradec Králové / Königgräz gab es insgesamt 78 Projektionen, jede wurde von durchschnittlich zwölf Interessierten gesehen. Im Kino Vesmír in Náchod liegt der Durchschnitt immerhin bei 17 Zuschauern. Trotzdem muss man dort aber mit großen Ausfällen rechnen, bestätigt Kinoleiter Zdeněk Duba: „Wir haben in den zwei Monaten einen Verlust in Höhe von 1,2 Millionen Kronen gemacht.“ Das sind entspricht etwa 45.000 Euro.

Der Staatliche Fonds für Kinematografie unterstützt die Filmtheater in einer Gesamthöhe von 50 Millionen Kronen (1,8 Millionen Euro), um aus der Coronakrise wieder herauszukommen. Das Kino 70 in Nové Město nad Metují hätte demnach Anspruch auf einen Zuschuss in Höhe von 45.000 Kronen (etwa 1650 Euro). Der bisherige Fehlbetrag liege aber beim Zehnfachen der Summe, sagt Zdenek Krákora:

Zdeněk Krákora  (Foto: Milan Baják,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
„Wir machen etwa 100.000 bis 150.000 Kronen Verlust monatlich. Mit den Subventionen können wir dies keinesfalls ausgleichen. Wir müssen unsere Lage mit der Stadt besprechen.“

Laut den Kinobetreibern gibt es mehrere Gründe für die derzeit niedrigen Besucherzahlen. An erster Stelle sei es ein Minimum an Filmpremieren. Einige der angedachten neuen Streifen wurden in das kommende Jahr verschoben. Ein weiterer Grund sei die anhaltende Angst um die eigene Gesundheit. Deswegen will man etwa in Červený Kostelec nun private Filmvorführungen anbieten. Eine Gruppe von Menschen kann also einen Film auswählen und das ganze Kino für sich reservieren. Der Eintrittspreis bestimmt sich dann je nach der Größe der Gruppe.