„Hoffentlich kommen die Lockerungen nicht zu früh“

Foto: Frauke Riether, Pixabay / CC0

Im Hörerforum sprechen wir unter anderem über die Corona-Lockerungswellen und die Pflastersteine.

Regatta „Pražské primátorky“  (Foto: Barbora Turazová,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Im Hörerforums wird zunächst unsere Quiz-Frage für den Juni gestellt:

Die Prager Regatta „Pražské primátorky“ ist eines der ältesten Rennen seiner Art in Europa. Seit wie vielen Jahren fahren die Ruder-Achter bereits?

Schicken Sie uns die richtige Antwort an [email protected].

Die Frage im Mai kam aus der Kultur: Beim Musikfestival „Prager Frühling“ wird regelmäßig Smetanas sinfonischer Zyklus „Mein Vaterland“ (Má vlast) aufgeführt. Und die erste von insgesamt sechs sinfonischen Dichtungen heißt: Vyšehrad.

Das war die Antwort, die wir wissen wollten. Unter anderem Astrid Marschall aus Österreich hat dies gewusst und bekommt einen Sachpreis von uns. Herzlichen Glückwunsch!


Foto: Frauke Riether,  Pixabay / CC0
Und nun zu Ihren Briefen und Zuschriften, liebe Hörerinnen und Hörer. Die Corona-Krise in Europa hat eine neue Phase erreicht. Das lässt sich auch Ihren Briefen entnehmen. Mehrere Ihrer Bemerkungen und Kommentare zum aktuellen Geschehen betreffen die Lockerungswellen, bei denen die Corona-Einschränkungen nach und nach aufgehoben werden.

Andreas Mücklich aus Berlin schreibt:

„Zurzeit habe ich das Gefühl, dass sich die Regierungen in Europa einen Wettlauf liefern, wer zuerst Lockerungen hinsichtlich des Coronavirus verkündet und veranlasst. Sicherlich sind die Zahlen rückläufig, nur vergisst man, dass es immer noch kein Heilmittel gibt gegen Covid-19. Auch besteht die Gefahr einer zweiten Welle, aber das wird wohl ignoriert. Es ist auch für mich nervig, wenn ich in der Bahn oder beim Einkauf eine Maske tragen soll, aber das soll ja meine Nächsten und auch mich schützen. Daher beiße ich in den sauren Apfel und kann die Gegner, die gegen solche Maßnahmen demonstrieren, nicht verstehen. Mal sehen, wie es weitergeht. Ich versuche positiv zu denken.“

Lockerungswettlauf der Corona-Beschränkungen

Foto: GoToVan,  Flickr,  CC BY 2.0
Stefan Druschke aus Kerpen meint zu den Lockerungen:

„Wie hier in Deutschland werden jetzt auch in Tschechien die Corona-Notstandsregeln gelockert, und ich bin einmal gespannt, wie sich die Lage in beiden Ländern entwickelt. So einen langen Notstand gab es ja auch in der Bundesrepublik Deutschland bisher noch nicht. Wahrscheinlich ist die redaktionelle Arbeit in Ihrem Funkhaus ebenfalls noch eingeschränkt – wie bei vielen Radiosendern in Deutschland. Dennoch schaffen Sie es jeden Tag, eine knappe halbe Sendestunde in deutscher Sprache zu produzieren, mit allen bekannten und beliebten Rubriken. Vielen Dank dafür!“

Dankeschön Herr Druschke. Sie haben Recht, tatsächlich arbeiten wir auch noch im Juni bei Radio Prag International zum Teil im Homeoffice. Horst und Monika Kuhn merken an:

Foto: litherland,  Flickr,  CC BY-NC-ND 2.0
„Hoffentlich kommen die Lockerungen nicht zu früh. Unser Urlaub in Prag und einigen anderen Städten Tschechiens ist in diesem Jahr leider auch dem Virus zum Opfer gefallen. Sehr schade!“

Horst Kuhn aus Hamburg berichtet außerdem über seine Gedanken aufgrund unseres Berichts über tschechische Comics:

„Beim Hören kamen mir die Erinnerungen an meine Kindheit und Jugend zurück, damals konnte ich es nicht erwarten, bis ich das Geld für Abenteuer-Comics zusammengespart und durch kleine Dienstleistungen verdient hatte. Wenn ich heute über einen Flohmarkt gehe, (zurzeit leider nicht möglich) und ab und an alte Comics sehe, kann ich auch nicht wiederstehen.“

Helmut Matt aus Herbolzheim verfolgt mit Spannung, wie sich die Situation um das Coronavirus in Tschechien im Vergleich zu Deutschland entwickelt, wie er schreibt. Dabei habe er die Hoffnung, dass es nicht mehr allzu lange dauern werde, bis auch dieses entsetzliche Thema abgeschlossen und Geschichte geworden sein werde, so Herr Matt. Er schickt uns aber auch ein Kommentar zum Thema Geschichte:

Schlacht bei Slivice  (Quelle: Podbrdsko-Enzyklopädie)
„Ein eher wenig bekanntes Kapitel aus der tschechischen Geschichte ist die Schlacht bei Slivice, die vier Tage nach dem offiziellen Kriegsende stattgefunden hat. Besonders bitter: Dass die Verzögerungstaktik der Deutschen auch noch nach der Kapitulation zu weiterem Blutvergießen geführt hat. Dass die SS-Truppen sogar nach dem Kriegsende versucht haben, sich dem Zugriff der Roten Armee zu entziehen, kann man gut verstehen, wenn man sich die ganzen Verbrechen vor Augen führt, die im Verlauf des deutschen Russlandfeldzugs begangen worden sind. Die Furcht vor der Strafe für die übergroße Schuld war überwältigend. Die Rolle der sogenannten Wlassow-Armee war mir bisher gar nicht bekannt. Ihr Beitrag hat die dramatischen Ereignisse von Slivice ebenso sachlich wie ergreifend dokumentiert und präsentiert und einmal mehr klar herausgehoben, zu welchen irrsinnigen Taten Krieg und politische Verblendung führen können. Das „Kapitel aus der Geschichte“ ist immer wieder ein Höhepunkt des Wochenprogramms von Radio Prag International.“

Illustrationsfoto: Ewan Munro,  Flickr,  CC BY-SA 2.0
Fritz Andorf aus Meckenheim spricht ein anderes Thema aus der Geschichte des 20. Jahrhunderts an:

„Die Zweckentfremdung jüdischer Grabsteine für das Straßenpflaster in Prag hat mich sehr berührt. Das konnte doch seinerzeit nur der Staatssicherheit einfallen. Allerdings hat die Aufarbeitung der Geschichte offenbar noch sehr lange gedauert, denn lange hat man sich geweigert, die verlegten Grabsteine an die jüdischen Gemeinden zurückzugeben. Im Bericht war sogar von einer ‚Nicht-Aufarbeitung‘ der eigenen Geschichte die Rede. In diesem Zusammenhang habe ich noch eine Frage: Wurden in Tschechien vor Gebäuden, die ebenfalls von Juden bewohnt wurden, sogenannte Pflastersteine verlegt, auf denen die Namen der ehemaligen Bewohner und deren Schicksal verzeichnet sind?“

Pflastersteine in Tschechien

Stolpersteine in Prag | Foto: Ondřej Tomšů,  Radio Prague International
Ja, die Pflastersteine gibt es auch in Tschechien. Sie werden hierzulande als „kameny zmizelých“ („Steine der Verschwundenen“) bezeichnet. Der erste wurde hier im Jahr 2008 verlegt. Heute trifft man allein in Prag auf etwa 360 Messingwürfel mit den Namen jüdischer NS-Opfer, und weitere befinden sich an etwa 40 Orten in ganz Tschechien. Übrigens hat Radio Prag im Jahr 2011 eine Reportage gesendet, da ging es um die Verlegung eines Stolpersteins auf der Prager Kleinseite, und ein Gespräch mit dem deutschen Künstler und Initiator der Aktion, Gunther Demnig. Sie können den Beitrag unter dem folgenden Link abrufen: https://www.radio.cz/de/rubrik/tagesecho/in-prag-erinnern-stolpersteine-an-die-opfer-der-nazis.

Daniel Kähler aus Mönkenberg kommentiert in seinem Brief eine der Mai-Ausgaben unserer Sendereihe „Spaziergang durch Prag“:

Baba-Siedlung  (Foto: Jirka Dl,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 4.0)
„Den ‚Spaziergang‘ zur Baba-Siedlung fand ich interessant, da mich die Beschreibung der Gebäude an die im Bericht erwähnte Weißenhofsiedlung in Stuttgart erinnert, die ich bereits besucht habe. Mit Architektur kenne ich mich zwar nicht besonders gut aus, aber es war dennoch ein interessantes Erlebnis, sich in solch einem Komplex aufzuhalten. Auch die Beschreibungen der Expertin im Beitrag waren interessant und halfen, sich die Situation dort vorzustellen. Bislang kannte ich diese Siedlung nicht – sollte ich aber einmal erneut in Prag sein, könnte das ein spannendes Ziel werden.“

Zurück noch einmal zum Thema Coronavirus. Achim Kissel aus Duisburg beschreibt sein eigenes Leben in der Zeit der Pandemie und fügt hinzu:

„Gerade in der gegenwärtigen Coronaviren-Pandemie ist es wichtig, über den Tellerrand der Quarantäne hinauszublicken. Das Virus stört sich nicht an Ländergrenzen. Es befällt Menschen aller Sprachen und Kulturen. Es schafft eine neue Kultur: die des Abstandhaltens, der Schutzmasken und der Desinfektionsmittel. Veranstaltungen in den Bereichen Kultur, Sport und Religion sind abgesagt. Läden und Betriebe sind geschlossen. Eine gravierende Wirtschaftskrise wird folgen. Ich muss gerade an eine seinerzeit auch hier beliebte tschechische Fernsehserie denken: ‚Das Krankenhaus am Rande der Stadt‘. Später folgte bei uns die ‚Schwarzwald-Klinik‘. Aber in der Politik wurde bei der Gesundheit rigoros der Rotstift angesetzt. Ich hoffe, dass sich das jetzt überall ändert. Bessere Bezahlung und mehr Personal in Krankenhäusern und Pflegeheimen gehören zur Zukunftssicherung.“

Foto: Mohamed Hassan,  Pixabay / CC0
Und abschließen wollen wir mit einem Glückwunsch von Martina Pohl aus Überlingen. Vielen Dank dafür Frau Pohl:

„Bis zum runden Jubiläum, das der Tschechische Rundfunk in drei Jahren begehen wird, ist es nicht mehr weit hin. Zum diesjährigen 97. Geburtstag möchte ich gratulieren und wünsche ebenso, dass der Rundfunk auch in Zukunft von wichtiger und unerlässlicher Bedeutung bleiben wird.“

Und das war’s für heute. Wir freuen uns auf Ihre Empfangsberichte, E-Mails und Briefe. Schicken Sie diese bitte an die Adresse: Radio Prag International – Deutschsprachige Redaktion, Vinohradská 12, 120 99 Prag 2, Tschechische Republik, oder per E-Mail an: [email protected].