Kohlerevier um Karviná wird wegen Corona vorübergehend stillgelegt

Grube Darkov (Foto: Archiv des tschechischen Feuerwehrverbandes des Mährisch-Schlesischen Bezirks)

Die Grube Darkov im südschlesischen Karviná / Karwin gilt schon seit Wochen als ein Coronavirus-Hotspot. Deswegen ist sie seit Ende Mai bis auf weiteres geschlossen. Großangelegte Tests auf den Covid-19-Erreger im Förderunternehmen OKD haben jedoch ergeben, dass auch die Bergarbeiter weiterer Schächte und deren Familienangehörige mit dem Virus infiziert sind. Deshalb stellt OKD den Betrieb seiner Steinkohlebergwerke ab Freitag für zunächst sechs Wochen ein.

Foto: Marco Verch,  Flickr,  CC BY 2.0

Das Unternehmen reagiert damit auf die jüngsten Corona-Ausbrüche in den Gruben ČSM-Nord und ČSM-Süd. In den vergangenen Tagen waren dort mehr als 20 Prozent der Bergleute positiv auf Covid-19 getestet worden. Das Gesundheitsamt für den Kreis Mährisch-Schlesien registrierte bisher über 850 Infizierte. Petr Kopřivík ist Mitarbeiter des Gesundheitsamts in Ostrava / Ostrau. Er bestätigt, dass die umfangreichen Tests in der Region durchaus Sinn gemacht hätten:

„Es ist notwendig zu sagen, dass die übergroße Mehrzahl der positiv getesteten Personen keine Symptome einer Krankheit hat oder aber nur geringfügige Anzeichen dafür zeigt. Das heißt, wenn wir die große Testserie nicht durchgeführt hätten, dann wäre mit großer Wahrscheinlichkeit ein erheblicher Teil der infizierten Personen gar nicht erfasst worden.“

Adam Vojtěch  (Foto: ČTK / Jaroslav Svoboda)

Doch gerade weil die meisten der Infizierten keinen schweren oder gar kritischen Verlauf einer Erkrankung zeigten, sollte man jetzt auch weiter Ruhe bewahren, mahnte Gesundheitsminister Adam Vojtěch (parteilos) an:

„Wir registrieren keine überfüllten Kliniken oder Gesundheitseinrichtungen, die vor der Auslastung ihrer Kapazitäten stehen. In diesem Moment beobachten wir indes sehr genau, ob das so bleibt oder nicht. Gegenwärtig aber ist es nicht erforderlich, dass wir eine grundsätzliche Maßnahme treffen, indem wir eine komplette Quarantäne für die Region mit entsprechenden Ausgangsbeschränkungen erlassen.“

Im Kreis Mährisch-Schlesien aber ist man dennoch etwas ungehalten darüber, dass man nicht schon früher konsequent gehandelt habe. So kritisierte Kreishauptmann Ivo Vondrák (ANO) den späten Zeitpunkt der Entscheidung des Bergbauunternehmens OKD, jetzt eine allgemeine Förderpause von mindestens sechs Wochen einzulegen. Zudem würde man nun auch die Bürger in anderen Gebieten des Kreises testen lassen, kündigte Vondrák an:

Illustrationsfoto: The National Guard,  Flickr,  CC BY 2.0

„Wir werden deshalb die Anzahl der Labors vor allem in den Regionen aufstocken, die derzeit neben Karviná am meisten vom Coronavirus betroffen sind. Das sind die Gegenden um Havířov, Třinec und Frýdek-Místek. Wir wollen vor einem möglichen Ansturm gewappnet sein.“

Währenddessen beginnt ab Freitag die nahezu einwöchige Vorbereitung für die Einstellung der Kohleförderung in den beiden ČSM-Gruben sowie in der Grube ČSA. Dort werden in den nächsten Tagen aber immer noch rund 200 Bergarbeiter in die Schächte einfahren, um die dafür notwendigen Arbeiten vorzunehmen. Dazu erläutert die OKD-Vorstandsvorsitzende Vanda Staňková:

„Dort werden wir etwas mehr als 200 Bergleute hinunterschicken, damit sie alle Befestigungen und Aufbauten in den Gruben kontrollieren. Sie müssen Sorge dafür tragen, dass alles gut gesichert ist.“

Rastislav Maďar  (Foto: ČTK / Kateřina Šulová)

Dies wird auch nötig sein für die sechs Wochen, in denen vorerst keine Kohle mehr im dortigen Revier gefördert wird. Der Epidemiologe Rastislav Maďar hält diesen Zeitraum indes für angemessen und sinnvoll:

„In den sechs Wochen sollte sich die Lage dort derart beruhigen, dass man dann bereits einen dicken Schlussstrich unter die Angelegenheit ziehen kann. Dann sollte OKD bereits kein Infektionsherd mehr sein.“

Trotzdem hat die verstärkte Ausbreitung des Coronavirus in der Region Karviná bereits jetzt ein schwierig zu lösendes Problem mit sich gebracht. Denn wie die Tests ergeben haben, sind auch Fußballer des Erstligisten MFK Karviná mit dem Covid-19-Erreger infiziert. Dazu erklärte die Leiterin des Gesundheitsamtes im Kreis Mährisch-Schlesien, Pavla Svrčinová:

Fußballteam aus Karviná  (Foto: ČTK / Jaroslav Svoboda)

„Vom Fußballteam aus Karviná wurden drei Spieler und ein Vertreter des Managements positiv getestet. Bei den Aktiven handelt es sich um drei Schlüsselspieler der Mannschaft. Wir haben nun so entschieden, dass die komplette Mannschaft in Quarantäne geht und das gesamte Stadiongelände desinfiziert wird.“

Und diese Quarantäne wird zumindest 14 Tage dauern. Das hat zur Folge, dass die Erstliga-Mannschaft aus Karviná ihre beiden abschließenden Pflichtspiele in der Gruppe der Abstiegskandidaten nicht zum angesetzten Termin bestreiten kann. Unklar ist zurzeit, ob die restlichen zwei Spieltage der Abstiegsrunde nun auf einen noch unbestimmten Zeitpunkt verschoben werden. Doch wahrscheinlicher ist die Regelung, dass die Runde nicht zu Ende gespielt wird. Dies würde bedeuten, dass es nach dieser Saison keinen Absteiger in der Fortuna Liga geben wird, andererseits aber einen Aufsteiger aus der zweiten Liga. Damit würden in der nächsten Saison dann 17 Mannschaften im Oberhaus spielen.