Besucherzahlen: Monat Juli gibt Burgen und Schlössern neue Hoffnung

Schloss Letovice (Foto: ČTK / Igor Zehl)

Die Tourismusbranche gehört zu den Wirtschaftszweigen, die von der Corona-Krise besonders hart betroffen sind. Die finanziellen Verluste aus der ersten Hälfte dieses Jahres ließen sich bis zum Jahresende nicht mehr wettmachen, heißt es. Doch es gibt zumindest einen Hoffnungsschimmer: Im Monat Juli machten die Tschechen mehr denn je Urlaub im eigenen Land, und davon profitierten auch Burgen, Schlösser und andere Kulturdenkmäler.

Naděžda Goryczková  (Foto: Adam Kebrt,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)

Bei einer Umfrage der Agentur CzechTourism zu Anfang Juni sagten 79 Prozent der befragten Tschechen, dass sie ihren Urlaub in diesem Jahr in ihrem Heimatland verbringen werden. Dass dies keine hohle Phrase war, bestätigte am Montag die Generaldirektorin des Nationalen Amtes für Denkmalschutz (NPÚ), Naděžda Goryczková, in einem Gespräch für die Inlandsendungen des Tschechischen Rundfunks:

„Mit dem Besuch unserer Kulturdenkmäler im Juli sind wir sehr zufrieden. Im Vergleich zum Vorjahr hatte dieser Juli an einigen Wochen sogar Rekordzahlen aufzuweisen. Zum Beispiel wurden unsere Denkmäler in der vergangenen Woche von 55.000 Menschen besucht. Dadurch haben wir einen Ertrag von etwa 31 Millionen Kronen generiert. Das ist das beste Ergebnis für eine Juliwoche seit 20 Jahren.“

Denkmalschutzamt  (Foto: Tomáš Adamec,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)

31 Millionen Kronen sind umgerechnet knapp 1,2 Millionen Euro. Trotz dieser sehr erfreulichen Botschaft wird beim staatlichen Denkmalschutzamt und den von ihr verwalteten Sehenswürdigkeiten nicht überschwänglich gejubelt. Im Gegenteil, auch Goryczková trat sofort auf die Euphoriebremse:

„Auf keinen Fall aber kann uns der Erfolg im Juli über die Verluste in der ersten Hälfte dieses Jahres hinwegtrösten. Denn diese Verluste sind enorm.“

Und um zu belegen, von welchen Summen hier die Rede ist, fügte die Behördenchefin im Rundfunkgespräch hinzu:

„Im ersten Halbjahr haben wir einen Gesamtverlust von 138 Millionen Kronen verbucht. Im Juli gelang es uns, diese Einbußen leicht aufzufangen, aber höchstens zu fünf Prozent. Das heißt, wir stehen auch jetzt noch bei einem Minus von über 130 Millionen Kronen.“

Foto: Archiv des Tschechischen Rundfunks - Radio Prague International

Dies sind umgerechnet in etwa fünf Millionen Euro, die der Institution und ihren Mitarbeitern in diesem Jahr wohl fehlen dürften. Dennoch seien die Besucherzahlen im Juli zumindest ein Hoffnungsschimmer, so Goryczková. Und sie haben die Zuversicht zurückgebracht, dass die wirtschaftlichen Ergebnisse zu Ende des Jahres nicht ganz so negativ sein werden wie noch im Frühling befürchtet, ergänzte Goryczková. Zu diesem kleinen Zwischenhoch trugen letztlich auch die Hotels und Pensionen mit ihren Angeboten bei. Diese hätten zur Übernachtung noch Gutscheine zur Besichtigung umliegender Sehenswürdigkeiten angeboten, dankte die Generaldirektorin:

„Für uns ist es sehr wichtig, dass die Menschen den Weg zurück zu den Denkmälern gefunden haben. Vor allem Eltern mit Kindern besuchen unsere historischen Anlagen, wozu gerade die Gutscheine gesorgt haben dürften. Und es kommen auch viele Senioren.“

Schloss Hradec nad Moravicí  (Foto: Dr. Killer,  CC BY-SA 3.0)

Doch ob Jung oder Alt, die Motivation für den erhöhten Reiseverkehr im eigenen Land scheint bei vielen die Gleiche zu sein. Laut der Umfrage vor knapp zwei Monaten sagten die meisten der Teilnehmer, dass sie lieber in die Natur anstatt in eine Stadt reisen wollen. Und nach Möglichkeit sollten sich im Umkreis ihrer Unterkunft auch mehrere Sehenswürdigkeiten befinden. Schließlich gaben 89 Prozent der Befragten an, dass sie im eigenen Land etwas Neues entdecken oder aber zu Plätzen zurückkehren wollten, an denen sie schon lange nicht mehr waren. Standen also diesmal viele eher unbekannte Sehenswürdigkeiten ganz oben in der Gunst? Nicht ganz, meint Naděžda Goryczková:

„Großes Interesse herrscht zum Beispiel in Nordmähren am Schloss Hradec nad Moravicí. Dort haben wir auch einen neuen Besucherrekord verzeichnet. Ähnlich stark besucht ist Schloss Bečov nad Teplou im Kreis Karlsbad, dort wurde ebenfalls ein neuer Rekord erzielt. Allerdings sind natürlich Touristenmagneten wie Český Krumlov, Sychrov oder Lednice sehr gut besucht.“

Autor: Lothar Martin
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