Sensationeller Fund in Westböhmen: Münzschatz aus dem 14. Jahrhundert
Die Fachleute sind begeistert. Einen solch großen Fund mittelalterlicher Münzen hat es in Tschechien mindestens seit 50 Jahren nicht mehr gegeben. Mehrere Hundert Goldtaler und Silbergroschen wurden in einem Wald nahe dem Kloster Kladruby / Kladrau in Westböhmen entdeckt.
Am Mittwoch stellt das Westböhmische Museum in Plzeň / Pilsen den neuen Schatz den Medien vor. Der Fund wurde allerdings schon im März während des Corona-Shutdowns gemacht. Milan Metlička ist Archäologe des Museums. Gegenüber Radio Prag International schilderte der Fachmann, wie ein junges Paar die Münzen entdeckt hat:
„Die beiden jungen Leute gingen im Wald spazieren, um keinen Mundschutz tragen zu müssen. Und südlich von Stříbro sahen sie zufällig eine oder zwei silberne und eine goldene Münze auf dem Boden liegen. An dem Ort hatten wohl Wildschweine gewühlt. Daneben war ein großer Stein. Und als sie diesen wegschoben, stießen sie auf weitere Gold- und Silbermünzen.“
Der junge Mann rief sofort seinen Vater an. Dieser wandte sich an Metlička. Und der Archäologe machte sich auf den Weg zum Fundort. Zwei Stunden lang harrte das Pärchen dort aus. Als er ankam, seien die beiden schon ziemlich verfroren gewesen, gesteht der Experte. Aber es habe sich gelohnt…
„Der Schatz umfasst 92 Goldmünzen. Die Dukaten stammen aus der Zeit und dem Herrschaftsgebiet von Kaiser Karl IV., König Ludwig des Großen von Ungarn und Kroatien sowie einigen weiteren Münzherren. Zudem gehören dazu 343 Silbergroschen vor allem böhmischer Prägung. Sie stammen vor allem von Karl IV., einige weitere auch von Johann von Böhmen“, so Milan Metlička
Alle Goldmünzen wurden um die Mitte des 14. Jahrhunderts geprägt – außer einem sogenannten Foren aus Lübeck, der jüngeren Datums sein muss. In jedem Fall aber sei es eine großartige Entdeckung:
„Der Fund von Silberschätzen ist nicht so selten. Aber so viele Goldmünzen auf einen Schlag sind einzigartig. Ich denke, dass es so etwas in den vergangenen 50 Jahren auf tschechischem Boden nicht gegeben hat.“
Die Archäologen glauben, dass der Schatz nach 1370 vergraben wurde. Ob es etwa ein Räuber war oder jemand aus dem nahen Kloster Kladruby, ist nicht klar. Doch wahrscheinlich hatten die Münzen mit dem Stift zu tun, erläutert Milan Metlička:
„Das Kloster Kladruby lag an der wichtigen Handelsstraße nach Nürnberg. Da der Fundort nicht weit weg ist vom Kloster und der früheren Königsstadt Stříbro, besteht eine große Wahrscheinlichkeit, dass der Schatz mit einem Handelsgeschäft und der Straße nach Nürnberg zusammenhängt.“
Der Wert der Münzen lässt sich laut dem Archäologen nur schwer beziffern. Die Goldtaler seien praktisch reines Edelmetall. Der Wert des Goldes liege bei mindestens 420.000 Kronen (16.000 Euro), glaubt Metlička.
„Bei den Silbergroschen ist eine Einordnung schwerer, denn ihnen wurde Kupfer beigemischt. Das hat ihren Wert geschmälert. Der Sammlerwert der Groschen liegt jedoch bei 180.000 Kronen. Und bei den Goldmünzen bewegt er sich zwischen drei und vier Millionen Kronen.“
Vier Millionen Kronen sind umgerechnet derzeit mehr als 150.000 Euro.
Das Westböhmische Museum in Pilsen kann den Münzschatz jetzt noch nicht ausstellen. Dies solle frühestens Ende dieses Jahres oder Anfang kommenden Jahres aber möglich werden, so der Experte.