Burg Lukov und ein überraschender Silbermünzenfund
Die Burg Lukov ist heute eigentlich nur noch eine Ruine. Aber sie gilt als die schönste ihrer Art in Mähren. Außerdem birgt sie einige spannende Geschichten. So wurde vor kurzem in ihrer Nähe ein wertvoller Münzschatz gefunden.
Einst stand hier eine mächtige Königsburg. Sie gehörte zunächst zum Besitz der Luxemburger, dann teils mächtiger Adelsfamilien. Im 18. Jahrhundert verfiel die Burg Lukov zusehends. Da sie nicht wieder aufgebaut wurde, steht heute von ihr nur noch eine gotische Ruine. Ein Verein kümmert sich aber schon seit mehr als drei Jahrzehnten um diese ehemalige Residenz im Osten Mährens, in der Nähe von Zlín. Dadurch ist Lukov zu einem interessanten Besucherziel geworden. Und demnächst wird es noch einen weiteren Grund geben, um sich die Burgruine einmal anzuschauen. Denn in knapp zwei Wochen soll dort ein Münzschatz aus dem Mittelalter ausgestellt werden. Dieser wurde vor kurzem in den Wäldern um die Burg gefunden. Jiří Holík ist Vorsitzender des Vereins der Freunde von Burg Lukov (Spolek přátel hradu Lukova):
„Der Schatz wurde zufällig von zwei unserer Vereinsmitglieder entdeckt, die auf Pilzsuche waren. Sie gingen durch einen Eichenwald, als sie etwas am Boden glänzen sahen. Sie dachten an Stanniolpapier oder ein Metallstück. Es waren aber Münzen. Wahrscheinlich haben Wildschweine den Schatz bei der Futtersuche freigelegt. Die beiden riefen mich an und fragten, was sie mit dem Fund machen sollten. Da bin ich dann schnell hingefahren.“
Vor Ort angekommen, setzte sich Jiří Holík mit Archäologen in Verbindung. Da es bereits am frühen Abend war, inspizierten diese aber erst am darauffolgenden Tag den Fund…
„Es sind genau 392 Prager Groschen. Diese wurden etwa zwischen 1300 und 1550 geprägt. Da jeder König diese Münzen seinem Namen angepasst hat, konnten wir im ersten Moment nicht genau sagen, welchem Herrscher die Groschen zuzuordnen sind. Denn wir haben den Schatz im verdreckten Zustand den Archäologen übergeben. Dann waren da aber auch 27 Heller des Markgrafen Jobst von Mähren. Dies ist ein weitaus bedeutenderer Fund. Denn diese wurden nur eine kurze Zeitlang geprägt – in einem Zeitraum von 20 Jahren um 1400 herum“, so der Vereinschef.
Jobst von Mähren war Neffe des berühmten böhmischen Königs und römisch-deutschen Kaisers Karl IV., er erbte die Markgrafschaft Mähren von seinem Vater. Allerdings musste er diese mit seinem jüngeren Bruder Prokop teilen, was zu Ende des 14. Jahrhunderts zu einem Streit zwischen beiden um den entsprechenden Titel führte. Holík glaubt, dass der Münzschatz in Verbindung steht zu dieser Auseinandersetzung:
„Wahrscheinlich ist er wirklich mit den Kämpfen verbunden. Ein Kaufmann oder Handwerker könnte sein Eigentum zum Schutz in einem Krug versteckt und diesen unterhalb der Burg vergraben haben.“
Ob diese Geschichte so stimmt, können die über 400 Münzen selbst allerdings nicht verraten. Derzeit werden sie von Experten des Südostmährischen Museums in Zlín noch gesäubert und genauer datiert. Einige von ihnen sollen aber schon bald zur Burg Lukov zurückkehren, wie der Vereinsvorsitzende weiß:
„Es besteht eine vorläufige Absprache, dass zumindest ein Teil des Schatzes in seiner derzeitigen Form bei unserem Burg-Fest am 19. September ausgestellt werden kann. Zukünftig sollen die Münzen dann im Rahmen einer Ausstellung in den Räumen des Südostmährischen Museums gezeigt werden.“
Baudenkmal des Jahres
Aber auch jenseits des Schatzes ist die Burgruine Lukov einen Besuch wert. So wurden die Bemühungen um eine Restaurierung des früheren Adelssitzes vor fünf Jahren landesweit gewürdigt. 2016 wurde Lukov zum „Baudenkmal des Jahres“ gewählt. Jiří Holík spricht ganz unbescheiden von der „schönsten Burgruine Mährens“…
„Lukov entstand als eine der ersten Königsburgen in Mähren. Sie wurde bereits Anfang des 13. Jahrhunderts angelegt. Zur selben Zeit wurden weitere Königsburgen wie Buchlov oder Brumov gebaut. Ihre Aufgabe war es, die Grenzen zwischen der Markgrafschaft Mähren und dem Königreich Ungarn zu schützen.“
Die Königsfamilie verkaufte Mitte des 14. Jahrhunderts die Burg an die Herren von Šternberk / Sternberg. Rund 200 Jahre lang gehörte sie dann diesem Adelsgeschlecht, einem der mächtigsten im früheren Königreich Böhmen. Danach waren die Herren von Kunštát / Kunstadt im Besitz von Lukov. Vielleicht der bekannteste Burgherr war Albrecht von Waldstein (Wallenstein).
„1609 heiratete er die Eigentümerin der Burg, die dann starb. Ihm blieb aber die Burg und die Herrschaft Lukov“, so Holík.
Im Dreißigjährigen Krieg war die Burg mehrfach umkämpft. Später hatten die jeweiligen Eigner immer wieder mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen, deswegen wechselten sie in relativ schneller Abfolge. Und langsam zogen sich die Herren aus dem Areal zurück. Zuletzt bewohnt war die Burg den Quellen nach in den Jahren 1787 bis 1789.
„Zu Ende des 18. Jahrhunderts wurde die Burg dann nicht mehr gebraucht. Sie war verlassen und diente später als Steinbruch für billiges Baumaterial. Das heißt, dass sie nicht gewalttätig zerstört, sondern für den Bau von Wirtschaftsgebäuden im Tal auseinandergenommen wurde“, sagt der Vereinsleiter.
Erst nach der politischen Wende von 1989 begannen sich Enthusiasten wieder für die Anlage zu interessieren. Es entstand der Verein „Spolek přátel hradu Lukova“, dessen Vorsitzender Jiří Holík ist. Ziel war, die Ruine zu erhalten. 2004 gelang es nach umfangreichen Sicherungsarbeiten, wie es heißt, die Burg wieder für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Mittlerweile organisieren die „Freunde der Burg Lukov“ jedes Jahr einige Veranstaltungen in der Anlage – von Schaukämpfen mit mittelalterlichen Waffen bis zu Konzerten.
Die Burg Lukov ist im September und Oktober noch für Besucher geöffnet. Und zwar immer samstags und sonntags sowie an staatlichen Feiertagen von 10 bis 17 Uhr. Die Außenbereiche der Oberburg lassen sich aber ganzjährig selbst erkunden. Mehr Informationen gibt es auf der Website www.hradlukov.cz. Dort findet sich auch ein Flyer in deutscher Sprache mit einem Abriss der Geschichte der Burg und einem virtuellen Rundgang durch die Anlage.