Toyen-Gemälde bricht tschechischen Auktionsrekord
Am Sonntag wurde das Toyen-Gemälde „Pik-Dame“ versteigert. Der gezahlte Preis bricht den Rekord für ein Gemälde auf dem tschechischen Auktionsmarkt.
Bei dem Gebot von 65 Millionen Kronen (2,4 Millionen Euro) fiel der Hammer. Die „Pik-Dame“ der tschechischen Malerin Toyen ging am Sonntag an einen privaten Käufer aus New York. Mit dem Zuschlag von 21 Prozent für das Auktionshaus zahlt der Sammler insgesamt 78,65 Millionen Kronen (2,91 Millionen Euro). Damit ist die „Pik-Dame“ das am teuersten versteigerte Gemälde Tschechiens.
Selbst Vladimír Lekeš zeigte sich von dem Erfolg überrascht. Der Direktor des veranstaltenden Auktionshauses Adolf Loos sagte gegenüber dem Tschechischen Fernsehen:
„Ich muss zugeben, dass wir eine solche Summe nicht erwartet haben – obwohl es sich um ein herrliches Gemälde handelt.“
Die Verkaufssumme überstieg den Eröffnungspreis um mehr als die Hälfte. 20 Minuten lang haben die Interessenten sich gegenseitig überboten und die Summe nach oben getrieben. Es sei eine fast einmalige Gelegenheit gewesen, die sich den Sammlern am Sonntag in Prag geboten habe, so Lekeš im Tschechischen Rundfunk:
„Noch nie wurde auf dem tschechischen und auch auf dem weltweiten Markt ein vergleichbares Werk von dieser Künstlerin versteigert. Ich bezweifele, dass es solch eine Versteigerung noch einmal geben wird.“
Toyen, die mit bürgerlichem Namen Marie Čermínová hieß, gilt als die wichtigste weibliche Vertreterin der tschechischen Avantgarde in der Zwischenkriegszeit. Sie selbst legte keinen Wert auf geschlechtliche Zuordnungen. Ihr Pseudonym, das der Dichter Jaroslav Seifert für sie erdacht hat, lässt darum eine solche Zuordnung auch offen. Es leitet sich ab vom französischen Wort für „Bürger“, „citoyen“.
Die „La Dame de Pique“, wie das Gemälde im Original heißt, entstand 1926. Da war Toyen 24 Jahre alt und gerade nach Paris umgezogen. Das Werk in Öl auf Leinwand ist ein Meter hoch und 60 Zentimeter breit. Es war der Künstlerin so wichtig, dass sie es selbst nie verkaufte. Vladimír Lekeš:
„Bis zum Tod der Malerin befand sich das Bild in ihrem Privatbesitz. Als ihr Nachlass 1982 versteigert wurde, kaufte das Gemälde ein bedeutender Pariser Richter für damals unglaubliche 84.200 Francs.“
Diese Summe entsprach zu der Zeit etwa 12.300 US-Dollar.
Für das Porträt ließ sich Toyen von einer Novelle aus der Feder Alexander Puschkins inspirieren. Unter den geometrischen Formen stechen als einzige realistische Elemente zwei schwarze Pik-Herzen hervor. Lekeš betont noch einmal die Bedeutung des Kunstwerkes:
„Dieses Gemälde hat das gesamte nachfolgende Schaffen der Malerin vorgezeichnet. Es wurde zum Sprungbrett ihrer weiteren Ausrichtung, bei der abstrakte Formen die konkreten durchdringen.“
Aus dieser Schaffensphase stammt auch das Werk, das den bisherigen Rekord beim Verkauf eines Toyen-Gemäldes in Tschechien hielt. „Šero v pralese“ (Abenddämmerung im Urwald) aus dem Jahr 1929 war vor drei Jahren für 30 Millionen Kronen (1,1 Millionen Euro) versteigert worden.