Zum 120. Geburtstag: Toyen – tschechische Meisterin des Surrealismus
Die Malerin Toyen war so extravagant wie ihre Bilder, die heute für Millionen versteigert werden.
Geboren wurde Toyen als Marie Čermínová am 21. September 1902 im Prager Stadtteil Smíchov, in eine Familie eines niederen Postbeamten. Bereits mit 16 Jahren verließ sie das elterliche Haus. Schon damals galt sie als eine Rebellin, die unter anderem traditionelle Geschlechterrollen ablehnte. Gerne kleidete sie sich mit Smoking und Fliege und sprach über sich als Mann. Das hinderte die Dichter Vítězslav Nezval und Paul Éluard später aber nicht daran, sich in sie zu verlieben. Letzteren lernte Toyen in Paris kennen. Die Stadt an der Seine wurde ihr zweites Zuhause, in das sie 1947 endgültig übersiedelte und wo sie im November 1980 auch starb.
Die träumende Rebellin
Toyen hatte schon Anfang der 1920er Jahre eine wichtige Stellung innerhalb der tschechoslowakischen Avantgarde. Mehrfach reiste sie nach Paris und entwickelte ihre künstlerische Ausdrucksweise weiter. 1934 gründete sie zusammen mit anderen die sogenannte tschechoslowakische Surrealisten-Gruppe. Während der deutschen Besatzung ihrer Heimat arbeitete sie im Untergrund weiter. Obwohl Toyen nach ihrer Emigration nach Frankreich großen Einfluss auf die dortigen Surrealisten hatte, starb sie verarmt.
Jahrzehnte lang schien Toyen dann vergessen. Doch heute wird ihr Werk gefeiert. „Toyen, die träumende Rebellin“ hieß im vergangenen Jahr die bisher letzte große Ausstellung in Prag, zu der die Besucher Schlange standen. Sie war ein gemeinsames Projekt der Prager Nationalgalerie, der Kunsthalle Hamburg und des Museums für Moderne Kunst in Paris. Die französischen Besucher konnten dadurch zum ersten Mal auch jene Bilder bewundern, die Toyen noch vor ihrem Umzug nach Paris gemalt hat und sich heute in Privatsammlungen befinden.
Das internationale Interesse an der tschechischen Surrealistin ist wahrscheinlich ein Grund, warum die die Preise für ihre Werke bei Auktionen weiter nach oben gehen. Ihr kubistisches Bild „Cirkus“ von 1925, aus ihrer ersten Pariser Zeit, wurde im vergangenen Jahr für fast 80 Millionen Kronen (3,26 Millionen Euro) versteigert. Und dass sich ihre Bilder gut verkaufen, bestätigte sich erneut im Mai dieses Jahres. Da erzielte „Samotáři“ (Einzelgänger) einen Preis von 54 Millionen Kronen (2,2 Millionen Euro).