Vor 125 Jahren geboren: Avantgarde-Künstler Jindřich Štyrský

Jindřich Štyrský und Toyen (1931)

Mit der Surrealistin Toyen bildete er ein unzertrennliches Tandem: der Maler, Grafiker, Literat und Fotograf Jindřich Štyrský. Am Sonntag, 11. August, hätte er seinen 125. Geburtstag gefeiert.

Jindřich Štyrský | Foto: Tschechisches Zentrum Paris

Štyrský stammte aus dem Städtchen Dolní Čermná am Rand des Adlergebirges in Ostböhmen. Er war nicht nur ein vielseitiger Künstler, sondern propagierte beispielsweise auch die Erotik und galt als Mann der tausend Gesichter. Damit reihte er sich ein in die Avantgarde der Zwischenkriegszeit. Zugleich war er sehr dickköpfig. Gleich im ersten Jahr an der Kunstakademie in Prag überwarf er sich mit seinem Professor, dem anerkannten Maler Max Švabinský. Da Jindřich Štyrský allgemein enttäuscht war von Prag, fuhr an die jugoslawische Adria.

Schicksalshafte Begegnung mit Toyen

Jindřich Štyrský,  'Der Wald',  1934 | Foto: Muzeum moderního umění Olomouc

Auf der Insel Korčula traf er Maria Čermínová, die sich später Toyen nannte. Ab da waren sie ein unzertrennliches Paar. Beide fuhren weiter nach Paris, wo sie eine neue künstlerische Strömung schufen: den Artifizialismus, bei dem poetistische Grundprinzipien in die Bildende Kunst übertragen wurden. Es war der tschechische Beitrag zur Avantgarde zwischen den beiden Weltkriegen. Ende der 1920er Jahre kehrten beide nach Prag zurück, wo Štyrský malte und als Redakteur bei der Zeitschrift Literární kurýr (Literarischer Kurier) arbeitete.

In der Saison 1928/1929 wurde er Chef des „Befreiten Theaters“. Und 1934 gründete Štyrský zusammen mit Toyen, Bohuslav Brouk, Vítězslav Nezval und Karel Teige die Gruppe der Surrealisten in Prag. Auf Einladung ihrer französischen Kollegen fuhren sie ein Jahr später erneut nach Paris. Dort erkrankte Jindřich Štyrský aber ernsthaft an einem erblichen Herzleiden.

Jindřich Štyrský,  'Das Bild',  1932 | Foto: Jindřich Nosek,  AJG Hluboká nad Vltavou,  public domain

Das Trauma der Geburt

Im Angesicht des Todes malte der Künstler sein größtes Bild: Trauma zrození (Trauma der Geburt). Vor schwarzem Hintergrund sind dort unter anderem ein Embryo in der Plazenta zu sehen, ein Lederhandschuh, ein Baumstumpf, ein blutiger Sack oder auch ein Fisch, der einen anderen frisst, sowie die Fänge eines Greifvogels. Als Štyrský am 21. März 1942 starb, hing dieses depressive Bild über seinem Bett. Er hatte es seiner Freundin Toyen vermacht.

Jindřich Štyrský,  'Das Trauma der Geburt',  1936 | Foto: Martin Balucha,  Tschechischer Rundfunk

Das Auktionshaus Sotheby's wollte das Gemälde vergangenes Jahr in Paris versteigern, der Schätzpreis war auf 3,5 bis 5 Millionen Euro angesetzt. Die Interessenten boten jedoch weniger, daher wurde das Bild nicht verkauft. Andere Werke des bedeutenden Surrealisten werden allerdings für Millionenbeträge veräußert, doch die Summen liegen deutlich niedriger als im Fall von Toyen.

Jindřich Štyrský,  'Das Souvenir',  1924 | Foto: Nationalgalerie Prag
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