Kneipen, Restaurants und Bars – das Leiden unter den Corona-Maßnahmen
Schon zum zweiten Mal in diesem Jahr sind die Kneipen, Restaurants, Hotels und Bars in Tschechien besonders betroffen von den Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus. Seit knapp zwei Wochen müssen sie landesweit bereits um 22 Uhr schließen. Nun wurde noch die Zahl der Gäste an einem Tisch reduziert. Das alles raubt manchen Wirten den Schlaf.
„Die Situation ist eine Belastung, weil einige große Feiern storniert wurden, die bereits ein halbes Jahr im Voraus abgesprochen waren“, so dieser Kellner in einem Restaurant im Zentrum von Litvínov / Ober Leutensdorf in Nordöhmen. Seit Montag dürfen in Tschechien maximal noch sechs Gäste an einem Tisch im Gastbetrieb sitzen. Dies hat Gesundheitsminister Roman Prymula (parteilos) angeordnet, und zwar für 14 Tage, um die Corona-Zahlen hierzulande wieder abzusenken. Und es hat Auswirkungen. Wie der Kellner erläutert, würden vor allem Familienfeierlichkeiten abgesagt:
„Die Menschen haben selbst Angst davor, obwohl sich die Tische so stellen lassen, dass es möglich wäre.“
Noch mehr als die Tischregeln ist aber die Sperrstunde eine Belastung. Zunächst mussten nur in Prag die Gaststättenbetriebe bereits um 22 Uhr schließen. Dann wurde dies am 24. September auf das ganze Land ausgedehnt. Für Barbetreiber wie Milan Němec aus Opava / Troppau war das ein schwerer Schlag:
„Die Leute kommen meist später erst in unsere Bar – wenn die Biergärten und Restaurantterrassen bereits geschlossen haben. Das ist dann gegen 23 Uhr abends. Deswegen haben wir schließen müssen.“
Auch beim Verband der Hotels und Restaurants herrscht Alarm. Václav Stárek leitet diese Interessensvertretung. Im Interview in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks sagte er vor ein paar Tagen, dass er den epidemiologischen Sinn der Anordnungen nicht bezweifeln wolle. Jedoch habe er das Gefühl, dass die Regierung die Gastronomie vielleicht zu Unrecht unter Beschuss nehme…
„Das Gesundheitsministerium spricht jede Woche von weiteren Maßnahmen in Bezug auf die Restaurants. Allerdings haben wir noch keine einzige Statistik gesehen, die beweisen würde, dass es besonders in Restaurants zu Corona-Ansteckungen kommt. Dabei nehme ich den Fall in einem Club in Prag mal aus. Mich erstaunt, wie ständig neue Wege gesucht werden, um den Betrieb der Gastronomie zu erschweren“, so Stárek.
Aufgebracht zeigte sich der Verbandschef auch über die Äußerungen des Gesundheitsministers zu der angeblichen Nichteinhaltung der Maskenpflicht in tschechischen Restaurants. Roman Prymula hatte als Beweis auf Fotos verwiesen, die im zugeschickt worden seien. Sie stammten aus den Gastbetrieben im polnischen Teil des Erzgebirges und im tschechischen Teil. Laut dem Minister zeigten sie die lasche Herangehensweise hierzulande. Dazu Václav Stárek:
„Wenn das Gesundheitsministerium oder andere öffentliche Organe bestimmte Maßnahmen anordnen, dann sollten sie auch für die Kontrolle sorgen und für eventuelle Sanktionen bei Nichteinhaltung. Damit haben wir kein Problem. Aber alle Gaststättenbetriebe anhand eines zugeschickten Fotos aus dem Riesengebirge zu beurteilen, finde ich schlecht.“
Die Besucherzahlen in den Restaurants seien schon deutlich zurückgegangen, meint Stárek. Und die Wirte befürchten weitergehende Maßnahmen.
„Ich habe durchaus Angst, weil die Restaurants als erstes an der Reihe sein werden. Laut den Behauptungen der Regierung ist das Infektionsrisiko ja bei uns am höchsten. Wir bereiten uns sogar auf einen richtigen Shutdown vor. Die Frage ist, ob wir jetzt Lebensmittel einkaufen sollen oder nicht“, sagt Martina Jenka, Eigentümer eines Restaurants nahe einem großen Theater in Litvínov.