Pandemie in Tschechien: Eigene Belastung schwindet, Hilfe für Andere möglich

Foto: ČTK / Radek Petrášek

Die Befürchtungen haben sich zum Glück nicht bewahrheitet: Tschechiens Krankenhäuser wurden in der zweiten Welle der Corona-Pandemie nicht überlastet. Gegenüber Anfang November hat sich die Zahl der Covid-19-Patienten mittlerweile halbiert, und auch unter den Medizinern gibt es weniger Infizierte. In der verbesserten Lage beginnt Tschechien jetzt selbst damit, anderen Ländern zu helfen.

Foto: ČTK / Radek Petrášek

Die Kliniken in Tschechien kehren allmählich zu einem normalen Betrieb zurück. Operationen, die in der heißen Phase der zweiten Corona-Welle verschoben wurden, können wieder durchgeführt werden. Das ist nur ein Beleg dafür, dass die Lage jetzt besser ist als vor einem Monat. Damals hatte Tschechien über die Weltgesundheitsorganisation (WHO ) sogar personelle Hilfe aus dem Ausland angefordert. Der entsprechende Antrag wurde kurze Zeit später jedoch zurückgezogen. Die Staatssekretärin im Gesundheitsministerium, Alena Šteflová, nennt den Grund dafür:

„Im Verlaufe der Verhandlungen kamen wir zu der Ansicht, dass sich das tschechische Gesundheitssystem selbst helfen könne. Denn die Zahlen begannen zu sinken, so dass wir nicht mehr auf Hilfe angewiesen waren. Die WHO zeigt dazu weiterhin ihre Bereitschaft, aber im Moment ist es nicht nötig. Außerdem respektieren wir, dass andere Länder möglicherweise mehr Hilfe benötigen.“

Jan Blatný  (Foto: Archiv des Regierungsamtes der Tschechischen Republik)

Auf den tschechischen Antrag hat neben Israel auch Polen reagiert. Das Nachbarland wollte 20 Mediziner über die Grenze zu Hilfe schicken. Vorgesehen war, dass die polnischen Krankenschwestern im Feldlazarett in Brno / Brünn zum Einsatz kommen. Diese Freiluftklinik wird offenbar aber ebenso leer bleiben wie das Feldlazarett in Prag, erklärt Gesundheitsminister Jan Blatný:

„Persönlich denke ich, dass es zum Glück nicht notwendig sein wird, auch nur eines der beiden Lazarette zu nutzen. Nichtsdestotrotz bin ich überzeugt davon,  dass es gut war, sie aufgebaut zu haben.“

Und beide Einrichtungen sollen weiterhin Bestand haben, ergänzt Blatný:

Lazarett in Prag-Letňany  (Foto: Archiv der französischen Botschaft in Prag)

„Sobald wir die Lazarette wieder demontieren, fallen hohe Kosten an. Und in der epidemiologischen Lage, in der sich viele Staaten in Europa jetzt befinden, wäre das nicht klug. Eine Entscheidung darüber, wann wir die Lazarette abbauen, kann frühestens Mitte Januar getroffen werden.“

Nach Aussage von Blatný könne das Equipment der Einrichtungen nämlich auch anderen Staaten noch zugutekommen. Tschechien hilft aber schon jetzt – zum Beispiel in Armenien. Innenminister Jan Hamáček (Sozialdemokraten):

Jan Hamáček  (Foto: Michaela Danelová,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)

„Wir haben 100.000 Masken und 43.000 Paar Schutzhandschuhe geschickt. Es wurde kritisiert, dass diese Hilfe sehr bescheiden sei. Wir sind durchaus bereit, mehr zu helfen. Zunächst aber geht es darum, das zu liefern, wonach das jeweilige Land verlangt.“

Eine Anfrage nach personeller Hilfe aus Tschechien habe es bisher nicht gegeben. Sollte sie aber kommen und die heimische Lage es ermöglichen, dann sei die Regierung bereit, darüber zu verhandeln, sagt Hamáček. Derweilen nimmt die Belegung der Krankenhausbetten weiter ab. Daher habe Tschechien im Ausland ein klares Angebot gemacht, erklärt Blatný:

Foto: ČTK / Radek Petrášek

„Wir sind derzeit in der Lage, unsere Hilfe auch ausländischen Patienten anzubieten, und das einschließlich einer künstlichen Lungenbeatmung und einer intensiven Sauerstoffzufuhr.“

Zudem könnte eine bestimmte Anzahl von Betten in den Fakultätskliniken in Prag und Brno / Brünn von ausländischen Patienten in Anspruch genommen werden, ergänzt der Minister.

Autoren: Lothar Martin , Janetta Němcová
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