Gebeine von Přemysliden-Fürsten? Corona erschwert endgültige Bestätigung
Forscher in Olomouc / Olmütz leisten derzeit Detektivarbeit. Sie untersuchen tausend Jahre alte sterbliche Überreste, die im dortigen Kloster Hradisko entdeckt wurden. Gehören die Gebeine den mährischen Přemysliden-Fürsten? Die endgültige Antwort auf die Frage wird noch etwas Zeit brauchen.
Otto I., „der Schöne“, und sein Enkel Otto III. waren mährische Fürsten aus dem Haus der Přemysliden. Im 11. und im 12. Jahrhundert beherrschten sie Mähren von der Burg in Olmütz aus. Vor drei Jahren wurden in einer Nische in der Sankt-Stephanskapelle des Klosters Hradisko mehrere Gebeine entdeckt. Die Archäologen nehmen an, dass sie eben diesen Fürsten und ihren Verwandten gehören. Ihre Hypothese soll durch eine DNA-Analyse bestätigt werden. Doch die Corona-Pandemie, die das Leben in so vielen Bereichen lähmt, hat auch diese Forschungsarbeit erschwert und verzögert. Jan Frolík arbeitet am Historischen Institut der Akademie der Wissenschaften:
„Eine Übereinkunft mit Deutschland ist gescheitert, da die dortigen Labors sich entweder mit anderen Sachen beschäftigen oder jetzt gerade geschlossen sind. Wir haben uns schließlich auf eine Zusammenarbeit mit der Adam-Mieckiewicz-Universität in Posen einigen können. Der herbstliche Corona-Lockdown hat aber verhindert, dass wir die Proben nach Posen bringen konnten.“
Bisher konnten die Archäologen bestätigen, dass in den Schreinen die sterblichen Überreste von sechs erwachsenen Personen und einem Kind waren. Die Sicherheit, dass die Knochen von den Přemysliden stammen, wird erst die DNA-Analyse bringen. Zusätzliche Informationen können aber auch weitere Forschungsmethoden geben – wie etwa die Analyse, wie sich die dort Bestatteten zu Lebzeiten ernährt haben:
„Es wird überprüft, ob sie Essen von außerordentlich guter Qualität zu sich genommen haben, also zum Beispiel viel Fleisch und so weiter. Denn das war charakteristisch für diejenigen, die in jener Zeit an der Spitze der Gesellschaft standen.“
Bei zwei Schädeln haben sich auch Zähne erhalten. Anhand der Zähne könne man die Herkunft der jeweiligen Person bestimmen. Man könne sagen, ob sie aus Olmütz stamme oder zugezogen sei, sagt der Archäologe. Das könne zur Identifizierung der Ehefrauen der mährischen Přemysliden beitragen, die aus dem Ausland kamen.
Und die Historiker haben auch sozusagen Phantombilder der vermutlichen Fürsten Otto I. und Otto III. anhand ihrer Schädel in Auftrag gegeben. Das sei nicht bei allen Funden möglich. Von den vorhandenen Schädeln seien drei mehr oder weniger komplett. Bei diesen könne man das Gesicht rekonstruieren, so Frolík. Dann wird man etwa sehen können, ob Otto I. zu Recht als „der Schöne“ bezeichnet wurde.
Letztlich plant das Erzbistum von Olmütz laut seinem Sprecher Jiří Gračka möglichst bald eine erneute Bestattung der sterblichen Überreste:
„Sobald die Forschung abgeschlossen ist, werden die Gebeine in einen neuen Holzschrein gelegt. Dieser kommt dann in die ursprüngliche Zinntumba, die zu diesem Zweck bereits restauriert wurde.“
Der Termin für die feierliche Bestattung ist noch offen. Vor allem hängt er von der Corona-Lage in Europa ab.