Premier Babiš ist oberster Impfbeauftragter
Zwölf Millionen Impfdosen sind bestellt, um mehr als die Hälfte der Bevölkerung Tschechiens gegen das Coronavirus immunisieren zu lassen. Schon am Sonntag sollen die ersten Dosen verabreicht werden. Die Oberaufsicht über diese Unternehmung hat nun Premier Andrej Babiš übernommen.
Am Montag schaut ganz Europa nach Amsterdam. Dort wird die Europäische Arzneimittel-Agentur über die Genehmigung der Corona-Impfstoffe von Pfizer und Biontech entscheiden. Für den tschechischen Premier Andrej Babiš (Partei Ano) ist dies das letzte nötige Signal, dass das Impfen im Land losgehen kann:
„Wir sind vorbereitet. Was die erste Lieferung betrifft, muss nur noch die Europäische Kommission ihre Zustimmung geben, damit die Autos sich am 26. Dezember auf den Weg durch Europa machen können. Dann können wir gleicham 27. Dezember anfangen zu impfen.“
Die erste Lieferung der Firma Pfizer beinhaltet laut Babiš knapp 10.000 Impfdosen. Davon bleibt eine Hälfte in Prag, die zweite Hälfte geht nach Brno / Brünn. Mit demselben Unternehmen verhandelt die Regierung bereits über eine zweite Lieferung von 20.000 Dosen noch in diesem Jahr. Der Premier drückt auf’s Tempo, denn die Impfstoffe anderer Hersteller sind erst für Januar zugesagt.
Als Erste werden in Tschechien Senioren und medizinisches Personal geimpft. Mit Blick auf die Einrichtung von Impfzentren zeigt sich Milan Kubek aber skeptisch, dass das Land dafür gut vorbereitet ist. Der Präsident der tschechischen Ärztekammer sagte in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks:
„Nur eine schnelle Durchimpfung von mehreren Millionen Einwohnern kann unserem Leben eine gewisse Normalität zurückgeben. Wenn ich die ambitionierten Vorbereitungen in Deutschland, Frankreich oder auch Israel sehe und dann bedenke, dass wir wirklich noch gar nichts haben, dann kommt mir das Grauen.“
Dabei wurde extra für diese Aufgabe der Posten eines Regierungsbeauftragten geschaffen. Diesen bot der Premier zunächst Roman Prymula an. Der Epidemiologe und ehemalige Gesundheitsminister lehnte aber ab. Darum nahm sich Andrej Babiš kurzerhand selbst dieser Funktion an:
„Ich habe mich natürlich immer zu dieser Verantwortung bekannt. Darum kümmere ich mich um das Mikromanagement, wofür mich einige auch kritisieren. Aber ich erlaube mir zu sagen, dass ich von allen Staatsmanagern die größte Erfahrung habe. Darum leite ich den Bereich und werde es auch weiter tun.“
Bei den Oppositionsparteien kam diese Entscheidung gar nicht gut an. Sie vermuten, dass sich niemand für den Posten des Impfbeauftragten gefunden hat, der mit Babiš zusammenarbeiten wollte. Ähnlich äußerte sich etwa der Piraten-Abgeordnete Mikuláš Ferjenčik:
„Uns kommt das vor wie ein schlechter Witz. Der Premier ist nicht einmal in der Lage, diese wichtige Funktion mit einer passenden Person zu besetzen“, so Ferjenčik im Tschechischen Rundfunk.
Zudem forderte die Gesundheitsexpertin der Kommunisten, Soňa Marková, dass der Impfbeauftragte mit gutem Beispiel vorangehen und sich selbst die Injektion verabreichen lassen solle. Das lehnt Babiš mit Verweis auf eine Vorerkrankung bisher ab.
Die Impfreihe soll von einer Medienkampagne begleitet werden. Die entsprechende Ausschreibung für Werbeagenturen hat das Gesundheitsministerium aber abgebrochen und selbst Informationsmaterial entworfen. Das sorgte in der vergangenen Woche für einige Aufregung, weil die optische Darstellung den Eindruck einer Anti-Impfkampagne hervorrief. Premier Babiš hat nun angekündigt, sich auch darum zu kümmern und dafür so viel Geld zur Verfügung zu stellen, wie nötig sein wird.