Corona: Volle Kliniken, aber keine Zusammenarbeit mit Deutschland
Die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus hat in den vergangenen Tagen in Tschechien mehrfach Rekorde gebrochen. In den Krankenhäusern ist daher die Lage sehr angespannt. Freie Intensivbetten gehen aus, und immer noch ist der Krankenstand beim Klinikpersonal hoch. Die Regierung hat deswegen erneut die Armee um Hilfe gebeten, zugleich darf das Krankenhaus im grenznahen Cheb ein Hilfsangebote aus Bayern und Sachsen bisher nicht annehmen.
Den Zahlen vom Sonntag nach werden in tschechischen Krankenhäusern derzeit 6600 Menschen mit Covid-19 behandelt. Fast 1100 von ihnen müssen intensiv betreut werden. Am Freitag schlug bereits der nationale Koordinator für Intensivpflege, Vladimír Černý, Alarm:
„Es ist offensichtlich, dass sich die Bettenbelegung in den Kliniken am Limit bewegt. Meiner Ansicht nach gibt es nur begrenzte Möglichkeiten, die Kapazitäten noch zu erhöhen. Wir sind täglich mit den Koordinatoren in den Kreisen in Kontakt. Und sie antworten auf unsere Frage nach einer Erhöhung der Kapazitäten sehr zurückhaltend, das sei nur eigeschränkt möglich. Einige von ihnen sagen sogar schon, sie seien am Ende der Möglichkeiten.“
Die Zahl der Betten ist dabei nur eines der beiden Hauptprobleme. Das andere ist der weiterhin hohe Krankenstand bei Ärzten und Pflegekräften in den Kliniken. Deswegen hat die Regierung am Freitag weitere 200 Soldaten in die Einrichtungen beordert. Die haben nicht immer eine medizinische Ausbildung, wie etwa Vladimír Kosina.
„Vom Dienststand her bin ich Flugtechniker und bessere Flugzeuge aus. Aber ich habe zusätzlich auch einen Kurs als Rettungskraft absolviert“, so der Oberstleutnant in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks. Kosina ist im Masaryk-Krankenhaus in Ústí nad Labem / Aussig eingesetzt.
Aber auch die mittlerweile 850 Soldaten können die vielen mit Corona infizierten Ärzte und Pflegekräfte nur schwer ersetzen. In vielen Kliniken hofft man daher, dass die derzeitige Impfkampagne beim Personal die Lage zu entspannen hilft.
Die Belegungsprobleme können dadurch aber nicht gelöst werden. Deswegen haben die Krankenhäuser damit begonnen, Betten aus unterschiedlichen Abteilungen für Covid-19-Patienten umzuwidmen. Angespannt ist die Situation auch in der städtischen Klinik von Cheb / Eger. Der Fall sorgt seit einigen Tagen für Diskussionsstoff. Denn die deutschen Bundesländer Bayern und Sachsen haben angeboten, Patienten von dort zu übernehmen. Dazu der Sprecher des Krankenhauses, Vladislav Podhracký:
„Das Angebot von deutscher Seite gilt. Ob wir dies aber nutzen können, liegt an den Gesprächen der Regierungen beiderseits der Grenze. Wir können nicht selbst entscheiden, Patienten ins Ausland zu bringen.“
Im ganzen Kreis Karlovy Vary / Karlsbad sind die Kapazitäten ausgelastet. Am Samstag waren zeitweise alle 78 Intensivbetten belegt. Doch Gesundheitsminister Jan Blatný (parteilos) sagte, erst sollten die Betten in anderen tschechischen Regionen genutzt werden. Dies bekräftigte auch Premier Andrej Babiš (Partei Ano) am Sonntag. Der Regierungschef verwies auf das landesweite Verteilungssystem:
„Dieses System hat auch dem Krankenhaus in Cheb geholfen. So wurden acht Patienten, die Sauerstoff brauchen, sowie vier, die künstlich beatmet werden, ins zentrale Militärkrankenhaus und in die Klinik Motol in Prag transportiert. Das System funktioniert also.“
Im Krankenhaus von Cheb wurde dies allerdings sozusagen erkauft, indem man bestimmte Behandlungsmöglichkeiten eingestellt hat. So wurden etwa die Betten in der Orthopädie gestrichen. Deswegen zeigte sich der Karlsbader Kreishauptmann Petr Kulhánek (Bürgermeisterpartei Stan) unzufrieden:
„Ich denke, dass die Zeit dafür reif ist und Gespräche zwischen der tschechischen und der deutschen Regierung unverzüglich beginnen sollten. Denn die Krankenhäuser jenseits der Grenze liegen näher, und das bedeutet auch weniger logistischen Aufwand.“
Dem Aufruf des Kreishauptmannes schlossen sich auch weitere Politiker an, die wie Kulhánek zur politischen Opposition im Land gehören.