Vor 125 Jahren: Als die Sportler von Slavia Prag erstmals die Fußballschuhe schnürten
Slavia Prag ist einer der ältesten Sportvereine in Tschechien. Gegründet wurde er zwar schon im November 1892, doch eine eigene Abteilung für den Fußball kam erst gut drei Jahre später hinzu. Konkret am 21. Januar 1896. Wenn man es genau nimmt, müsste der Fußballverein Slavia also eigentlich erst jetzt sein 125-jähriges Jubiläum feiern und nicht, wie geschehen, im Herbst 2017.
Die Anfänge des Kicksports hierzulande waren einerseits geprägt von der Begeisterung der Spieler und andererseits von behördlichen Schikanen. In den 1880er und 1890er Jahren kam der Fußball aus England auch nach Böhmen. Zunächst war das Ballspiel eine Sache der Intellektuellen, vor allem Studenten frönten ihm. Der Sporthistoriker Miloslav Jenšík:
„Die Sportvereine wurden von den Behörden der k. u. k. Monarchie nicht sonderlich geschätzt. Einige Beamte sahen es nicht gerne, dass ihre Söhne sich jeden Nachmittag die Zeit mit Fußball vertrieben und dann schlechten Noten zum Beispiel in Latein nach Hause brachten. Auch solche persönlichen Motive standen hinter der Abneigung.“
Dennoch beschloss die Mitgliederversammlung des Vereins Slavia Prag, eine eigene Abteilung für den Fußball zu gründen. Und am 25. März 1896 traten die Kicker auch zu ihrem ersten Spiel an. Die Begegnung gegen den A.C. Prag wurde dabei souverän mit 6:0 gewonnen. Schon damals waren ihre Trikots rot und weiß gestreift, und das hat sich bis heute nicht geändert.
„Slavia hatte sich ursprünglich aus Literatur- und Redezirkeln gebildet, die nationalistisch und gegen Wien ausgerichtet waren. Der Verein wurde daher ständig von den kaiserlichen Behörden gegängelt und dann auch erst einmal aufgelöst. Daraus entstand aber der spätere Sportverein Slavia Prag mit seinem Fußballteam und dem ältesten noch heute genutzten Design eines Trikots in Böhmen“, so Jenšík.
Noch vor dem Ersten Weltkrieg wurde Slavia zum wohl stärksten Fußballverein in Kontinentaleuropa. Großen Anteil daran hatte der schottische Trainer John Madden, wie der Fußballhistoriker Radek Jelínek vor einiger Zeit in den deutschen Sendungen von Radio Prag International erläutert hat:
„Madden übernahm den Trainerposten im Jahr 1905 und führte die Mannschaft danach ein Vierteljahrhundert lang. Dank seiner Trainingsmethoden war Slavia den Anderen weit voraus. Doch auch Teams wie Sparta Prag oder die Wiener Klubs verpflichteten nach und nach britische Trainer. Diese Vereine waren so der Konkurrenz gegenüber im Vorteil.“
Als die vielleicht beste Ära von Slavia gilt die Zwischenkriegszeit. Es waren unter anderem der Torhüter František Plánička und der Stürmer Antonín Puč, die das Spiel der Rot-Weißen prägten. Mehrfach verhalfen sie dem Verein zum tschechoslowakischen Titel. Als dann auch noch Ausnahmestürmer Josef „Pepi“ Bican von Admira Wien verpflichtet wurde, gewann man 1938 sogar den sogenannten Mitropapokal, einen Vorläufer des späteren Europapokals und der heutigen Champions League. Dazu Radek Jelínek:
„Soweit ich weiß, war Slavia im mitteleuropäischen Mitropacup der einzige Klub, der an allen Jahrgängen teilnahm. Keinem anderen Verein gelang es, sich Jahr für Jahr dafür zu qualifizieren. Das heißt, Slavia wurde in der nationalen Liga stets Erster oder Zweiter. Das hat kein Verein aus Österreich oder Italien geschafft. Slavia gewann den Pokal zwar nur einmal, doch sehr oft stießen die Prager bis ins Halb- oder Viertelfinale vor.“
Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte der Verein nicht mehr an diese Zeiten anknüpfen. Hinzukam, dass er bei den Kommunisten als Intellektuellen-Klub verschrien war. Sie zwangen Slavia dann 1953 auch zum Umzug aus dem Prager Stadtteil Letná an den heutigen Standort im Stadtteil Vršovice. Erst nach der politischen Wende von 1989 wurden die Rot-Weißen wieder zu einem Spitzenteam, und mit der Übernahme durch die chinesische Firma CEFC vor fünf Jahren haben sie sich ganz oben in der tschechischen Liga etabliert. Derzeit steht Slavia an der Tabellenspitze und möchte den Titel aus dem vergangenen Jahr verteidigen. Bei der Gesamtzahl der Siege bei nationalen Meisterschaften liegt man aber mit derzeit 20 immer noch deutlich hinter dem Erzrivalen Sparta Prag (36 Titel).