Experten und Regionalpolitiker fordern: entweder Industriebetriebe schließen oder massiv testen

Die Corona-Lage hat sich in Tschechien in den letzten Tagen nicht verbessert, im Gegenteil. Am schlechtesten ist die Situation in der Region von Tachov / Tachau, wo während der vergangenen sieben Tage 1349 Neuinfektionen pro 100.00 Einwohner verzeichnet wurden. Die Kommunalpolitiker suchen nach den eventuellen Ursachen in der Industrieproduktion.

Ladislav Macák  (Foto: Archiv des Senats des Parlaments der Tschechischen Republik)

Ladislav Macák (Patrioten von Tachov) ist Bürgermeister der westböhmischen Bezirksstadt Tachov. Vor zehn Tagen wurden drei Regionen Tschechiens wegen hoher Corona-Zahlen abgesperrt, zwei davon  - Sokolov / Falkenau und Cheb / Eger - liegen genauso wie Tachov in Westböhmen. Bürgermeister Macák ist skeptisch, was einen eventuellen regionalen „Lockdown“ anbelangt. Er sagte in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks:

„Die Bewohner sind bemüht, alle Corona-Maßnahmen einzuhalten. Ich meine nicht, dass sich die Leute plötzlich anders als zuvor verhalten würden. Junge Leute nehmen alles etwas leichtsinniger als die ältere Generation, aber das war schon immer so. Ich sehe in der Absperrung keine Lösung.“

Foto: ČTK / David Taneček

Macák ist davon überzeugt, die Ursache der schlechten Corona-Lage in der Region sei in der naheliegenden Industriezone zu suchen:

„Wir wissen nicht, wie viele Menschen, die von den Arbeitsagenturen vermittelt werden, hier wohnen, ob sie getestet oder vakziniert wurden oder werden. Ich meine damit Arbeiter, die von Agenturen gemietet werden, um in den Unternehmen in der Industriezone Nová Hospoda zu arbeiten. Es handelt sich um keine festen Mitarbeiter der Firmen.“

Dem Bürgermeister zufolge handelt es sich um Tausende von Arbeitskräften, die von den Agenturen vermittelt wurden. Der Kommunalpolitiker merkte an, dass andererseits einige der großen Unternehmen in der Region ihre Mitarbeiter schon seit dem Herbst testen. Ein weiteres Problem stellten bis vor kurzem laut Macák die LKW-Fahrer dar, die den Grenzübergang Rozvadov – Waidhaus nutzten.

Foto: ČTK / Vojtěch Hájek

„Ausländische LKW-Fahrer fuhren über die ganze Republik, ohne einen Corona-Test absolviert zu haben. Vor der Grenze wurden sie von den deutschen Beamten angehalten und nicht reingelassen. Man ließ sie aber zuvor durch das Land fahren, niemand hat sie kontrolliert. Dann entstand erst hier ein regelrechtes Chaos.“

Der Kommunalpolitiker ist nicht der einzige, der in der gegenwärtigen Diskussion über die Corona-Maßnahmen die Notwendigkeit betonte, die Mitarbeiter in den Industriebetrieben zu testen. Der Leiter des Zentrums für die Modellierung biologischer und gesellschaftlicher Prozesse (Bisop), René Levínský, merkte im Tschechischen Rundfunk zu den möglichen Corona-Maßnahmen an:

René Levínský  (Foto: Jana Přinosilová,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)

„Es ist notwendig, weitere sehr dramatische Mittel einzusetzen: Entweder einen wirklichen Lockdown einzuführen, was aus politischer Sicht vermutlich schwer durchzusetzen wäre. Dies würde auch eine starke Reduzierung der Industrieproduktion bedeuten. Dies lief unbeschränkt die ganze Zeit lang. Oder aber müsste den Firmen wenigstens klar gesagt werden: Wenn sie nicht testen werden, können sie nicht geöffnet haben genauso wie die Gaststätten und andere Unternehmen. Das finde ich wichtig. Die Menschen stecken sich am häufigsten immer noch in der Arbeit an. Die Tatsache, dass die Firmen ihre Mitarbeiter nicht testen, stellt eine klare Verletzung der Hygiene-Vorschriften. Firmen, in denen es zur Verbreitung des Virus kommt, dürfen nicht geöffnet bleiben.“

Autoren: Martina Schneibergová , Vojtěch Tomášek , Patricie Strouhalová
schlüsselwort:
abspielen