Muchová und Krejčíková begeistern in Melbourne – Razýmová Hoffnung für Oberstdorf

Karolína Muchová (Foto: ČTK / AP Photo / Andy Brownbill)

Melbourne weit unten auf der Südhalbkugel, und Oberstdorf in einer relativ zentralen Position auf der Nordhalbkugel der Erde. Dies sind zwei Orte, an denen dieser Tage großer Sport geboten wurde beziehungsweise wird. Und Tschechen waren respektiere sind daran beteiligt.

Tschechiens Tennisdamen überzeugen in Down Under

Australian Open  (Foto: ČTK / AP / Hamish Blair)

Die Australian Open sind stets das Highlight zum Auftakt einer neuen Saison im Profi-Tennis. In seiner über 100-jährigen Historie hat das erste Grand-Slam-Turnier des Jahres auch schon etliche Geschichten geschrieben, in diesem Jahr kam eine neue hinzu: das Corona-Kapitel. Um sicher zu gehen, dass die zahlreichen ausländischen Gäste nicht etwa das in Australien so gut wie ausgemerzte Virus wiedereinschleppen, mussten alle Tennisspieler und ihre Betreuer früher anreisen. Denn es ging für 14 Tage vorsorglich in Quarantäne. Erst danach durften sich Spieler und Betreuer in Down Under frei bewegen. Mit dieser Regelung kamen einige besser, andere schlechter klar.

Zu den Erstgenannten gehörte Karolína Muchová. Die Tschechin spielte in Melbourne das beste Grand-Slam-Turnier ihrer bisherigen Karriere. Auf dem Weg bis ins Halbfinale des Damen-Einzel schaltete sie unter anderem ihre höher eingestufte Landsfrau Karolína Plíšková aus sowie die Weltranglisten-Erste Ashleigh Barty. Im Duell mit der Lokalmatadorin machte ihr jedoch die große Hitze unter Australiens Sonne zu schaffen:

Karolína Muchová  (Foto: ČTK / AP Photo / Andy Brownbill)

„Zu Mitte des ersten Satzes ist mir schlecht geworden. Mir war schwindlig, und ich bin auf dem Court fast ohnmächtig geworden. Der für unsere Betreuung zuständige Physiotherapeut ging mit mir in die Katakomben, um mich dort mit Eis zu kühlen. Das hat mir sehr geholfen. Obwohl ich mich auch danach auf dem Platz nicht in bester Verfassung fühlte, versuchte ich nun, die Ballwechsel möglichst kurz zu halten, um nicht so viel laufen zu müssen. Und das ist mir gelungen.“

Und zwar so gut, dass die 24-jährige Olmützerin die Nummer eins der Welt trotz des verlorenen ersten Satzes noch mit 6:3 und 6:2 bezwang. In der Vorschlussrunde musste sich Muchová dann aber der US-Amerikanerin Jennifer Brady nach einem packenden Match in drei Sätzen beugen. Das änderte jedoch nichts daran, dass bei ihr die Freude über das Erreichte überwog:

Jennifer Brady mit Karolína Muchová  (ČTK / AP Photo / Hamish Blair)

„Das Ergebnis ist super, denn es ist mein bestes bei einem Grand-Slam-Turnier. Ich habe mehrere gute und höher positionierte Spielerinnen besiegt, deshalb kann ich viele positive Dinge aus Melbourne mitnehmen.“

Und die neue Nummer 22 der Weltrangliste machte abschließend deutlich, dass man von ihr auch in Zukunft noch einiges erwarten könne:

„Ich glaube daran, dass dies für mich der Auftakt zu weiteren Erfolgen war und dass meine Ergebnisse immer besser werden.“

Barbora Krejčíková mit Rajeev Ram  (Foto: ČTK / AP Photo / Hamish Blair)

Kaum noch etwas besser machen kann eine andere Tschechin, die als ausgemachte Doppelspezialistin gilt: Barbora Krejčíková. Zusammen mit ihrer kongenialen Partnerin Kateřína Siniaková stand sie zum dritten Male im Damen-Doppel-Finale eines Grand-Slam-Turniers. Nach den Siegen 2018 in Paris und London mussten die Brünnerin und ihre Landsfrau diesmal indes eine Niederlage einstecken. Dafür trumpfte Krejčíková im Mixed umso eindrucksvoller auf: An der Seite des US-Amerikaners Rajeev Ram, mit dem sie schon 2019 erfolgreich war, gewann sie diesen Wettbewerb in Melbourne zum dritten Mal in Serie. 2020 war der Kroate Nikola Mektić ihr Partner. Ein solcher Hattrick war vor ihr nur der berühmten Australierin Margaret Court gelungen. Entsprechend lautstark waren die Ovationen für die 25-Jährige und ihren Partner bei der Siegerehrung:

Barbora Krejčíková  (Foto: ČTK / AP Photo / Andy Brownbill)

Angesichts der harten Anti-Corona-Restriktionen in vielen Staaten Europas klingt es fast wie Science fiction, dass in Australien Sportveranstaltungen bereits wieder von Zuschauern besucht werden, darunter die Finaltage des Grand-Slam-Turniers. Diese neue Erfahrung nimmt auch Barbora Krejčíková gern mit nach Hause:

„Es war super, dass zu den Turnieren auch Fans da waren. Ich konnte mich im Hotel frei bewegen, und ich musste auch nicht mehr jeden Tag getestet werden. Das war ein ganz neues Gefühl, auch wenn dem zunächst die wenig angenehme Quarantäne vorausging. Noch nie zuvor musste ich 14 Tage am Stück in einem Hotelzimmer verbringen, ohne wenigstens einmal auf den Flur gehen zu dürfen. Das alles waren interessante Erfahrungen für mich, die ich mitnehme und die mich auch ein Stück weiterbringen, sowohl als Tennisspielerin als auch als Mensch.“


Tschechische Athleten nur Außenseiter bei Nordischer Ski-WM in Oberstdorf

Oberstdorf  (Foto: Hd pano,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 3.0 DE)

Von einer Wiederöffnung der Stadien und Sporthallen für Zuschauer ist man in Europa noch weit entfernt. Ständige Corona-Tests und gegebenenfalls eine Quarantäne sind aber auch hier bei sportlichen Großveranstaltungen an der Tagesordnung. So zum Beispiel bei der anstehenden Weltmeisterschaft im Nordischen Skisport in Oberstdorf, die am Mittwoch offiziell beginnt. Als der Wintersportort im Allgäu 2016 als WM-Veranstalter ausgerufen wurde, freute man sich auch in Tschechien über diese Wahl. Doch mittlerweile habe einen die Corona-Realität eingeholt, sagte Lukáš Sacher vom Tschechischen Skisport-Verband gegenüber Radio Prag International:

„Hätten wir eine normale Lage, dann wäre das für uns ausgezeichnet gewesen. Oberstdorf ist nicht weit von Tschechien entfernt. Wir hätten mit dem Auto anreisen können, die gesamte Logistik wäre relativ einfach gewesen. Zudem waren wir darauf eingestellt, dass uns zahlreiche Fans begleiten und bei den Wettkämpfen anfeuern. Wegen der aktuellen pandemischen Lage ist es aber gerade für uns Tschechen relativ kompliziert geworden, nach Oberstdorf zu kommen.“

Lukáš Sacher  (Foto: Tschechisches Fernsehen)

Der Grund ist der, dass die Tschechische Republik vor kurzem von deutscher Seite aus zu einem Virusmutationsgebiet erklärt wurde. Und dies hat Konsequenzen, erläutert Sacher:

„Jeder, der sich die zurückliegenden zehn Tage in Tschechien aufgehalten hat, muss in Deutschland sofort für zehn Tage in Quarantäne. Das ist natürlich für uns ein Problem. Wir haben es so gelöst, dass unsere Sportler bereits am Samstag vergangener Woche im österreichischen Ramsau auf die Schnelle ein Trainingscamp aufgeschlagen haben. Dort werden unsere Skilangläufer, Skispringer und Kombinierer bis zum Dienstag sein, ehe sie dann nach Oberstdorf fahren und sich allen erforderlichen Corona-Tests vor ihrem WM-Start unterziehen.“

Wegen der harten Restriktion, die seit einigen Tagen für fast alle Menschen gilt, die von Tschechien aus in Deutschland einreisen wollen, musste der Tschechische Skisport-Verband (SLČR) kurzfristig auch den Weltcup im Skilanglauf absagen. Die Wettkämpfe sollten eigentlich als WM-Generalprobe am vergangenen Wochenende in Nové Město na Moravě / Neustadt in Mähren stattfinden. Doch das war nicht möglich, denn alle Teilnehmer hätten dann ebenfalls in die besagte zehntägige Quarantäne gemusst, was kein Sportler riskieren wollte. Dies sei für den Verband und die Organisatoren in Nové Město ein harter Schlag gewesen, doch jetzt wolle man sich voll auf die Wettkämpfe in Oberstdorf konzentrieren, sagte Sacher. Und der Verbandsfunktionär nannte auch das zahlenmäßige Aufgebot dazu:

Kateřina Razýmová  (Foto: Granada,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 4.0)

„Im tschechischen Team für Oberstdorf stehen 14 Skilangläufer, fünf Nordische Kombinierer und sieben Skispringer.“

Des Weiteren verhehlte Lukáš Sacher nicht, dass die Erwartungen für die WM diesmal nicht allzu hoch liegen. So ist nach der Erfolgszeit von Kateřina Neumannová und Lukáš Bauer im Skilanglauf die entstandene Lücke noch zu groß, und die Skispringer stecken derzeit in einem Tief. Dies habe jedoch auch damit zu tun, dass Tschechiens bester Schanzenpilot der letzten Jahre, Roman Koudelka, wegen einer komplizierten Verletzung, die operativ behoben werden musste, seine Saison bereits beendet hat. Da die Medaillen für die tschechischen Teilnehmer in Oberstdorf sehr hoch hängen dürften, hofft man beim Verband zumindest auf einige vordere Platzierungen – und das in erster Linie von Skilangläuferin Kateřina Razýmová, ihrem männlichen Kollegen Michal Novák, vom Kombinierer Tomáš Portyk und überraschenderweise auch von den Skispringerinnen.

Michal Novák  (Foto: Granada,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 4.0)

Schließlich gibt es aber einen Umstand, mit dem sich Sacher bei dieser Weltmeisterschaft nicht so recht anfreunden kann, und das sind die fehlenden Zuschauer:

„Das ist für mich natürlich eine der schlechteren Dinge, die der Leistungssport derzeit erfahren muss. Denn Wettbewerbe ohne Zuschauer sind schon irgendwie traurig. Das spüren die Sportler und ihre Betreuer im Umfeld, man ist unter sich. Auf deren anderen Seite ist es für die Athleten toll, dass sie ihren Sport überhaupt ausüben können. Doch es fehlen halt die großen Emotionen und die Geschichten, die damit verknüpft sind.“

Mit etwas Neid dachte Sacher dabei vielleicht an die Lage in Australien, wo Sportwettkämpfe mittlerweile schon wieder mit Zuschauern stattfinden.