Stadt der Berufspendler: Wie Rotava im Erzgebirge davon profitiert
Noch mindestens bis kommenden Mittwoch will Deutschland die Grenzkontrollen und Beschränkungen für Einreisende aus Tschechien aufrechterhalten. Für bestimmte Gruppen von Berufspendlern bestehen zwar Ausnahmeregelungen, doch das nur unter strengen Auflagen. Dazu gehört alle 48 Stunden ein Corona-Test. Die tschechischen Arbeitskräfte nehmen das auf sich. Und die Möglichkeit zu pendeln bringt nicht nur den Betrieben und der Wirtschaft auf der deutschen Seite etwas. Auch Tschechien profitiert davon. Dies zeigt eine Reportage aus den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks, die wir in deutscher Fassung wiedergeben.
Rotava / Rothau ist eine Kleinstadt im Erzgebirge, rund 15 Kilometer von Klingenthal entfernt.
„Rund 20 Prozent aller Bewohner in Beschäftigungsverhältnissen fahren nach Deutschland zur Arbeit. Derzeit ist die Lage für sie sehr schwierig wegen der Maßnahmen auf deutscher Seite“, sagt der Bürgermeister von Rotava, Michal Červenka (Sozialdemokraten).
Im Ort selbst und der weiteren Region sind vor allem Maschinenbaubetriebe und Textilfabriken die wichtigsten Arbeitgeber. Seit einigen Jahren pendeln aber immer mehr Menschen aus der Gegend der Beschäftigung wegen ins Nachbarland. Und das habe sich im Stadtbild positiv niedergeschlagen, so Červenka:
„Seitdem werden mehr Einfamilienhäuser hier gebaut und renoviert. Sollten die Bewohner ihre Arbeit in Deutschland verlieren, wäre dies ein Schritt zurück. Denn jede Stadt ist froh, wenn möglichst viele Arbeitsfähige eine Beschäftigung haben und vor allem auch gut verdienen. Genau das trifft auf unsere Berufspendler zu.“
Tatsächlich hatte die nordböhmische Grenzregion über viele Jahre hinweg mit vergleichsweise hohen Arbeitslosenzahlen zu kämpfen. In Rotava sei dieses Problem mittlerweile verschwunden, sagt Zdeněk Harapát. Er leitet das Amt für Kultur und soziale Angelegenheiten im Rathaus der Stadt:
„In den Jahren 2016 und 2017 hatten wir viele Familien von Arbeitslosen. Das Arbeitsamt war voll. Dank der Beschäftigungsmöglichkeiten hat sich die Lage für die Menschen verbessert, die meisten fanden eine Stelle, und es blieb ein Minimum an Arbeitslosen. Ihre Zahl steigt jetzt aber wieder an.“
Die meisten Berufspendler wollen ihre Beschäftigung in Deutschland nicht verlieren. Sie haben sich daher vorübergehend eine Unterkunft jenseits der Grenze gesucht, was von deutscher Seite auch finanziell unterstützt wird. So können sie Test- und Quarantänepflichten umgehen. Für die Kinder der Beschäftigten heißt dies aber, dass sie einen Elternteil für längere Zeit nicht sehen können.
„Diese Trennung der Familien ist schlimm. Meist liegt dann die Hauptlast bei der Mutter, insbesondere wenn sie dazu noch arbeitet. Das sind starke Einschnitte in das Leben der Familien“, so Harapát.
Die Grenzkontrollen und Einreisebeschränkungen hat Deutschland Mitte dieses Monats eingeführt. Seitdem ist die Kritik daran nicht abgeebbt.