Covid-19 zum Zweiten: Mehr als 1400 Menschen haben sich in Tschechien wiederholt angesteckt
In Tschechien wächst die Zahl der Menschen, die sich wiederholt mit dem Coronavirus infizieren. Das Staatliche Gesundheitsinstitut hat in der gesamten Zeit der Pandemie bereits 1400 Patienten registriert, bei denen die Krankheit Covid-19 erneut ausbrach.
„Der Krankheitsverlauf war im Herbst heftiger. Damals hatte ich starke Kopfschmerzen, schlimme Atembeschwerden und Husten. Außerdem konnte ich nichts riechen. Die zweite Erkrankung hatte einen milderen Verlauf. Die Kopfschmerzen waren diesmal zwar unangenehm, aber nicht mehr so stark.“
Veronika Luštincová bekam Ende Oktober 2020 ihr erstes positives Corona-Testergebnis. Das zweite kam Ende Februar, also nach einer viermonatigen Pause. Drei Wochen vor der zweiten Infektion hatte sie noch ihr Blut auf Antikörper untersuchen lassen:
„Das Ergebnis zeigte einen starken Schutz durch die Antikörper an. Die einzige Erklärung für die Neuansteckung war, dass die britische Corona-Mutation sie einfach umgehen kann.“
Noch Ende vergangenen Jahres galten Reinfektionen als selten. Die neuen, aggressiveren Virusmutationen haben das aber geändert. Wie das tschechische Staatliche Gesundheitsinstitut (SZÚ) vermeldet, hat sich die Zahl der insgesamt wiederholt Infizierten in Tschechien im Verlaufe des Februars verneunfacht und lag am Monatsende bei 1400. In 744 Fällen waren Frauen und in 656 Fällen Männer betroffen.
Die britische Virusvariante setzt sich schneller an den angegriffenen Zellen fest und kann Antikörpern besser widerstehen. Darüber hat das Nationale Referenzlaboratorium für Grippefälle schon vor geraumer Zeit informiert. Wegen der schnelleren und häufigeren Ansteckung mit den Mutanten hat sich Epidemiologen zufolge der Zeitraum verkürzt, der nun zwischen zwei Infektionen liegt. Bisher sprach man erst nach einer dreimonatigen Pause von einer Neuansteckung. Nun sind es noch zwei Monate, sagt SZÚ-Sprecherin Klára Dolákova:
„Die Verkürzung des Intervalls von 90 auf 60 Tage hängt mit der Ausbreitung der Virusvarianten zusammen. Der Großteil der wiederholten Ansteckungen trat aber nach einem längeren Zeitraum auf. Die Pause zwischen erster und zweiter Erkrankung lag durchschnittlich bei 124 Tagen.“
Zeigt ein Patient nach kürzerer Zeit als zwei Monate erneute Krankheitssymptome, könne man dem Epidemiologen Jan Kynčl zufolge nicht von einer Reinfektion sprechen:
„Bei einem kürzeren Intervall handelt es sich eher um eine unterbrochene oder kurzzeitig abgeschwächte Erkrankung, die sich nun reaktiviert. Nur wenn die Symptome in zwei Episoden auftreten, kann eine Reinfektion eindeutig bestätigt werden.“
Das Staatliche Gesundheitsinstitut hat bis Ende Februar weitere 1456 Fälle registriert, bei denen der Verdacht auf eine wiederholte Ansteckung besteht. Allerdings verlief hierbei eine der Infektionen ohne jegliche Krankheitsmerkmale von Covid-19.
Die Experten wissen immer noch nicht genau, wie lange ein Mensch nach einer Infektion mit dem Coronavirus tatsächlich immun ist. Deswegen wird eine Impfung auch dann empfohlen, wenn jemand bereits an Covid-19 erkrankt war. Allerdings sollte das Vakzin in dem Falle erst nach einem halben Jahr verabreicht werden.