Festivalatmosphäre in Prag: Ein Wochenende für die Straßenkunst

Am Freitag und Samstag verwandelt sich Prag in eine Bühne für Musiker, Künstler und Artisten. Denn dann findet das Festival „Praha žije hudbou“ (deutsch: Prag lebt durch Musik) statt. Bereits zum sechsten Mal präsentieren sich Künstler auf den Straßen, Plätzen und Parks dem Publikum. Im Programm stehen 200 Aufführungen an 40 Orten mit bekannten Größen und jungen Talenten. Das Festival will die unabhängige Kulturszene unterstützen und auf die strengen Regulierungen für Straßenkünstler aufmerksam machen.

„Kunst gehört auf die Straße“ ist das Motto des diesjährigen Festivals „Praha žije hudbou“. An zwei Tagen finden an verschiedenen Orten in der tschechischen Hauptstadt Konzerte und Theatervorführungen statt. Die Idee für das Musikfestival entstand im Jahr 2015, nachdem das Gesetz für Auftritte von Künstlern in Prag verschärft wurde. Seitdem gelten strenge Regeln für alle, die ihre Kunst frei im öffentlichen Raum darstellen wollen. Jan Gregar ist Direktor des Festivals:

Jan Gregar | Foto: Mladí ladí jazz

„Straßenkünstler haben es in Prag nicht leicht. Zum Beispiel sind die Größe der Fläche oder auch die Zeiten, in denen sie spielen dürfen, begrenzt. Ähnliches gilt für die Instrumente, die benutzt werden dürfen. In der Nähe von Schulen darf nicht musiziert werden, und es gibt eine Liste mit verbotenen Straßen. Das bedeutet, dass der erste Stadtbezirk zur Hälfte eine Verbotszone für Live-Musik ist.“

Beim ersten Jahrgang vor sechs Jahren waren fünf Bühnen in der Stadt verteilt, dieses Mal sind es gleich 40 Veranstaltungsorte. Die Hauptroute des Festivals führt durch die Innenstadt mit Stopps unter anderem im Kampa Park, dem Jungmann-Platz, am Pulvertor und auch an der alten Kaserne im Stadtteil Karlín. Musik wird aber auch anderswo dargeboten, so etwa am Moldauufer, oder auf dem Areal des ehemaligen Stalin-Denkmals im Letná-Park.

Foto: Praha žije hudbou

„Die Hauptroute haben wir uns ausgedacht, um es den Besuchern möglichst einfach zu machen. Entlang der Trasse treten die bekanntesten Künstler auf, und man sieht ein vielfältiges Programm. Zugleich gibt es auch Programmpunkte in vielen weiteren Stadtteilen. Auf unserer Webseite ist das gut beschrieben. So kann man sich entweder etwas in der Nähe seines Zuhauses heraussuchen oder entlang der Hauptroute gehen“, sagt Gregar.

Das Programm ist eine bunte Mischung aus Gesang, Tanz, Pantomime und Poetry Slam. Es treten bekannte Größen wie der Jazztrompeter Laco Déczi oder der Sänger Ondřej Ruml auf. In der Neuen Synagoge von Palmovka spielt Jakub Gottwald mit seinem Ensemble das Theaterstück „UR Fascism“. Das Festival soll aber auch jungen Talenten und regionalen Künstlern die Möglichkeit geben, sich erstmals einem größeren Publikum zu zeigen. Im Vorfeld konnten sich Interessierte mit ihrem Projekt über die Homepage des Festivals registrieren. Mehr als 50 Anmeldungen seien daraufhin eingegangen, sagt der Festivaldirektor:

„Die Atmosphäre eines Festivals auf der Straße ist einzigartig. Die Zuschauer sind so nah an den Künstlern dran, dass sie diese praktisch anfassen könnten. Es spielt dabei keine Rolle, ob ein Star wie Laco Déczi spielt oder ein unbekannter Straßenmusiker.“

Foto: Jakub Červenka,  Praha žije hudbou

Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist kostenlos. Jeder Künstler und jedes Ensemble hat aber einen Hut für Spenden des Publikums dabei. Jan Gregar:

„Das Festival ist komplett kostenlos, wir verlangen kein Eintritt. Wir fordern die Besucher jedoch dazu auf, die Künstler durch eine Spende zu unterstützen, wenn ihnen der jeweilige Auftritt gefallen hat. Das ist jetzt in Corona-Zeiten noch wichtiger als zuvor.“

Der Festivaldirektor ist davon überzeugt, dass Straßenkünstler die Stadt lebenswerter machen. Unbeliebte Plätze verwandeln sich durch sie, und es kommen dort Menschen zusammen. Das Festival soll dabei helfen, den Dialog zwischen Künstlern, Bewohnern und Politikern zu stärken.

Alle Informationen zum Programm, Künstlern und Schauplätzen finden Sie auf der Webseite www.prahazijehudbou.cz.

Autor: Lisa Gerth
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