Forellen auf Crystal Meth: Drogenspuren in Gewässern wirken sich auf Tierwelt aus
Auch Fische können eine Abhängigkeit von Crystal Meth entwickeln. Dies zeigt eine Studie tschechischer Wissenschaftler, deren Ergebnisse gerade im „Journal of Experimental Biology“ veröffentlicht wurden. Die synthetische Droge, die hierzulande unter dem Namen Pervitín bekannt ist, wird nicht nur in großen Mengen in Tschechien hergestellt, sondern entsprechend auch konsumiert.
Weil der Konsum von Crystal Meth weltweit ansteigt, haben die tschechischen Wissenschaftler die Auswirkungen von Drogenresten in Gewässern auf dort lebende Forellen untersucht. Die Tiere wurden acht Wochen lang der Wirkung von Crystal Meth ausgesetzt. Danach gaben sie einer mit der Droge angereicherten Lebensumgebung den Vorrang vor sauberem Wasser. Pavel Horký, Verhaltensbiologe an der Tschechischen Agraruniversität in Prag und Leiter der Studie, erläuterte in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks:
„In unserer Studie haben wir ein Mikrogramm des Stoffes auf einen Liter Wasser verwendet. Die Wirkung hat sich vor allem in Entzugserscheinungen bei den Forellen gezeigt. Als wir ihnen also das Methamphetamin wieder entzogen, haben sie sich auf die Suche nach seiner Quelle gemacht.“
Zugleich sei die Aktivität der Tiere eingeschränkt gewesen, so Horký weiter.
Ein normaler Fluss wird nun kaum Reste von Chrystal Meth in der Konzentration von einem Mikrogramm pro Liter aufweisen. Die Autoren der Studie verweisen aber darauf, dass natürliche Lebensräume in der Nähe von Wasseraufbereitungsanlagen für gewöhnlich belastet sind. Dort lebende Fische sind dem Einfluss nicht nur von Drogen-Resten, sondern von Hunderten weiterer Chemikalien ausgesetzt. Einen großen Anteil daran haben etwa Arzneimittel, sagt Horký:
„Sicher haben wir für die Studie eine erhöhte Menge benutzt. Trotzdem sind die Erkenntnisse umweltwissenschaftlich relevant. Solche Konzentrationen kommen in der Natur durchaus vor, und zwar in der Höhe von Dutzenden bis Hunderten von Nanogramm bis hin zu mehreren Mikrogramm.“
Zu bedenken sei dabei, dass sich die Belastung im Jahresverlauf ändere, abhängig von einer bestimmten Saison, ergänzt der Biologe. Dies sei schon im Wochenverlauf erkennbar. Wenn Drogen zu Freizeitzwecken genommen werden, ist am Wochenende ein erhöhtes Vorkommen in Gewässern zu beobachten:
„Meine Kollegen haben weitere interessante Forschungen durchgeführt, die ein Vorkommen von Drogenspuren an Veranstaltungsorten von Musikfestivals nachweisen. Wenn irgendwo zum Beispiel ein Metal-Festival stattfindet, dann erhöht sich in den dortigen Gewässern deutlich die Konzentration von Methamphetaminen.“
Damit bestätigt sich, dass in der Natur alles mit allem zusammenhängt. Wie Horký mahnt, hat der Konsum von Drogen weiterreichende Auswirkungen als nur die momentane Erweiterung von Bewusstsein und Kondition:
„Dies ist eine wichtige Warnung. Denn die dort angesiedelten Tiere können plötzlich ganz andere als ihre natürlichen Verhaltensweisen annehmen. Das Verlangen nach der Droge kann etwa das Bedürfnis überlagern, einen passenden Fortpflanzungspartner zu finden.“
Ebenso beeinflusse der ungewollte Rauschmittelkonsum die Suche nach Nahrungsmitteln oder auch die Fähigkeit, sich vor Wettereinflüssen oder natürlichen Feinden zu schützen, fügt Horký an. Drogen könnten damit einen ähnlich zerstörerischen Einfluss auf die Tierwelt haben wie auf die Strukturen der menschlichen Gesellschaft, so sein Fazit.