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8) Heilbad Libverda – Kurbetrieb inmitten grüner Natur

Kolonnade im Heilbad Libverda

Nur rund 20 Kilometer von Zittau entfernt, an den Nordausläufern des Isergebirges, befindet sich auf tschechischer Seite ein Kurbad. Lázně Libverda, auf Deutsch Bad Liebwerda, ist zwar mit seinen 400 Einwohnern vergleichsweise klein, hat aber ebenfalls eine jahrhundertelange Tradition.

Kurkolonnade | Foto: Jan Polák,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 3.0

Lázně Libverda liegt ziemlich weitab vom Schuss. Das hat aber auch seine guten Seiten, denn umgeben ist der Kurort von wunderbarer Natur. Erst vor kurzem wurden die südlich gelegenen Buchenwälder zum Unesco-Welterbe erklärt.

An der Kurkolonnade stehen heute die ältesten Gebäude des Ortes. Sie stammen von Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts und sind klassizistisch oder im Empire-Stil gehalten. Doch die Anfänge des Kurwesens im früheren Bad Liebwerda liegen noch einmal deutlich früher. Jana Všetičková, die Chefärztin des Klinikkomplexes in Lázně Libverda, sagte in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks:

Sächsischer Kurfürst August,  Bild von Lucas Cranach d. J. | Quelle:  Gemäldegalerie Alte Meister in Dresden,  Wikimedia Commons,  public domain

„Die hiesige Geschichte des Kurwesens beginnt irgendwann im 16. Jahrhundert. Damals wurde die erste Quelle entdeckt, die dann die Pilger wegen ihres belebenden Wassers nutzten. Nach und nach wurde damit begonnen, über dieser Quelle das Kurbad zu bauen. Den größten Boom erlebte Liebwerda im 18. Jahrhundert.“

Aber schon im 16. Jahrhundert erreichte die Kunde von der heilenden Quelle in Liebwerda den Hof des sächsischen Kurfürsten in Dresden. August I. ließ sich mehrere Fässchen mit dem Wunderwasser kommen. Ebenso tat dies der Herzog, Fürst und Feldherr Albrecht von Waldstein (Wallenstein).

Schwimmbadgebäude | Foto: Jaroslav Hoření,  Tschechischer Rundfunk

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts besuchten dann einige berühmte Persönlichkeiten den Ort. So etwa der Komponist Carl Maria von Weber oder der tschechische Dichter und Sprachwissenschaftler Josef Jungmann. 1836 wurde Liebwerda offiziell zum Heilbad erklärt, 1847 wurde die Kolonnade eingeweiht. Später dann gehörten auch der Schriftsteller Franz Kafka und der Forscher Alexander von Humboldt zu den hiesigen Kurgästen.

Kohlensäurebäder

Foto: Jaroslav Hoření,  Tschechischer Rundfunk

Die Hauptprozedur in Lázně Libverda ist das Kohlensäurebad. Jana Všetičková stellt den entsprechenden Bereich des Spa Resorts vor.

„Die Wannen sind in den Boden eingelassen. Sie fassen 200 Liter. Die Temperatur des Wassers liegt bei 34 Grad Celsius. Bei den meisten Diagnosen kühlen wir das Wasser aber noch etwas herunter – auf 31 oder 32 Grad. Und zwar vor allem bei Herzpatienten.“

Springbrunnen | Foto: Jaroslav Hoření,  Tschechischer Rundfunk

Nur knapp über 30 Grad – das klingt nicht gerade warm. Doch die leitende Ärztin erläutert:

„Das reicht vollkommen. Ich denke, die Kurgäste sind froh, dass es nur 32 Grad sind. Denn wenn man in dem Wasser liegt, dann ist der Körper rundherum von Kohlesäurebläschen umgeben. Die wärmen und durchbluten die Haut. Das heißt, je länger man in der Wanne liegt, desto wärmer wird einem.“

Jana Všetičková | Foto:  Tschechisches Fernsehen

Genutzt würden die Bäder für die Behandlung von einer großen Bandbreite an Krankheiten und Leiden…

„Das betrifft vor allem den Bewegungsapparat. Konkret sind das Arthrose und Arthritis sowie Rücken- und Gelenkschmerzen. Des Weiteren führen wir Reha-Maßnahmen nach Operationen und Brüchen durch. Dazu kommen noch Behandlungen von Herz-Kreislauf-Beschwerden nach Herz-OPs und Herzinfarkten sowie von hohem Blutdruck“, so Jana Všetičková.

Kardioweg | Foto: Jan Polák,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 3.0

Petr Šnábl leitet in Libverda den Bereich der Kurpflege. Als weitere Maßnahmen außer den Mineralbädern nennt er Krankengymnastik, Massagen und Heil-Packungen. Und weiter sagt er:

„Die Klienten sollten bei uns für einen Kuraufenthalt je nach Indikation drei bis vier Wochen einplanen. Falls jemand sich nur erholen will, dann sollten es mindestens ein bis zwei Wochen sein.“

Kohlensäurebadgebäude | Foto: Jan Polák,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 3.0

Im Übrigen sind die unterschiedlichen Anwendungen und Behandlungen in Libverda gezielt auf mehrere Gebäude verteilt. So werden die Kurgäste nämlich dazu genötigt, sich regelmäßig zu bewegen.

Christiansquelle und Riesenfass

Christiansquelle | Foto: Jaroslav Hoření,  Tschechischer Rundfunk

Doch das Wasser in Lázně Libverda lässt sich auch trinken – und zwar an der sogenannten Christiansquelle. Manche füllen es sogar ab und nehmen es mit – wie dieser Herr aus Deutschland:

„Ich bin nicht auf Kur. Ich hole mir nur etwas von dem Natur-Mineralwasser des Hauses.“

Foto: Jaroslav Hoření,  Tschechischer Rundfunk

Die Marketingdirektorin des Heilbades, Jana Plášilová, erläutert die Zusammensetzung des so gesunden Nasses:

„Es ist kohlensäurehaltig, mit einem gewissen Anteil von Kalium und Natrium. Es enthält ein breites Spektrum an Mineralien.“

Foto: Jan Polák,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 3.0

Auch wenn das Wasser der Christiansquelle erfrischend kalt ist, sollte man es nur in Maßen zu sich nehmen.

„Empfohlen wird, dreimal am Tag ein Glas davon zu trinken. Mehr ist nicht angeraten, weil es dann abführend wirkt. Das Wasser stammt aus einer Naturquelle, daher enthält es von sich aus all jene gesunden Stoffe, die dem Körper gut tun“, so Plášilová.

Neben dem Heilwasser ist die Umgebung von Lázně Libverda eine Wohltat für Geist und Seele. Die grüne Natur lädt ein zu ausgedehnten Spaziergängen oder Wanderungen. Das findet auch die leitende Ärztin Jana Všetičková:

Ausflugsrestaurant Obří sud  (Riesenfass) | Foto: Jan Polák,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 3.0

„Ich denke, dass unsere Patienten genau dies nutzen. Und viele von ihnen sind bei der Abreise in einer deutlich besseren Verfassung als bei der Ankunft – und das nicht nur körperlich, sondern auch psychisch.“

Mit einem breiten Kulturangebot wie in Karlovy Vary / Karlsbad oder Márianské Lázně / Marienbad kann Libverda zwar nicht aufwarten. Aber Konzerte und Vorträge gibt es auch hier. Und es lohnt sich, eine Besonderheit außerhalb der Stadt zu besuchen: das Ausflugsrestaurant Obří sud (Riesenfass), das sich in einem Holzhaus in der Form eines liegenden Fasses befindet. Das urige Gasthaus gibt es schon seit 1931.

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Autoren: Till Janzer , Jaroslav Hoření
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