Jiří Prskavec ist Tschechiens Kanusportler des Jahres

Jiří Prskavec

Für die meisten Sommersportarten ist die diesjährige Saison bereits beendet. Nun heißt es, Bilanz zu ziehen und die Besten aus den eigenen Reihen zu ehren. Dies hat hierzulande der Kanusport vor knapp einer Woche getan und aus seiner Mitte den tschechischen Kanusportler des Jahres gekürt. Er heißt Jiří Prskavec und ist von den Olympischen Spielen in Tokio mit einer Goldmedaille heimgekehrt.

Jiří Prskavec | Foto: Martin Dvořáček,  Flickr,  CC BY 2.0

Bei der feierlichen Preisverleihung am vergangenen Dienstag in Prag wurde als Letzter sein Name aufgerufen: Jiří Prskavec. Der 28-jährige Wildwasser-Slalomkanute ist in diesem Jahr Olympiasieger im Einer-Kajak geworden. Er wurde somit folgerichtig als „Kanusportler des Jahres“ in Tschechien geehrt. Kurz nach der Entgegennahme des gläsernen Pokals konnte er seinen Stolz über die Ehrung auch nicht verbergen:

„Am wichtigsten sind stets die Ergebnisse und Leistungen, die man als Sportler bei den Wettkämpfen zeigt. Auf der anderen Seite ist es natürlich auch sehr angenehm, die höchste Auszeichnung unter den Kanusportlern unseres Landes entgegenzunehmen. Es ist schön, heute hier mit den anderen zusammenzutreffen und einen wunderbaren Schlusspunkt zu setzen unter eine weitere Erfolgssaison des tschechischen Kanusports.“

Illustrationsfoto: Dick Thomas Johnson,  Flickr,  CC BY 2.0

Die Kanusportler haben in der Tat eine überragende Saison hingelegt. Bei den Olympischen Spielen in Tokio holten sie einen kompletten Medaillensatz. Das goldene Edelmetall gewann Prskavec im Einer-Wettbewerb der Kajak-Fahrer.

Dem Ziel Olympiasieg war 2021 alles untergeordnet

Es war das erste Olympiagold für den tschechischen Kanusport nach 21 Jahren und für den im mittelböhmischen Mělník geborenen Prskavec die bisherige Krönung seiner Erfolgskarriere nach Olympiabronze 2016 in Rio und je zwei WM-Titeln im Einer und mit der Staffel. Nach dem Rennen beschrieb der frischgebackene Olympiasieger unter anderem das Kalkül, mit dem er in den Finallauf gegangen war:

Jiří Prskavec | Foto:  ČT24

„Ich habe mir gestern gesagt: Mein Ziel ist es, dass ich das Rennen mit der Freude eines Kindes und einem großen Herzen bestreite. Ich denke, das ist mir gelungen.“

Mit dem Abstand von fast drei Monaten haben sich die Emotionen auch bei Prskavec mittlerweile etwas gelegt. Nach der Preisverleihung in Prag resümierte er unter anderem:

„Es war ein Jahr, in dem sich alles auf den einen Wettkampf zugespitzt hat. Ich sage immer, mir geht es nicht darum, alle Rennen zu gewinnen. In diesem Jahr aber war dies etwas anders: Das gesamte Training und meine volle Konzentration galten Olympia, diesem Event habe ich alles untergeordnet. Meine Rechnung ist aufgegangen, von daher war es für mich eine sehr erfolgreiche Saison.“

Jiří Prskavec | Foto:  ČT24

Nun kann Prskavec darauf verweisen, bei den drei großen internationalen Meisterschaften – Olympia, WM und EM – schon ein- bis mehrmals auf dem obersten Treppchen des Siegerpodestes gestanden zu haben. Steuert er deshalb so allmählich dem Ende seiner Karriere entgegen?

„Möglicherweise kommt irgendwann der Moment, in dem ich mir sage: Ich habe eigentlich schon alles gewonnen, jetzt will ich nicht mehr. Aber noch ist es so, dass mich der Sport ganz und gar ausfüllt, sodass ich in naher Zukunft sicher nicht aufhören werde“,

versichert Prskavec und ergänzt:

Jiří Prskavec  | Foto:  Tschechisches Fernsehen

„Ich liebe meinen Sport, und ich komme mit Freude zum Training, weil es mir Spaß macht. Meine Motivation ist der Erfolg, nach dem ich lechze. Und der Siegeswille treibt mich an, denn ich will gern und oft das tolle Gefühl auskosten, das ich nach dem Olympiasieg in Tokio hatte – genauso wie bei meinem WM-Triumph 2019 und meinem EM-Titel 2020 in Prag. Das sind die Wettkämpfe, bei denen ich in der rund anderthalb Minuten langen Fahrt auf dem Wasser alles aus mir heraushole. Und wenn ich damit erfolgreich bin, ist es gerade dieses schöne Gefühl, das mich antreibt.“

Abstecher zum Einer-Canadier soll Training bereichern

Jiří Prskavec hat sich in den zurückliegenden Jahren zu einem Kajak-Slalomkanuten der absoluten Weltspitze gemausert. Immer wenn er am Start ist, wissen seine Gegner: Ihn gilt es zu schlagen. Doch der Tscheche weiß auch, dass die Konkurrenz nicht schläft und sich ständig verbessert. Darum hat er zuletzt sein Training um einen neuen Aspekt erweitert. Der Kajak-Spezialist probiert sich darin aus, ebenso im Einer-Canadier schnell und geschickt durch den Wildwasserkanal zu steuern. Dazu sagt sein gleichnamiger Vater und Trainer, Jiří Prskavec Senior:

Jiří Prskavec  (unten) mit seinem Vater und Trainer  (oben) | Foto:  Tschechischer Rundfunk

„Wir hatten beide schon längere Zeit diese Idee. Wir haben aber nicht vor, diese Disziplin auch wettkampfmäßig zu betreiben. Es ist vielmehr ein weiteres Mittel im Training, denn es ist uns nicht entgangen, dass diese Kombination offenbar einigen Kanutinnen sehr gut liegt. Davon haben wir uns inspirieren lassen und werden das Training jetzt so ausrichten, dass wir von der anderen Disziplin einige Dinge dann in das Kajak-Fahren einfließen lassen.“

Trainer Prskavec zielte bei seinen Äußerungen vor allem auf die Australierin Jessica Fox, die bei den Olympischen Spielen in Tokio in beiden Disziplinen eine Medaille gewann – Gold im C1 und Bronze im K1. Ähnliche Erfolgsaussichten aber hege er bei seinem Sohn nicht, beteuert der Vater:

Jessica Fox | Foto: David Merrett,  Flickr,  CC BY 2.0

„Das größte Problem liegt darin, dass er sich noch nicht mit der knienden Stellung im Canadier angefreundet hat. Bisher haben wir jedoch erst ein einziges Training auf der Strecke in Brandýs nad Labem (Brandeis an der Elbe, Anm. d. R.) absolviert, und dabei war mein Sohn mehr am Ufer als auf dem Wasser. Gegenwärtig kann man also noch nicht von einem Training im Einer-Canadier sprechen, sondern eher von einem Herantasten an eine Slalomfahrt mit diesem Boot.“

Jiří Prskavec Junior gibt seine Probleme mit der ungewohnten Bootsklasse offen zu. Auf der anderen Seite macht er deutlich, dass er sich davon nicht ins Bockshorn jagen lasse:

Jiří Prskavec | Foto: Tschechisches Fernsehen

„Zunächst muss ich es schaffen, zumindest 20 Minuten in der Hockstellung im Boot auszuhalten. Wir werden sehen, ob mir das auf Dauer Spaß macht. Vorerst aber stachelt es mich an, auch dieses Boot zu beherrschen. Das ist nicht einfach, denn einiges ist dort anders. Man hat nur ein Stechpaddel und muss dieses auch mit einer anderen Technik einsetzen. Ich denke aber, dass mich dies in meiner Kajak-Disziplin weiter voranbringen wird.“

Rohan, Dostal und Šlouf komplettieren olympischen Medaillensatz

Lukáš Rohan  (rechts) | Foto: Markéta Navrátilová,  Tschechischer Kanuverband

Sollte sich Jiří Prskavec im Einer-Canadier tatsächlich zurechtfinden und in dieser Disziplin dann auch zu Wettkämpfen antreten, wird er es nicht leicht haben. Denn hier trifft er auf harte Konkurrenz, und die beginnt schon im eigenen Land. Lukáš Rohan hat spätestens in Tokio bewiesen, dass auch er mittlerweile in die Weltspitze vorgestoßen ist. Der Gewinn der olympischen Silbermedaille war der süße Lohn für harte Arbeit:

Josef Dostál und Radek Šlouf | Foto: Markéta Navrátilová,  Tschechischer Kanuverband

„Es ist einfach unglaublich, dass mir das gelungen ist, ich bin hocherfreut über dieses Ergebnis“, frohlockte der 26-Jährige nach dem Finallauf bei Olympia.

Für die dritte tschechische Kanu-Medaille in Tokio, eine bronzene, sorgten die Rennkanuten Josef Dostál und Radek Šlouf im Zweier-Kajak über 1000 Meter.

Doch auch jenseits der Olympischen Spiele waren Tschechiens Kanusportler in der abgelaufenen Saison überaus erfolgreich. So holte Václav Chaloupka den WM-Titel im Einer-Canadier, und Ondřej Rolenc wurde sogar zweifacher Weltmeister in den Abfahrtsdisziplinen. Slalom-Kanute Vít Prindiš wiederum wurde dreifacher Europameister und Weltcup-Sieger im Einer-Kajak.

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