Mehr Premieren, weniger Zuschauer: Tschechische Kinos bemängeln niedrige Besucherzahlen

Blockbuster wie der neue James Bond, „Dune“ oder der tschechische Oscar-Anwärter „Zátopek“ ziehen erwartungsgemäß viele Menschen in die Kinos. Die Zuschauerzahlen sind hierzulande aber seit dem Ende des Lockdowns im Juni noch nicht wieder auf das Niveau von Vor-Corona-Zeiten zurückgekehrt.

„Dune“ | Foto: YouTube

Das Science-Fiction-Spektakel „Dune“ haben am Premierenwochenende in Tschechien mehr als 70.000 Kinobesucher gesehen. Ähnlich erfolgreich lief laut Angaben der Union der Filmverleiher die Comicverfilmung „Venom 2“. Großes Interesse weckt zudem „Karel“, das Biopic des vor zwei Jahren verstorbenen Karel Gott. Jan Bradáč, Chef des Multiplex-Kinoverbandes Cinestar in Tschechien, kommentierte in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks:

„Die Besucherzahlen zeugen insgesamt davon, dass die Menschen das Kino nicht vergessen haben. Obwohl alle diese Filme Hits sind, haben sie doch jeder für sich weniger Publikum angezogen, als es unter normalen Umständen der Fall gewesen wäre. Die Zahlen belegen, dass ein Fünftel bis ein Viertel der ursprünglichen Zuschauer den Weg ins Kino noch nicht wieder zurückgefunden haben, und das aus den unterschiedlichsten Gründen.“

Illustrationsfoto: Jorge Franganillo,  Flickr,  CC BY 2.0

In der vorletzten Oktoberwoche hatten die tschechischen Kinos ganze zehn Premieren im Programm. Diese Anhäufung ist immer noch eine Nachwirkung der Corona-Krise, in der teuer produzierte Neuheiten monatelang zurückgehalten wurden. Dies ruft eine verschärfte Konkurrenzsituation hervor, die Kinobetreiber kämpfen um jeden Zuschauer. Erschwerend kommen die Hygieneregeln hinzu, nach denen die Besucher nicht nur den 3G-Nachweis erbringen, sondern während der Filmvorstellung auch eine Maske tragen müssen. Deswegen würden einige Menschen lieber zu Hause bleiben, meint Bradáč:

„Diese Menschen wollen sich nicht den Restriktionen unterwerfen, die ja schon von Anfang an gelten. Manche haben aber einfach auch noch Bedenken, ins Kino zu gehen, und bewerten die Lage noch nicht als sicher. Ich will weder die Einen noch die Anderen verurteilen, sondern gebe das als reinen Fakt wider.“

Kino Aero | Foto: ŠJů,  Wikimedia Commons,  CC BY 3.0

Dennoch würden die Multiplexkinos im Lande derzeit immer noch mehr Besucher zählen, als sie erwartet hätten, ergänzt der Verbandschef. Schwerer haben es da weiterhin die Programmkinos. Filme abseits des Mainstreams würden dieser Tage nur ein kleines Publikum anlocken – selbst, wenn sie auf internationalen Festivals Preise gewonnen haben, sagt der Chef des Prager Kinos Aero, Jiří Flígl:

„Wir verzeichnen einen markanten Rückgang jener Zuschauer, die sich anspruchsvollere Filme anschauen und etwas wählerischer sind. Bildlich gesprochen sind diese Menschen auf der Couch sitzen geblieben. Manche von ihnen haben mir dies persönlich bestätigt, und tatsächlich sehe ich einige unserer Stammgäste jetzt auch seltener. Wenn sie dann mal wiederkommen, geben sie selbst zu, dass sie während der Pandemie faul geworden seien.“

Jiří Flígl | Foto: Tschechisches Fernsehen

Die nun wieder schnell ansteigenden Corona-Zahlen machen den Kinobetreibern zusätzliche Sorgen. Flígl befürchtet erneute Einschränkungen:

„Die Lage ist nicht katastrophal, aber auch nicht super-optimistisch – eben weil wir nicht wissen, was wird. Erst jetzt erheben wir die ersten Bilanzen, und wir müssen schauen, ob der Betrieb für uns personell und finanziell noch tragbar ist. Es ist durchaus möglich, dass wir ins Minus geraten.“

Noch im Sommer gab es in Tschechien Unterstützung durch staatliche Hilfsprogramme. Jetzt sind die Kinobetreiber aber auf sich selbst gestellt. Eine Hoffnung liegt hingegen noch in den Gewohnheiten der Filmfans. Den Statistiken nach pflegen diese nämlich, vor allem im Herbst und im Winter ins Kino zu gehen.

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