Biathlon: Tschechisches Team startet gut in Saison – Davidová im gelben Trikot
Die olympische Saison der Wintersportler hat begonnen. Am vergangenen Wochenende sind die Athleten mehrerer Sportarten in den Weltcup gestartet, darunter im Biathlon. Hier hat Tschechien mit Markéta Davidová und Michal Krčmář zwei heiße Eisen im Feuer.
Der tschechische Biathlonsport ist im Umbruch. Bei den Männern ist nach den Abgängen von Jaroslav Soukup, Michal Šlesingr und zuletzt auch Ondřej Moravec eine große Lücke entstanden. Das Trio hat mehrere Medaillen bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften geholt. Als einziger Biathlet, der das Gleiche von sich behaupten kann, ist nur noch Michal Krčmář übrig. Der 30-Jährige hat 2018, bei den Winterspielen in Pyeongchang, die Silbermedaille im Sprint gewonnen. Diesen Erfolg möchte er in Peking nach Möglichkeit wiederholen. Vor dem Saisonauftakt in Östersund war er guter Dinge:
„Ich freue mich darauf, dass es wieder losgeht. Obwohl die viermonatige Wettkampfsaison einem stets alles abverlangt, sowohl psychisch als auch physisch, ist der Tagesablauf etwas lockerer als die harte Vorbereitungszeit. Die trainingsintensive Vorbereitung dauert sechs Monate, daher atme ich am Ende immer auf und sage: Hurra, die Saison ist da!“
Markéta Davidová ist die amtierende Weltmeisterin im Einzelwettbewerb der Frauen. Überraschenderweise fehlte ihr im Gegensatz zu Krčmář wohl etwas das Kribbeln im Bauch, kurz bevor die Saison begann. Die 24-Jährige äußerte sich etwas nüchterner:
„Ich komme meist erst allmählich auf Touren. Erst dann, wenn das Wettkampfkarussell sich so richtig zu drehen beginnt, fange ich an, es zu genießen.“
Und sie erläuterte auch, warum das so ist:
„Es sind die täglichen Abläufe, die ich mir erst wieder aneignen muss. Zu Saisonbeginn ist es so, als würde ich immer bei null anfangen. Konkret geht es darum, dass ich meinen täglichen Rhythmus wiederfinde, beginnend mit dem Aufstehen über das Aufwärmen vor dem Rennen bis hin zu den Trainingseinheiten zwischen den Wettkämpfen. Letztere dienen dazu, um in Form zu bleiben.“
Für Michal Krčmář wiederum ist der Saisonauftakt wichtig, um sofort zu erfahren, wo man aktuell steht. Nichtsdestotrotz hat der am Ausläufer des Riesengebirges in Vrchlabi / Hohenelbe geborene Tscheche bereits soviel Erfahrung gesammelt, dass ihn ein schwacher Start nicht gleich nervös macht:
„Man hat eine gewisse Erwartungshaltung an sich selbst und will wissen, ob man auf einem guten Weg ist, diese zu erfüllen. Andererseits weiß ich aus den Wettkampfjahren, die ich schon erlebt habe, dass der Saisonauftakt niemals identisch ist mit dem Rest der Saison. In den vier Monaten verändert sich die Formkurve mindestens noch ein- bis zweimal. Von daher muss ich keine Angst davor haben, wie gut oder schlecht ich in die Saison einsteige. Eine gewisse Anspannung habe ich aber immer.“
Krčmář patzt beim zweiten Stehend-Schießen
Und wie hat sich diese Anspannung jetzt in Östersund gelegt? Am Samstag starteten die Biathletinnen und Biathleten mit dem Einzel-Wettbewerb in die neue Saison. Krčmář lag bis zum abschließenden Stehend-Schießen aussichtsreich im Rennen, dann aber kamen zu seinem bis dahin einzigen Fehlschuss noch zwei Strafminuten hinzu. Logischerweise wurmte ihn das sehr:
„Ich habe gemischte Gefühle. Ich ärgere mich sehr über das zweite Stehend-Schießen, das ich verhauen habe. Möglicherweise war ich da vom Training des letzten Monats noch etwas müde, oder mir hat die letzte Konzentration gefehlt. Das war vor allem nach dem dritten Schuss der Fall, bei dem ich nicht wusste, wohin er gegangen ist. Überflüssigerweise habe ich zu lange darüber nachgedacht, und prompt habe ich dann auch den vierten Schuss danebengesetzt.“
Mit drei Fehlern und somit drei Strafminuten belegte Krčmář im Einzel den 21. Platz. Wäre es bei dem einen Schießfehler geblieben, dann hätte er eine hervorragende Top-5-Platzierung erzielt. Und genau dieser Fakt stimmte den Olympia-Zweiten von Pyeongchang wieder versöhnlich:
„Ich weiß genau, dass ich mir einen schönen Saisonauftakt durch das Schießen verbaut habe. Andererseits lag ich gut im Rennen und hatte bis kurz vor Schluss gute Chancen auf eine vordere Platzierung. Das hat mich angespornt, und darauf will ich auch weiter aufbauen.“
Das klappte einen Tag später, als die Sprintrennen auf dem Programm standen, noch nicht. Mit erneut drei Fahrkarten belegte Krčmář nur den 63. Platz. Bester Tscheche war diesmal Jakub Štvrtecký, der auf Platz 27 landete.
Davidová glänzt mit tadelloser Schießleistung
Markéta Davidová hingegen feierte einen Saisonstart nach Maß. Im Grunde genommen machte sie da weiter, wo die Weltmeisterin im Februar bei den Titelkämpfen in Pokljuka aufgehört hatte: Sie gewann den Einzel-Wettbewerb der Frauen mit einer tadellosen Schießleistung. Entsprechend gutgelaunt äußerte sie sich anschließend in die Reporter-Mikrofone:
„Ich freue mich darüber, dass ich bei den vier Schießeinlagen keinen einzigen Fehlschuss hatte. Denn wenn ich mir das Gesamtresultat des Wettbewerbs anschaue, muss ich sagen, dies war der Grundstein für den Erfolg. Ansonsten denke ich, dass alle bei diesem Auftaktrennen noch ein Stück weit nervös waren. Was mich betrifft, muss ich aber sagen: Ich habe in der Loipe derart mit mir selbst gekämpft, dass mich das Schießen nicht aus dem Konzept gebracht hat. Ich habe es am Schießstand einfach laufenlassen.“
Dank des Sieges schlüpfte die Tschechin nach dem Rennen auch gleich in das Gelbe Trikot der Weltcup-Führenden. Dies wisse sie zu schätzen, weil es nicht jedem vergönnt sei, es sich während seiner aktiven Karriere überzustreifen, sagte Davidová. Ansonsten wolle sie das Resultat des Weltcup-Auftakts auch nicht überbewerten, relativierte die Biathletin aus dem Isergebirge:
„Ich bin froh über den Sieg. Doch es ist das erste Rennen der Saison, von daher will ich jetzt noch keine Schlüsse ziehen für den weiteren Saisonverlauf. Ich darf mich nicht auf den Lorbeeren ausruhen, sondern muss weiter an mir arbeiten. Ich hoffe nur, dass ich mein Top-Ergebnis in der Saison nicht schon jetzt vollbracht habe.“
Im Sprint-Wettbewerb am Sonntag leistete sich Davidová einen Schießfehler, so dass es für sie nur zu Platz 15 reichte. Das Gelbe Trikot aber konnte sie verteidigen. Besser als sie war auch ihre Landsfrau Eva Puskarčíková, die dank eines fehlerfreien Schießens als Elfte klassiert wurde. Ebenso ohne Strafrunde kamen Jessica Jislová und Tereza Vinklárková aus, die auf den Plätzen 18 und 29 einkamen und damit den guten Gesamteindruck der tschechischen Biathletinnen abrundeten. Wie Jislová danach erklärte, habe der Auftaktsieg von Markéta Davidová alle im Team regelrecht beflügelt:
„Das hat uns sehr motiviert und dem gesamten Team gleichzeitig eine innere Ruhe gegeben. Auch wenn dies unser einziger Platz auf dem Treppchen war, so ist dies doch eine Belohnung für die harte Arbeit, die wir als Team in der Saisonvorbereitung geleistet haben. Außerdem zeigt es uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind, und darüber bin ich sehr froh.“
Bleibt also festzuhalten: Besser als mit dem Auftaktsieg seiner Top-Athletin hätte die olympische Saison für den tschechischen Biathlonsport kaum beginnen können. Jetzt gilt es, das wunderbare Gefühl, ganz oben auf dem Siegerpodest zu stehen, das ein oder andere Mal zu wiederholen.