Weltreisender und Erzähler mit Humor – zum Tod von Miroslav Zikmund

Miroslav Zikmund

Im hohen Alter von 102 Jahre ist Miroslav Zikmund am Mittwoch in einem Prager Krankenhaus gestorben. Er und Jiří Hanzelka wurden bekannt und berühmt wegen ihrer Reisen um die ganze Welt – und weil sie ihre Erlebnisse auf unvergleichliche Art geschildert haben.

Jiří Hanzelka und Miroslav Zikmund 1956 | Quelle:  Zeitschrift Československý voják,  tschechisches Verteidigungsministerium,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 4.0 DEED

Die Geschichte von Miroslav Zikmund lässt sich nicht ohne Jiří Hanzelka erzählen. H+Z werden die beiden hierzulande nach ihren Initialen genannt. Während Hanzelka bereits 2003 starb, war Zikmund ein sehr langes Leben vergönnt. Die letzten Jahre verbrachte er aber eher zurückgezogen in seiner Wahlheimat Zlín in Ostmähren, zusammen mit seiner Lebenspartnerin Marie Macalíková.

Geboren wurde Miroslav Zikmund jedoch im westböhmischen Plzeň / Pilsen. Er studierte dann an der Prager Hochschule für Außenhandel, wo er 1938 Jiří Hanzelka kennenlernte. Beide freundeten sich an. Von 1947 bis 1950 unternahmen sie ihre erste gemeinsame Reise, diese führte sie von Kairo nach Kapstadt und von Argentinien nach Mexiko. Bis Mitte der 1960er Jahre besuchten H+Z insgesamt 80 Länder der Welt. Vor einigen Jahren schilderte Zikmund in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks, wie schicksalshaft die Freundschaft mit Hanzelka gewesen ist:

„Weil Jiří und ich zusammen viele Gefahren ausstehen mussten, hat sich unsere Freundschaft sehr gefestigt. Das ging so weit, dass wir einmal laut darüber nachgedacht haben, was wohl wäre, wenn einer von uns sterben oder schwer verletzt würde. Was tätest du dann, fragte ich. Und Jiří fragte: Würdest du nach einem anderen Reisepartner suchen? Die Antwort war eindeutig: nein.“

Čestmír Vančura | Foto: Tomáš Černý,  Tschechischer Rundfunk

Berühmt wurden H + Z vor allem durch ihre Reiseberichte. Sie gaben unzählige Bücher heraus und nahmen Reportage-Sendungen auf für den Rundfunk und fürs Kino. So wurden sie in der Nachkriegs-Tschechoslowakei zu einem Phänomen. In die Rolle der Reise-Erzähler seien sie aber eher zufällig geschlüpft, sagt Čestmír Vančura. Er ist Vorsitzender des Stiftungsfonds der Zikmund-Villa in Zlín…

„Bei ihrer ersten Fahrt wurden in Afrika die Bremsen ihres Autos manipuliert. Dahinter standen wohl die Geheimdienste der fremden Mächte auf dem Kontinent. Zikmund und Hanzelka verunglückten jedenfalls mit ihrem Tatra 87, der dabei komplett zerstört wurde. Als sie auf einen neuen Wagen warteten und auch ihre Verletzungen auskurierten, mussten sie viel Zeit totschlagen. Erst da kam ihnen die Idee, Bücher zu schreiben. Denn eigentlich befanden sie sich auf einer Handelsreise für tschechoslowakische Firmen“, erläutert Vančura.

Miroslav Zikmund und Jiří Hanzelka | Foto: Museum des südöstlichen Mährens in Zlín

Ihre zweite lange Reise dauerte von 1959 bis 1964. Sie führte von Prag durch den Nahen Osten über den Himalaya bis nach Indonesien und Japan – und dann durch die ganze Sowjetunion wieder zurück. Weil sich beide aber kritisch über die Verhältnisse beim „Großen Bruder“ äußerten und sich in der Reformbewegung des Prager Frühlings engagierten, fielen sie nach 1968 bei der kommunistischen Führung in Ungnade. Sie durften nicht mehr reisen und publizieren.

Ihr Kultstatus war indes nach der politischen Wende sofort wieder da – und ist bis heute ungebrochen. 1999 verlieh ihnen Präsident Václav Havel die Verdienstmedaille. Zudem erhielt Miroslav Zikmund 2014 vom heutigen tschechischen Staatsoberhaupt Miloš Zeman den Masaryk-Orden. Das Erbe der beiden Weltreisenden wird vor allem in Zlín gepflegt. Dort gibt es auch ein H+Z-Archiv. Dessen Leiterin Magdalena Preiningerová sagte am Donnerstag, wie sie Miroslav Zikmund in Erinnerung behalten wird:

Jiří Hanzelka und Miroslav Zikmund | Foto: Tschechischer Rundfunk

„Er war ein bewundernswerter Mensch. Das sage ich aber nicht nur aufgrund dessen, was er alles geleistet hat – sondern vor allem deswegen, weil er über den Dingen stand und trotz teils widriger äußerer Umstände seinen Humor und Optimismus bis ins höchste Alter bewahrt hatte.“

Autor: Till Janzer
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