Trotz misslungener WM-Qualifikation: Šilhavý führt weiter tschechische Fußballnationalmannschaft

Jaroslav Šilhavý

Seit dem legendären Karel Brückner haben die tschechischen Fußballnationaltrainer immer wieder gewechselt. Nun aber bleibt der jetzige Coach Jaroslav Šilhavý für eine weitere Amtszeit, das heißt mindestens bis zum Ende der EM-Qualifikation. Es scheint, als ob sich die Mannschaft seit seiner Verpflichtung im September 2018 stabilisiert hat – obwohl sie bei der WM dieses Jahr fehlen wird.

Tschechisches Team verlor im März das Playoff-Halbfinale in Schweden mit 0:1 | Foto:  Tschechisches Fernsehen

Eigentlich war das Ziel für Jaroslav Šilhavý gewesen, die tschechischen Fußballer nach langen Jahren wieder zur WM zu führen. Doch das Team verlor im März das Playoff-Halbfinale in Schweden mit 0:1 in der Verlängerung. Damit war der Traum geplatzt von der Weltmeisterschaft in Katar in diesem Jahr.

Laut eigenen Aussagen erwog Šilhavý in der Folge, seinen Posten aufzugeben. Presseberichten nach hatte er auch Angebote aus dem Ausland vor sich liegen. Bei der Pressekonferenz zur Vertragsverlängerung des bestehenden Trainerteams sagte er:

Playoff-Spiel in Schweden | Foto:  Tschechisches Fernsehen

„Ich bin sehr froh, dass es so gekommen ist. Ein Engagement als Nationaltrainer lässt sich nicht ablehnen. Allerdings waren wir nach dem Playoff-Spiel in Schweden nicht gerade in Partylaune. Wir waren sehr enttäuscht und auf alles vorbereitet. Dann aber hat der Exekutivausschuss des Fußballverbandes beschlossen, mit uns weiterarbeiten zu wollen. Ich glaube auch daran, dass wir wieder gute Ergebnisse erzielen werden.“

Der 60-jährige Fußballlehrer soll die tschechischen Spieler mindestens bis Ende kommenden Jahres führen, also durch die komplette EM-Qualifikation. Sollte sich Tschechien dabei die Teilnahme an der Europameisterschaft 2024 in Deutschland sichern, verlängert sich der Vertrag automatisch bis zum Ende des Championats.

Petr Fousek und Jaroslav Šilhavý | Foto: Kateřina Šulová,  ČTK

Jaroslav Šilhavý hat eine positive Bilanz beim Nationalteam. In bisher 41 Spielen unter seiner Führung gewannen die Tschechen 21 Mal, spielten fünfmal unentschieden und verloren 15 Begegnungen. Petr Fousek ist der Vorsitzende des tschechischen Fußballverbandes FAČR:

„Im Fußball entscheiden natürlich immer die Ergebnisse. Aus Sicht des Verbandes muss ich daher Šilhavýs Erfolge anerkennen. Das ist zum einen der Aufstieg in die Elitegruppe der Nations League und zum anderen das Erreichen des Viertelfinales bei der vergangenen EM. Auf der anderen Seite waren unser Traum und auch unsere Ambition gewesen, an der Weltmeisterschaft teilzunehmen. Das ist nicht gelungen und ein klarer Misserfolg. Aber wir schauen nach vorn.“

Patrik Schick | Foto: Tadeáš Bednarz,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 4.0 DEED

Im Playoff-Halbfinale in Schweden war Tschechien teils auch deswegen gescheitert, weil Torjäger Patrik Schick fehlte. Denn der Auftritt war ansonsten nicht so schlecht gewesen.

Nun gab Verbandschef Fousek aber neue Ziele aus. So soll sich das Team um Mannschaftskapitän Tomáš Souček von West Ham für die EM in Deutschland qualifizieren. Die zweite Vorgabe lautet, die Gruppe A in der Nations League zu halten. Und in letzterer ist man auch als Nächstes gefordert. Am 2. Juni empfangen die tschechischen Kicker die WM-Fahrer aus der Schweiz im Sinobo-Stadion in Prag. Drei Tage später folgen die Spanier am selben Ort. Am 9. Juni müssen die Jungs von Šilhavý in Portugal antreten und am 12. Juni – zum Abschluss der Nations-League-Begegnungen im Frühjahr – noch in Spanien.

Immerhin wird Jaroslav Šilhavý dann aufrücken zum tschechischen Nationalcoach mit den drittmeisten Spielen. Vor ihm liegen nur noch die beiden Ikonen Dušan Uhrin senior (50 Spiele), der die Mannschaft 1996 ins EM-Finale gegen Deutschland geführt hatte, und Karel Brückner (72 Spiele), der bei der Europameisterschaft 2004 begeisternden Fußball spielen ließ und mit dem Team unglücklich im Halbfinale scheiterte.

Autor: Till Janzer
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