Ausbesserung der Prager Karlsbrücke – mit Methoden mittelalterlicher Steinmetze
Die Brücke ist das Symbol Prags. Aber sie muss auch instandgehalten und ausgebessert werden. Die Rede ist natürlich von der Karlsbrücke. Bei den Arbeiten gehen die Steinmetze vor wie im Mittelalter – mit Hammer und Meißel nämlich.
Martin Mališ entfernt gerade eine bröcklige Zementschicht aus den Fugen in der Mauer der Karlsbrücke. Er ist einer von drei Steinmetzen, die noch bis zum Ende der Sommerferien die Brüstung der Brücke ausbessern. Der Zement wird bis in zwei Zentimeter Tiefe abgetragen, und die Fugen erhalten danach eine neue Füllung. Mališ erläutert, warum er mit Hammer und Meißel zu Werk geht:
„Die Handarbeit ist ethisch immer noch am ehesten zu verantworten bei solch einem Baudenkmal. Die Intensität der Schläge kann man dann viel besser dosieren.“
Aber auch an der Karlsbrücke kommt ab und zu die Bohrmaschine zum Einsatz, um die Fugen zwischen den Sandsteinquadern zu bearbeiten. Dazu wird ein 40 Zentimeter langer Aufsatz benutzt.
„Die Brücke ist in Bewegung, und an einigen Stellen entstehen Risse. Deswegen schneiden wir die Fugen auf und säubern sie, sodass die Brücke dort mehr Platz hat. Es sind sogenannte Dilatationsfugen, die wir anlegen. Würde man diese auffüllen, entstünden weitere ungewollte Risse“, so Mališ.
Die Karlsbrücke ist der älteste noch bestehende Weg über die Moldau in Prag. Ihr Grundstein wurde 1357 gelegt. Sie besteht aus rund 66.000 Sandsteinquadern.
Für die Instandhaltungsarbeiten an dem Bauwerk ist die Prager Technische Straßenverwaltung verantwortlich. Ihre Arbeit muss sie aber mit den Denkmalschützern absprechen. Und aufgrund der gemeinsamen Übereinkunft hat der Fugenkitt eine interessante Beimischung. Barbora Lišková ist Sprecherin der Technischen Straßenverwaltung:
„Es ist ein spezieller Kitt, weil ihm Ziegenhaare beigemischt sind. Das hat das Denkmalschutzamt vorgeschlagen, und wir haben dem zugestimmt. Der Restaurator stammt aus einer Familie, die diese Funktion bereits seit dem 16. Jahrhundert innehat. Und schon damals wurde diese Beigabe genutzt. Durch sie wird der Kitt zwar fester, aber nicht so sehr, dass er den Stein schädigt.“
Die Brüstung der Karlsbrücke wird regelmäßig ausgebessert. Allerdings ist demnächst auch eine Sanierung der Brückenbögen geplant.
„Derzeit wird über die komplette Ausbesserung der unteren Bauteile diskutiert. Die Karlsbrücke ist durch eine Platte im Boden so isoliert, dass kein Regenwasser in die Konstruktion fließen kann. Das verhindert eine Verschlechterung des baulichen Zustands. Daher haben wir immerhin auch die Zeit, die Ausbesserungsarbeiten gut vorzubereiten“, schildert Barbora Lišková.
Wann diese beginne sollen, ist bisher nicht klar. Laut den Denkmalschützern müsste nämlich auch der Altstädter Brückenturm restauriert werden. Dieser ist mittlerweile baufällig und wurde bisher nur provisorisch gesichert.