Widerstandsfähiger und vielfältiger: Tschechiens Forscher sammeln regionale Wiesensamen
Die Wiesen scheinen nicht mehr so bunt zu sein und so zu duften, wie wir dies aus unserer Kindheit in Erinnerung haben. Nach Ansicht von Naturschützern ist das keine Illusion, sondern traurige Realität. Deshalb wollen sie das ändern.
In Tschechien suchen Forscher nach artenreichen Wiesen, um deren Saatgut einzusammeln. Mit Hilfe der Samen legen sie dann neue Grünflächen an, die auch reichlich Nahrung für Insekten bieten.
Karel Kříž ist Geschäftsführer der Zweigstelle des tschechischen Verbands der Naturschützer (Český svaz ochránců přírody) im mittelböhmischen Vlašim / Wlaschim. Am Rande seiner Arbeit mit einer speziellen Samenerntemaschine erläuterte er in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks seine Methode:
„Wir stehen an einem sogenannten Samenspenderort, das ist eine Wiese nahe Mníšek pod Brdy. Der Begriff wirkt ziemlich wissenschaftlich. Die Spenderwiese wird tatsächlich von den Forschern aufgrund ihrer Qualität ausgewählt. Sie muss artenreich sein und möglichst jenen Wiesen entsprechen, wie es sie hier in der Vergangenheit gab.“
Die Zahl solcher Spenderwiesen sei leider gering, stellt Kříž fest:
„Dies geht erstens auf die Bewirtschaftungsmethoden zurück, indem viele Düngemittel eingesetzt werden. Eine weitere Ursache ist, dass die Wiesen in einem Zug komplett abgemäht werden. Viele Pflanzenarten haben dann keine Chance mehr auszusamen.“
Die Botanikerin Hana Pánková beschreibt die Maschine, mit der die reifen Samen von dem Bewuchs gebürstet werden:
„Im Unterschied zu einem Rasenmäher hat sie vorne eine große Bürste. Damit werden die Samen eingesammelt, der Bewuchs bleibt aber unbeschädigt. Das Bürsten kann daher in einer Saison mehrfach wiederholt werden. Dadurch fangen wir ein breiteres Artenspektrum auf.“
Die regionalen Mischungen sollen widerstandsfähiger sein als die universellen Mischungen. Ziel der Naturschützer ist es, den Wiesen hierzulande ihre ursprüngliche Vielfalt zurückzugeben und sie stabiler gegen den Klimawandel zu machen. Die gewonnen Samen werden auf neuen Flächen ausgesät, ergänzt Pánková:
„Unser Ziel ist es, regionale Samenmischungen zu schaffen, mit Samen von Gräsern und Kräutern. Damit wollen wir diese neuen artenreichen Spenderwiesen anlegen.“
Einheimische Kräuter und Pflanzen dienen als Futter für Insekten. Je begrenzter die botanische Artenvielfalt ist, desto geringer werden auch ihre Bestände. Karel Kříž:
„Alle wissen, dass es an Schmetterlingen und weiteren Insekten fehlt. Ihre Biotope sind zerstört, sie finden daher kein Futter mehr, und so gehen ihre Zahlen zurück. Diese Entwicklung wollen wir umkehren.“
Das Projekt wird mit norwegischen Fördermitteln unterstützt. Durch diese Hilfe können Naturschützer die Saatgüter kostenlos an diejenigen verteilen, die an der Anlegung einer neuen Grünfläche interessiert sind.