Naturschutz und IT: Tschechischer Arbeitsmarkt bietet in Zukunft gute Chancen für Berufsanfänger

Kompass

In welche Richtung wird sich der Arbeitsmarkt in Tschechien in den kommenden fünf Jahren entwickeln? Damit befasst sich das Projekt „Kompas“ des Ministeriums für Arbeit und Soziales.

„Vorhersage des Arbeitsmarktes – Kompas“ so lautet der vollständige Titel des Projektes, mit dem die Mitarbeiter des Ministeriums für Arbeit und Soziales die aktuellen und zu erwartenden Entwicklungen verfolgen. Beobachtet werden dabei vor allem die Branchen IT und Wirtschaft, aber auch der Pflege- und Gesundheitsbereich. Obwohl sich Angebot und Nachfrage von Arbeitsplätzen in den einzelnen Kreisen Tschechiens unterscheiden, gebe es doch auch Trends, die landesweit gelten, kommentiert Jiří Vaňásek. Der „Kompas“-Projektleiter wies in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks darauf hin, dass es immer wichtiger werde, sich ein Leben lang weiterzubilden:

„Was jemand einst studiert hat, muss in Zukunft nicht mehr ausreichen angesichts der einsetzenden Veränderungen. Wir erleben gerade die sogenannte vierte industrielle Revolution. Diese macht Druck auf die IT-Branche, weil viele Prozesse digitalisiert werden.“

Jiří Vaňásek | Foto: Tschechisches Arbeits- und Sozialministerium

Vor allem in der industriellen und Produktionsbranche seien die Ausbildungen bisher oft auf Routinearbeiten ausgerichtet gewesen, fährt Vaňásek fort, der als Staatssekretär im Ministerium für den Bereich Arbeit zuständig ist. Ohne weitere Qualifizierungen könnten die Arbeitnehmer aber zukünftig nicht mehr Schritt halten, so seine Voraussage.

Die besagte vierte industrielle Revolution gebe aber auch Berufsfeldern Aufschwung, die bisher weniger gefragt waren oder ganz neu sind, so Vaňásek weiter:

„Dies betrifft den Bereich Naturschutz. Da spielen etwa der Green Deal eine Rolle und die Vorbereitungen Tschechiens auf das Maßnahmenpaket ‚Fit for 55‘. Dabei wird es darum gehen, wie die Energieversorgung umgestellt wird und wie dies das Angebot an Arbeitsplätzen verändert.“

Tschechien hat seit langem eine niedrige Arbeitslosenquote. Zumindest bis zum Ende dieses Jahres wird sich dies auch kaum ändern, meint der Projektleiter. Gute Chancen hätten vor allem Berufsanfänger:

„Einfluss auf die Beschäftigungsquote haben natürlich vor allem ökonomische Faktoren. Daneben gibt es hierzulande aber seit langem eine rückläufige demografische Entwicklung. Darum wird für die Zukunft eine Veränderung in der Struktur der Arbeitskräfte erwartet. Viele Menschen werden gleichzeitig in Rente gehen, und dann könnte es einen Mangel an jungen Absolventen geben, um sie zu ersetzen.“

Illustrativesfoto: geralt,  Pixabay,  Pixabay License

In dieser Hinsicht könnte sich die leicht steigende Zuwanderung positiv auswirken. In den vergangenen Monaten hat Tschechien vor allem Geflüchtete aus der Ukraine aufgenommen. Laut einer Studie des Arbeits- und Sozialministeriums sind 40 Prozent der Angekommenen jünger als 18 Jahre. Für ihre Integration sei eine Reihe von Maßnahmen ergriffen worden, berichtet Vaňásek:

„Wer sich entscheidet, in Tschechien zu bleiben, dem wollen wir helfen, und dies auch bei der Berufswahl. Es ist natürlich immer gut, wenn jemand seine eigene Wahl trifft und eine Ausbildung absolviert, die ihm Spaß macht. Mit unserem Projekt ‚Kompas‘ zeigen wir jungen Menschen aber auch auf, welche Möglichkeiten sie auf dem Arbeitsmarkt haben.“

Denn nicht in allen Branchen ließe sich nach der Ausbildung auch eine Anstellung finden, ergänzt der Staatssekretär. Das Projekt „Kompas“ wolle jungen Menschen deshalb auch eine Orientierung geben, wo Arbeitsplätze und damit eine Perspektive auf ein gutes Auskommen zu finden sind, so Jiří Vaňásek.