Brutalismus im Miniaturformat: Bildhauer Kintera zeigt Nachbildungen wichtiger Prager Gebäude
Krištof Kintera ist einer der führenden tschechischen Bildhauer. Neue Installationen des Künstlers sind nun im Park Holubička auf der Prager Kleinseite zu sehen. Konkret handelt es sich um sieben Miniaturen brutalistischer Bauten in der tschechischen Hauptstadt. Organisiert wurde die Ausstellung von der Kunsthalle Praha.
Die Kunsthalle Praha wurde im Februar dieses Jahres eröffnet. Im Rahmen der ersten Ausstellung mit Namen „Kinetismus“ sei die Zusammenarbeit mit Krištof Kintera entstanden, erzählt Chefkuratorin Christelle Havranek:
„Wir haben Krištof Kintera angefragt, ob er eine Arbeit für die Freifläche gegenüber der Kunsthalle gestalten wolle. Er konnte frei auswählen, was genau er dort entwickeln würde. Kintera entschied sich für das Thema der brutalistischen Architektur aus der Zeit des Kommunismus. Das ist eine ziemlich kontroverse Angelegenheit, denn viele Prager mögen diese Bauten nicht. In den letzten Jahren hat aber ein neues Interesse für die Häuser eingesetzt.“
Die Auswahl der Gebäude sei bunt, erklärt Christelle Havranek im Interview für Radio Prag International:
ZUM THEMA
„Eines der Bauwerke, ein Wohnhaus, wurde nie gebaut. Ein anderes, das Hotel Praha, wurde bereits abgerissen. Und auch weitere der tatsächlich existierenden Gebäude drohen, zerstört zu werden.“
Zu den Bauten, die Kintera für die Exposition geschrumpft hat, zählt auch der Prager Fernsehturm oder der zentrale Gebäudekomplex für Telekommunikation (ÚTB), beide im Stadtteil Žižkov. Um das Hotel Praha in der Ausstellung authentisch demoliert darzustellen, musste Kintera selbst Hand anlegen und seine eigene Skulptur teilweise zerstören. Abreißen oder nicht, diese Frage verhandelt somit auch die Ausstellung im Park Holubička. Christelle Havranek zufolge geht es zudem ganz allgemein um den Einfluss politischer Ideologien auf die Architektur.
Die Schau trägt den Titel „Sochy domů a Dívka s holubicí” (zu Deutsch etwa: Häuserstatuen und das Mädchen mit der Taube). Aber wie kam es zu diesem Namen?
„Das ‚Mädchen mit der Taube‘ ist eine Statue, die bereits zuvor in dem Park stand“, erklärt Havranek. „Noch vor Eröffnung der Kunsthalle Praha hatten wir die Idee, diese Freifläche zu nutzen – wir wussten nur nicht, wie. Als Krištof Kintera den Park betrat, war das erste, was ihm in die Augen fiel, die Statue aus den 1950er Jahren. Das ‚Mädchen mit der Taube‘ hat seine Installation beeinflusst, es kam zu einer Art Dialog. Kintera hatte die Idee, die Statue dominant im Park stehen zu lassen und eine Stadt um sie herum zu bauen.“
Die Ausstellung im Prager Stadtzentrum kann kostenlos besucht werden. Die beste Tageszeit hierfür ist nach Sonnenuntergang. Denn die einzelnen Gebäude würden beleuchtet werden, erklärt Christelle Havranek, und dann seien sie besonders beeindruckend.