Russischer Pianist Kissin spielt Komposition, die Russlands Aggression gegen die Ukraine kritisiert
Der russische Pianist Jewgeni Kissin, der seit 2017 in Prag lebt, spielt am Montag im Prager Rudolfinum gemeinsam mit den Konzertmeistern der Tschechischen Philharmonie eine ganz besondere Komposition. Es ist ein Stück, das Russlands Aggression gegen die Ukraine kritisiert.
Das Trio für Violine, Violoncello und Klavier besteht aus drei Sätzen. Der erste Satz verbildlicht die russische Invasion und die Bombardements, der zweite die Tragödie des ukrainischen Volkes. Kissin zitiert darin zwei ukrainische Volkslieder. Eines davon ist „Ich gehe an ein Grab“. Im dritten Satz thematisiert der Komponist den ukrainischen Sieg, an den er fest glaubt. Das Finale bestehe aus zwei Teilen – der eine sei im ukrainischen, der andere im jüdischen Stil geschrieben worden, teilte Kissin mit. Das jüdische Element steht dem Musiker zufolge für drei Tatsachen: Der ukrainische Staatspräsident Wolodymyr Selenskyj ist ein Jude. In der ukrainischen Armee kämpfen israelische Freiwillige. Und schließlich sei er Jude, der in Russland geboren und aufgewachsen sei, so Kissin. Der Künstler fügte hinzu: „Da das jüdische Volk das größte Opfer der russischen Fremdenfeindlichkeit war, habe ich immer eine starke Solidarität mit allen weiteren Opfern gefühlt. Jetzt ist die Ukraine Ziel des russischen Fremdenhasses und Imperialismus geworden. Wir Juden sollten die Hauptverbündeten des Landes sein.“
Kissins Klaviertrio erklingt im Suk-Saal des Rudolfinums. Gemeinsam mit dem Pianisten spielen der Geiger Jan Fišer und der Cellist Václav Petr. Auf dem Programm des Konzerts steht des Weiteren das zweite Klavierquintett von Antonín Dvořák. Neben Petr und Fišer spielen noch die Geigerin Petra Brabcová, der Bratschist Jiří Pinkas und der Pianist Ivo Kahánek. Das Konzert ist mittlerweile ausverkauft.
Jewgeni Kissin stammt aus Moskau. Mit zwei Jahren begann er Klavier zu spielen, mit sechs fing er an, am Musikinstitut für begabte Kinder zu studieren. Sein Debüt als Solist mit einem Orchester gab Kissin mit zehn Jahren. Ein Jahr später hatte er sein erstes Solokonzert. 1985 trat er erstmals im Ausland auf. Kissin besitzt neben der russischen auch die britische und die israelische Staatsbürgerschaft. 1991 verließ er mit seiner Familie Russland. Der Künstler hat während seiner Karriere zahlreiche Auszeichnungen erhalten.
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