Energiekosten und sinkende Nachfrage: Tschechische Unternehmer sind eher pessimistisch
Ein Teil der Unternehmer in Tschechien ist eher pessimistisch, was ihre nächsten Aktivitäten betrifft. Dies hat der Erwartungsindex der Firmen gezeigt, von der Tschechischen Handelsbank erstellt wird.
Firmen müssen sich genauso wie Haushalte hierzulande mit den hohen Energiepreisen und der steigenden Inflation auseinandersetzen. Das zeigt der sogenannte Erwartungsindex der Firmen. Dieser ist ein Projekt der Tschechischen Handelsbank (ČSOB) und hilft dabei, die Entwicklung bei den kleinen und mittelgroßen Unternehmen im Bereich von Nachfrage und Investitionen auszuwerten. Die Firmenbesitzer planen laut dem Index stärker als bisher, beim Thema Energie in die Nachhaltigkeit zu investieren. Dabei handele es sich nicht nur um Sparmaßnahmen wie beispielsweise den Austausch der Beleuchtung in Gebäuden, sagte Pavel Prokop in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks. Er ist Exekutivdirektor des Firmenbankwesens bei der Tschechischen Handelsbank.
„Drei Viertel der Firmen greifen zu Innovationen. Diese zielen auf Kostenregelung, Energieeinsparungen, Photovoltaik und Wärmedämmung. Mit alldem musste man sich unter den früheren Bedingungen nicht beschäftigen.“
Ein Beispiel ist der Maschinenbauer Ventos aus dem nordböhmischen Rumburk / Rumburg. Das Unternehmen ist seit 1993 auf dem Markt aktiv. Es produziert unter anderem Lärmschutzkabinen und Industrietrockner. Die Manager von Ventos beschlossen, die Beleuchtung in allen Produktionshallen wegen der hohen Energiekosten auszutauschen. Damit sparen sie 80 Prozent der Ausgaben für den Strom. Weitere finanzielle Mittel seien für modernere und wirtschaftlichere Geräte ausgegeben worden, beschrieb Lubomír Červeňák. Er ist Vorstandsmitglied bei Ventos.
„Wir haben einen mobilen Zusatzerhitzer gekauft. Dieser ermöglicht uns, den Gasverbrauch auf fünf Prozent des früheren Bedarfs zu drücken. Zudem haben wir in eine moderne Laseranlage investiert, die ein Drittel weniger Energie verbraucht.“
Derartige Neuerungen haben Pavel Prokop zufolge den Vorteil, dass sie nicht nur das aktuelle Problem mit den hohen Energiepreisen lösen, sondern auch Investitionen in die Zukunft sind.
„Etwas zu finanzieren, was mittelfristig keinen Sinn hat, ist eine vereitelte Investition. Wenn die Firma in diesem Jahr und den folgenden zehn es schafft, Solarenergie zu nutzen, um die Kosten zu optimieren und die Umwelt zu schonen, dann ist dies meiner Meinung nach jedoch keine vereitelte Investition.“
Allerdings drückt auch die sinkende Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen die Stimmung bei den Unternehmern in Tschechien. Angesichts der hohen Inflationsraten mit monatlichen Werten von bis zu 18 Prozent, sparen die Menschen hierzulande und kaufen nicht mehr so viel ein wie zuvor. Jede zweite Firma befürchte daher einen Rückgang der Nachfrage, sagt der Chefökonom der Tschechischen Handelsbank, Martin Kupka:
„Die Firmen gehen davon aus, dass die Nachfrage sinkt. Dies ist auch logisch, da das Wirtschaftswachstum langsamer wird und wir eine leichteRezession verzeichnen.“
Die Tschechische Nationalbank (ČNB) geht davon aus, dass die Inflation im kommenden Jahr auf unter zehn Prozent sinkt. Viele Chefs von kleinen und mittelgroßen Unternehmen teilen jedoch diese Prognose der Nationalbank nicht. Dem Erwartungsindex zufolge machen sich sieben von zehn Unternehmern Sorgen über die Energiekosten. 75 Prozent der Firmen befürchten einen Einbruch der tschechischen Wirtschaft.
Der Erwartungsindex der Firmen wird seit 2013 von der Tschechischen Handelsbank erstellt. In dem Projekt werden die Daten von rund 400 Firmen aus unterschiedlichen Industriebranchen erfasst.