Aus Dvůr Králové nach Kenia: Durchbruch bei der Rettung des Nördlichen Breitmaulnashorns
Der Safari-Park im mittelböhmischen Dvůr Králové / Königinnenhof ist eingebunden in die Rettung des Nördlichen Breitmaulnashorns. Nun haben Wissenschaftler einen Durchbruch erreicht auf dem Weg zur künstlichen Züchtung neuer Tiere. Dahinter steht ein internationales Expertenteam unter Leitung des tschechischen Zoos.
2018 starb Sudan, das letzte männliche Nördliche Breitmaulnashorn. Damit war auch die Chance gestorben, dass sich diese Unterart der Dickhäuter auf natürlichem Weg erhalten würde. Bevor Sudan in Kenia ausgewildert worden war, hatte er 33 Jahre seines Lebens im Safari-Park in Dvůr Králové verbracht. Dieser tschechische Zoo ist entscheidend eingebunden in die Rettung des Nördlichen Breitmaulnashorns.
Die einzige Hoffnung für den Erhalt der Unterart liegt heute bei der Wissenschaft. Das internationale Konsortium BioRescue hat dabei nun einen wichtigen Erfolg vermeldet: die Bildung von Eizellen aus den Stammzellen verstorbener Tiere. Dies gelang Wissenschaftlern an der Universität von Osaka in Japan. Jan Stejskal vom Safari-Park in Dvůr Králové sagte dazu gegenüber Radio Prag International:
„Wir haben schon vor Jahren mit der Arbeit begonnen, um weibliche Eier im Labor zu züchten. Der erste Schritt war, sogenannte induzierte pluripotente Stammzellen aus Gewebeproben zu gewinnen. Das geschah am Max-Delbrück-Zentrum in Berlin. Nun haben unsere Kollegen in Osaka einen weiteren Durchbruch erzielt. Sie haben Urkeimzellen aus induzierten pluripotenten Stammzellen geschaffen. Dies ist ein sehr wichtiger Schritt, um Eier im Labor zu züchten.“
Die künstliche Zucht von Eiern aus dem Genmaterial verstorbener weiblicher Nördlicher Breitmaulnashörner ist genauso entscheidend wie die Herstellung von Sperma auf demselben Weg. Denn es leben nur noch zwei Kühe dieser Unterart, die beide 2009 aus Dvůr Králové in ein Schutzgebiet am Mount Kenya gebracht wurden: Najin und ihre Tochter Fatu.
„Leider produziert Najin nicht mehr genügend Eizellen oder Eier von der Qualität, dass daraus Embryos entstehen könnten. Das heißt, wir haben mit Fatu nur noch ein Weibchen, dem wir Eizellen entnehmen können. Auf diese Weise haben wir bereits 23 Embryos hergestellt. Die Eizellen haben aber nicht die nötige genetische Vielfalt, um eine neue Population der Nashörner aufzubauen. Es handelt sich nämlich nur um dieses eine Weibchen sowie zwei Männchen, von denen wir Sperma konserviert haben. Falls wir lernen, Eier und Spermien aus Stammzellen-bezogenen Verfahren zu gewinnen, können wir aber das Genmaterial von zwölf Exemplaren des Nashorns nutzen“, erläutert Jan Stejskal.
Der Plan ist, den möglichen Nachwuchs aber nicht von Fatu austragen zu lassen, sondern von Kühen des Südlichen Breitmaulnashorns. Dafür soll ab dem kommenden Jahr bereits eine Testreihe starten. Und zwar wollen die Wissenschaftler den Weibchen des Südlichen Breitmaulnashorns erst einmal Embryos der eigenen Unterart einsetzen.
Dass sich derart um den Erhalt des Nördlichen Breitmaulnashorns bemüht wird, hängt auch mit seiner wichtigen Funktion im Ökosystem zusammen: Es gilt als Schlüsseltier für den Erhalt weiterer Arten.