Freiwillige setzen Friedhof von Hodňov in Stand

Im Böhmerwaldort Hodňov / Honetschlag wird dank Freiwilligen der örtliche Friedhof in Stand gesetzt.

Lenka Hůlková | Foto: Petr Kubát,  Tschechischer Rundfunk

Hodňov liegt im Südosten des Böhmerwaldes. Heutzutage ist es ein Ortsteil des Städtchens Horní Planá / Oberplan. Auf dem dortigen Friedhof lehnen mehrere alte Grabsteine an der Mauer. Diese seien erst vor kurzem dort hingebracht worden, erzählte Lenka Hůlková in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks. Sie arbeitet im Adalbert-Stifter-Museum in Horní Planá.

„Es handelt sich um Grabsteine von zwei inzwischen geschlossenen Friedhöfen in Hodňov. Sie lagen auf einem ungeordneten Haufen, einige wurden in den Fundamenten eines Hauses auf dem Marktplatz gefunden.“

Foto: Petr Kubát,  Tschechischer Rundfunk

Freiwillige bemühen sich derzeit, den Friedhof mit eigenen Kräften in einen würdigen Zustand zu bringen. Lenka Hůlková:

„Es handelt sich schließlich um einen Friedhof. Darum ist es nicht möglich, hier mit schwerer Technik zu arbeiten, so kann beispielsweise kein Traktor hier fahren. Alles muss mit den Händen gemacht werden. Einige Männer haben die Grabsteine mit einer großen Sackkarre hierhergefahren oder sie hergetragen. Einige der Steine sind sehr alt, sie stammen vom ältesten Friedhof, der sich nahe der Kirche befand. Die Kirche war 1791 geweiht worden.“

Ehepaar Hůlka | Foto: Petr Kubát,  Tschechischer Rundfunk

Hodňov gehört zu jenen Dörfern, deren meist deutsche Bewohner nach dem Zweiten Weltkrieg vertrieben wurden. Vor 100 Jahren bestand die Gemeinde Hůlková zufolge aus rund 30 Häusern:

„Wenn man die Bewohner der eingemeindeten Dörfer hinzuzählt, hatte Hodňov rund 1000 Einwohner. Zur Gemeinde gehörten damals beispielsweise Jelm, Maňávka, Olšina mit Myslivecké údolí, Žlábek und Otice.“

Auch der ehemalige Bürgermeister von Horní Planá, Jiří Hůlka, stammt aus Hodňov.

„Meine Vorfahren lebten dort seit 1730. Sie waren Nachkommen von Glasmachern. Mein Großvater war Handwerker und arbeitete in den Graphit-Werken der Schwarzenbergs. Ich habe bis zu meinem fünften Lebensjahr in Myslivecké údolí bei Hodňov gelebt. Vor kurzem habe ich die dortige Kirche besucht und sah eine Fotografie, auf der alle dortigen Rekruten des Ersten Weltkriegs abgelichtet waren – einschließlich meines Großvaters und seiner Brüder. Ich erinnere mich daran, dass meine Großmutter mit mir als kleinem Kind immer vor der Messe zum Familiengrab ging. Damals war das noch ein normaler Friedhof, voller Blumen. Er war für mich immer ein etwas geheimnisvoller Ort. Und das ist so bis heute geblieben.“

Foto: Petr Kubát,  Tschechischer Rundfunk

Der Schriftsteller Jan Štifter aus České Budějovice / Budweis hat ebenfalls dabei geholfen, die Grabsteine auf den Friedhof zu bringen:

„Ich habe das Gefühl, als ob in diesem Ort die Vertreibung der Deutschen noch andauern würde. In dem ansonsten malerischen Dorf stehen einige Häuser, die leer und heruntergekommen sind. Dorthin wird kaum mehr jemand zurückkehren.“

Lenka Hůlková möchte möglichst viele Informationen über die Menschen sammeln, die aus der Gegend vertrieben wurden. Dazu plant sie zusammen mit ihrem Mann eine Ausstellung:

„Im Haus an der Ecke des Friedhofs, das früher als Leichenhaus diente, möchten wir eine Ausstellung über Hodňov und weitere verschwundene Dörfer zeigen, die sich beispielsweise auf dem Truppenübungsgelände Boletice befanden. Damit könnte der Friedhof zu einem schönen Erinnerungsort werden.“

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Autoren: Martina Schneibergová , Petr Kubát
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