Suche nach Atomendlager in Tschechien: Betroffene Gemeinden kritisieren übereiltes Vorgehen
Die Vorbereitungen sowie die Auswahl der Orte für ein Atommüllendlager in Tschechien sind übereilt und intransparent. Diese Kritik äußerte am Mittwoch die „Plattform gegen das Atomendlager“, in der die betroffenen Gemeinden organisiert sind.
„Für die ausschlaggebenden geologischen Untersuchungen, die ursprünglich sieben Jahre dauern sollten, bleibt nun kaum noch die Hälfte dieser Zeit. Es wurden weder eine Auswahlmethodik vorbereitet, noch die Mindestanforderungen dafür formuliert, welche Erkenntnisse bei der Ortswahl für das Endlager unerlässlich sein sollen“, konstatierte die Plattform am Mittwoch. Die Initiative wirft der Verwaltung für Atommülllager (SÚRAO) zudem vor, dass den in Frage kommenden Gemeinden keine Projektbeschreibungen vorliegen, aus denen hervorgeht, wo die Testbohrungen durchgeführt werden.
„Das Vorgehen der SÚRAO ruft Befürchtungen hervor, dass die möglichen Standorte anhand von Informationen unterschiedlicher Qualität verglichen werden und dass die endgültige Ortswahl auf Grundlage von Informationen getroffen wird, die erst im für die Entscheidung festgelegten Jahr 2028 zur Verfügung stehen“, fügte der Geologe Matěj Machek von der tschechischen Akademie der Wissenschaften an.
Die Verwaltung für Atommülllager reagierte auf die Kritik mit dem Hinweis, dass verschiedene geologische Untersuchungen schon seit 2003 und in intensiverer Form seit 2014 durchgeführt würden. Die Arbeit laut aktuellem Zeitplan verlaufe in ausreichendem Maße und entsprechender Qualität, teilte SÚRAO-Sprecherin Martina Bílá mit. „Wir nehmen uns auch ein Beispiel am Ausland. In der Schweiz etwa vergingen nach Beendigung der technischen Untersuchungen vor Ort bis zur Bestimmung des sichersten Standortes mehrere Monate“, fügte Bílá an. SÚRAO würde die Bürgermeister der in Frage kommenden Gemeinden sowie die Öffentlichkeit auf verschiedenen Wegen informieren, hieß es weiter, so etwa auch durch Exkursionen oder Präsentationen.
SÚRAO hat am Montag den Antrag zur Bestimmung der Untersuchungsstandorte in vier Gemeinden eingereicht, und zwar für Horka und Hrádek im Kreis Vysočina, für Janoch nahe dem Akw Temelín in Südböhmen sowie für Březový potok südlich von Plzeň / Pilsen. Sobald das tschechische Umweltministerium dies genehmigt, werden dort die Probebohrungen aufgenommen. Die betroffenen Gemeinden sind mit dem möglichen Bau eines Endlagers auf ihrem Gebiet nicht einverstanden. Es wird erwartet, dass sie daher gegen die endgültige Standortwahl klagen werden.