Waagen unter dem Asphalt überführen in Tschechien überladene Lkws

Auf den Straßen und Autobahnen Tschechiens messen Dutzende sogenannte dynamische Waagen das Gewicht der Fahrzeuge. Der Staat und die Städte wollen dadurch überladenen Lkws auf die Spur kommen.

Illustrationsfoto: René Volfík,  iROZHLAS.cz

Im Sommer durchqueren bis zu 1000 Lkws täglich eine der wichtigsten Straßen in Velké Meziříčí / Groß Meseritsch auf der Böhmisch-Mährischen Höhe. Ein Problem für den Ort, meint Bürgermeister Alexandros Kaminaras (parteilos):

„Am Schlimmsten ist für die Stadt der Durchgangsverkehr. Es gibt ihn hier, obwohl er eigentlich untersagt ist. Aber auch die überladenen Fahrzeuge stellen ein Problem dar. Sie zerstören die Hauptstraßen der Stadt. Die dynamischen Waagen können uns da sehr helfen.“

Deshalb wurden in Velké Meziříčí zwei entsprechende Geräte installiert, die das Gewicht der Lkws im fließenden Verkehr messen. Zwei Jahre lang waren sie im Einsatz. Das Ergebnis: Ein Drittel der Lastwagen war zu schwer. Da jedoch Zweifel laut wurden an den Messungen, konnten keine Bußgelder eingetrieben werden. Nun soll deshalb eine neue und genauere Technik installiert werden:

„In den nächsten Tagen werden wir eine öffentliche Ausschreibung starten, die etwa einen Monat dauern wird. Die neuen Waagen sollen bis zum Beginn der Sommerferien installiert werden“, so Radovan Necid, Leiter der Behörde für die Verwaltung und Unterhaltung von Straßen im Kreis Vysočina (KSÚSV), in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks.

Waage | Foto: Michal Trnka,  Tschechischer Rundfunk

Geplant sind dabei drei statt bisher zwei Messstellen. Fast 15 Millionen Kronen (626.000 Euro) sollen investiert werden.

Velké Meziříčí ist dabei kein Einzelfall. Auch anderswo in Tschechien verkehren zahlreiche überladene Lkws, die durch die Waagen in der Fahrbahn überführt werden. So etwa in Židlochovice / Groß Seelowitz in der Nähe von Brno / Brünn. Jan Vitula (parteilos) ist Bürgermeister des Ortes:

„Die dynamischen Waagen ermitteln mehrere Informationen. Sie stellen etwa einzelne Achsen fest, die überladen sind. Dahingehend wäre aber eine engere Zusammenarbeit mit der Polizei von Nöten. Wir konzentrieren uns deshalb vorerst auf das Gesamtgewicht der Fahrzeuge.“

Illustrationsfoto: Milan Kopecký,  Tschechischer Rundfunk

Im Schnitt hätten die Lkws drei Tonnen zu viel geladen, so Vitula. Der Rekord läge allerdings bei einer Überlast von 48 Tonnen. „Etwa 70 Prozent sind Spediteure aus dem Ausland“, sagt Vitula. Seitdem das Wiegesystem vor einem Jahr angebracht wurde, konnten 17 Millionen Kronen (710.000 Euro) an Bußgeld eingenommen werden. 15 Prozent davon gehen an die Gemeinde Židlochovice: „Da die Einnahmen aus den Strafen für uns relativ niedrig sind, können wir davon gerade einmal die administrativen Kosten bezahlen, die mit der Messung in Verbindung stehen“, sagt allerdings Bürgermeister Vitula.

Der Großteil des Strafgeldes geht an den jeweiligen Kreis und den Staat. Jan Rýdl ist Sprecher der tschechischen Straßen- und Autobahndirektion (ŘSD):

„Wir würden uns wünschen, dass die eingenommenen Gelder, die ja recht hoch liegen, wieder in die Straßen und die Infrastruktur investiert werden. Ich denke, zum Großteil passiert das auch bereits.“

Illustrationsfoto: Jana Šustová,  Radio Prague International

Wie Rýdl betont, gibt es bereits zahlreiche der Messsysteme auf den Autobahnen in Tschechien:

„Auf der Autobahn D8, die von Prag nach Ústí nad Labem und Dresden führt, messen wir pro Monat 230.000 Lastwagen. Unseren Daten zufolge sind sieben Prozent der Fahrzeuge überladen.“

Die Straßen- und Autobahndirektion will in Zukunft deshalb auch weitere Waagen anbringen.

Autoren: Ferdinand Hauser , Patrik Salát , Tomáš Kremr
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