Tschechiens Energiemix muss grüner werden – Studie sieht Nachholbedarf bei Nutzung von EU-Geldern
Tschechien darf den Ausbau erneuerbarer Energien nicht versäumen, sonst verliert der Staat mehrere Milliarden Kronen. Zu diesem Ergebnis ist eine Studie gekommen, die der Verband für moderne Energie (Svaz moderní energetiky) in Auftrag gegeben hat.
Der Ausbau von Windkraft- und Photovoltaikanlagen muss in Tschechien beschleunigt werden. Neben vielen Milliarden Kronen, die dem Staat sonst entgehen würden, drohe auch ein Verlust von mehreren Tausend Arbeitsplätzen, so das Beratungsunternehmen Deloitte in einer neuen Studie. In Auftrag gegeben hat die Analyse der Verband für moderne Energie. Dessen Leiter Martin Sedlák sagt:
„Es gibt einige Hundert Großkonzerne, die entweder in Tschechien eine Niederlassung haben oder deren Zulieferer tschechische Firmen sind. Diese Unternehmen haben sich teils bereits jetzt dazu verpflichtet, in Zukunft auf 100 Prozent Ökostrom zu setzen. Wenn die tschechischen Energielieferanten dies jedoch nicht bieten können, werden sich diese Konzerne nach anderen Märkten umschauen.“
Die Autoren der Studie appellieren vor allem an den tschechischen Staat, schleunigst auf verfügbare EU-Mittel zum Ausbau erneuerbarer Energien zurückzugreifen. Die Europäische Union könnte in Zukunft nämlich womöglich andere Wirtschaftszweige unterstützen, und Tschechien würde dadurch ins Hintertreffen geraten, so die Befürchtung. Nutze man hingegen alle Fördermittel aus, die bis 2030 angeboten werden, könnten Hunderte neue Kraftwerke gebaut werden, unterstreichen die Ökonomen ihre Forderung. In der Folge würden sich bis 2030 auch die Aussichten für den Arbeitsmarkt und die Privathaushalte verbessern, ergänzt Deloitte-Chefökonom David Marek…
„Es könnten bis zu 34.000 neue Stellen in allen Bereichen entstehen. Das würde auch das Einkommen der Haushalte beeinflussen. Man kann kumulativ von 145 Milliarden Kronen (6,1 Milliarden Euro) ausgehen, welche den Haushalten zugutekommen würden.“
Die Einnahmen für die Staatskasse dürften zudem um 119 Milliarden Kronen (5 Milliarden Euro) steigen, rechnet Marek weiter vor. Und nicht nur das: In den nächsten sieben Jahren könnte auch das Bruttoinlandsprodukt um fünf Prozent anwachsen.
Das sind große Zahlen. Aber kann es Tschechien gelingen, die Gelder für die grünen Kraftwerke zu beziehen? Es muss gelingen, betont Umweltminister Petr Hladík (Christdemokraten) in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks:
„Der aktuelle Fördermechanismus funktioniert. Wir versuchen jedoch, ihn immer weiter zu digitalisieren und zu vereinfachen.“
Der Studie zufolge hängt der Bau neuer Kraftwerke aber auch davon ab, ob die administrativen Prozesse in Tschechien beschleunigt werden könnten. So dauert der Genehmigungsprozess und der Bau eines Solarkraftwerks derzeit etwa fünf Jahre, im Falle von Windkraft sind es sogar zehn Jahre. Dies sei zu lang, finden die Autoren der Analyse.