Tschechische Rettungskräfte bereit zum Einsatz in Marokko - Warten auf offizielle Note
Nach dem verheerenden Erdbeben in Marokko vom Freitag stehen tschechische Einsatzkräfte für eine mögliche Rettungsmission bereit. In dem nordafrikanischen Land wurden bislang mehr als 2100 Tote gezählt, doch in abgelegenen Regionen werden noch viele weitere Opfer vermutet.
Sie hätte zunächst nicht gewusst, was los sei, sagte die tschechische Touristin Michaela Vašíčková gegenüber dem Tschechischen Rundfunk. Zum Zeitpunkt des Erdbebens machte die Tschechin gerade Urlaub in Marrakesch. Die historische Stadt und ihre Umgebung gehören zu den am schlimmsten betroffenen Gebieten. Vašíčková beschreibt die Nacht auf Samstag:
„Alle Touristen liefen aus dem Hotel auf die Straße. Dort war viel Lärm. Im Haus neben dem Hotel stürzte eine Mauer ein, wobei ein Kind ums Leben kam. Wir waren alle im Nachtzeug und wurden dann aufgefordert, unsere Reisepässe noch schnell aus den Hotelzimmern zu holen. Durch die Straßen der Altstadt liefen wir etwa zehn Minuten lang zu einem Parkplatz. Durch die Gassen strömten die Einheimischen. Die Frauen weinten, die Männer schrien.“
In dem afrikanischen Land halten sich derzeit etwa 200 Tschechen auf. Nach Angaben des Außenministeriums sind alle unversehrt.
Tschechien hat unmittelbar nach der Katastrophe ein eigenes Rettungsteam angeboten. Dieses erhielt am Sonntag das Hilfeersuchen einer marokkanischen Präfektur und gab am Sonntagabend bekannt, am Montag abzufliegen. Letztlich musste das Hilfsteam aber in Tschechien und in Bereitschaft bleiben. Marokko muss nämlich erst über eine offizielle Note um Hilfe bitten. Wenn der Antrag nicht bis Montag 16 Uhr eingehe, werde die Tschechische Republik das Hilfsangebot zurückziehen, teilte Feuerwehr-Sprecherin Martina Götzová mit:
„Das tschechische USAR-Team mit etwa 70 Mitgliedern steht weiterhin bereit. Wir wurden informiert, dass genau wie wir auch weitere Länder Europas, wie etwa Frankreich, Deutschland, die Niederlande und Italien, die Abreise ihrer Rettungskräfte verschieben mussten.“
Marokko hat bisher die Hilfsangebote aus vier Ländern in Anspruch genommen, und zwar Spanien, Großbritannien, Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Der tschechische Botschafter in Rabatt, Ladislav Škeřík, führt die Verzögerungen auf eine komplizierte Lage vor Ort zurück:
„Das Problem besteht darin, dass es die meisten Opfer in den Bergregionen gibt, also in einem schwer zugänglichen Terrain. Durch das Erdbeben wurden die Straßen zu den Bergdörfern verschüttet. Die Regierung arbeitet intensiv daran, die Wege passierbar zu machen.“
Das tschechische USAR-Team (Urban Search and Rescue) ist darauf spezialisiert, Menschen in Trümmern ausfindig zu machen. Zu seinen 70 Such- und Rettungsexperten gehören neben Feuerwehrleuten auch Hundeführer, Sanitäter und ein Bauingenieur. Drei Flugzeuge der tschechischen Armee wurden bereitgestellt, um sie alle nach Marokko zu fliegen. Die Rettungskräfte hatten sofort nach der Katstrophe am Freitag die nötige Ausrüstung vorbereitet, um sich mindestens zehn Tage lang in Marokko selbst versorgen zu können.
Das Team aus Tschechien war zuletzt im Februar dieses Jahres nach dem verheerenden Erdbeben in der Türkei im Einsatz. Dort haben seine Mitglieder drei Überlebende aus den Trümmern gerettet und rund 70 Todesopfer geborgen.